Er stand in einem dunkelblauen Anzug vor mir und hielt eine rote Rose in der Hand. Je näher ich ihm kam, desto mehr wurde mir bewusst, wie groß er eigentlich ist. Ich schätzte ihn auf 1,90 m. Seine Haut war sehr gebräunt, weswegen seine blauen Augen herausstachen. Seine Haarfarbe konnte ich nicht einschätzen, denn er trug eine Glatze. Jedoch machte ihn diese auf gar keinen Fall weniger attraktiv. Sein Drei-Tage-Bart hob nur noch mehr seine markanten Gesichtszüge hervor, sowie seine vollen Lippen. Auf der rechten Seite seines Halses konnte ich ein großes, rundes Tattoo erspähen. Es war eine Art Mandala.
,,Ich hoffe du bist nicht ganz so enttäuscht darüber, dass ich Mister X bin, wie es gerade aussieht", sagte er plötzlich mit seiner tiefen Stimme und ich zuckte leicht auf, weil es so unerwartet war.,,N-Nein, ganz und gar nicht", sagte ich schnell und spürte die Scham in mir aufsteigen.
,,Mein Name ist Brandon Leen. Diese Rose ist für dich", er überreichte mir die wunderschöne rote Rose und ich nahm sie dankend entgegen.
,,Mira Tonke", stellte ich mich ihm nun auch vor.
Er nickte und sah mir dann in die Augen. ,,Nun, Mira. Darf ich dich in den Versammlungssaal begleiten?", er hielt mir seinen Arm hin und sofort hackte ich mich bei ihm ein.
,,Das wäre mir eine Ehre", antwortete ich lächelnd und wie auf Knopfdruck öffnete sich die große Doppeltür neben uns und ließ uns eintreten.
Im Versammlungssaal waren nun alle Blicke auf mich und Brandon gerichtet. Ich fühlte mich sogleich etwas unwohl, weil die ganze Aufmerksamkeit auf uns lag, versuchte es mir jedoch nicht allzu sehr anmerken zu lassen.
Er stoppte als wir nun neben den anderen Kandidatinnen standen und drehte sich zu mir.
,,Danke für die Begleitung", ich ließ meinen Arm wieder aus seinem entgleiten.
,,Es war mir ein Vergnügen", sagte er noch freundlich, bevor er alleine weiter ging.
Währenddessen rückte ich näher zu den anderen Kandidatinnen, um mich zwischen ihnen etwas verbergen zu können. Das war nämlich schon genug Aufmerksamkeit für heute.
,,Kennt ihr euch etwa schon?", stupste mich jemand von der Seite an. Verwundert drehte ich meinen Kopf zu ihr.
Sie trug ein knallgelbes, bodenlanges Kleid. Ihr blonder Bob war nach hinten frisiert und von der Größe her, war sie schon fast ziemlich klein, meiner Meinung nach.
Von unten blickte sie mich mit großen braunen Bambi-Augen an.
,,Nein, wieso?", fragte ich verwirrt und kurz sah sie ungläubig zu Brandon nach vorne und dann wieder zu mir.
,,Weil er nur dich hier herbegleitet hat", meinte sie skeptisch.
Daraufhin musste ich lachen.
,,Er hat mich doch nur begleitet, weil ich die Letzte gewesen bin", winkte ich sofort ab und drehte mich wieder nach vorne.
Man konnte ja jetzt schon den Konkurrenzkampf verspüren, obwohl noch nicht mal alles richtig begonnen hat. Darüber konnte ich nur meinen Kopf schütteln.'Man konnte es auch übertreiben'
,,Ich freue mich euch alle in diesem Schloss begrüßen zu dürfen", sprach Brandon und nahm ein Glas Champagner vom Tablett eines Kellners.
,,Ich bin sehr froh darüber, dass meine zwei besten Freunde, Cole und Thalila, für mich so wunderschöne Damen ausgewählt haben. Nun möchte ich mit euch allen anstoßen und euch herzlich willkommen heißen", er hob sein Glas und wir alle taten es ihm gleich, nachdem auch wir unsere Gläser erhalten hatten.
Nach Brandons Rede begaben sich alle auf ihre Zimmer. Ich wurde wie versprochen von Theo abgeholt und in mein Zimmer, welches sich im zweiten Stock befand, geführt.
Es war in den verschiedensten Rottönen gehalten. Ich hatte ein riesiges Bett mit Vorhängen an den Seiten, sowie auch einen kleinen Balkon mit einer Aussicht auf ein wunderschönes Feld.
Bevor Theo mein Zimmer wieder verließ, erklärte er mir den morgigen Tagesablauf, der schon um acht Uhr beginnen sollte. Er würde mich um acht Uhr wecken und fertig machen für das Frühstück, welches um zehn Uhr beginnt. Um elf Uhr fangen dann die ganzen Interviews an. Um achtzehn Uhr gibt es Abendessen und danach haben wir Freizeit.
Er half mir noch beim Ausziehen meines Kleides und verließ daraufhin mit einem kurzen ,,Gute Nacht" mein Zimmer.
Nun stand ich nur in Unterwäsche im Raum und hielt Ausschau nach den Kameras, welche nicht sonderlich versteckt waren, wie ich bemerken musste. Eine befand sich in der einen Ecke des Zimmers und die andere genau gegenüber.
Theo hatte mir erklärt, dass diese Aufnahmen meist nicht reingeschnitten werden, da sie nur dazu dienen, falls man unerwarteten Besuch bekommen würde.
Ohne weiter viel darüber nachzudenken begab ich mich daraufhin ins Badezimmer, wo ich ausgiebig duschen ging. Am heutigen Tag ist nicht sonderlich viel passiert. Die meiste Zeit verbrachte ich nur mit warten und herumstehen. Aber es war dennoch trotz allem alles sehr neu und interessant für mich. Es beruhigte mich etwas nun zu wissen, wie das alles hier abläuft.
Ich nahm mir vor, den morgigen Tag dafür zu nutzen, um mich mit Angelina anzufreunden. Sie schien sehr nett und eine Freundin konnte man immer gebrauchen.
Ich stieg aus der Dusche und wickelte mich in ein Handtuch ein, bevor ich zum Ankleidezimmer lief. Nachdem ich keine eigene Kleidung hier her mitnehmen durfte, musste ich mir eben welche suchen gehen. Das Ankleidezimmer war fast so groß wie mein Schlafzimmer und war voll mit verschiedener Kleidung kreiert von Theo, sowie auch ein paar einfachen Kleidern. Ich stöberte in den Schubläden, bis ich endlich Unterwäsche für mich fand und hielt daraufhin Ausschau nach einem Bademantel oder etwas Ähnlichem. Rechts von mir entdeckte ich einen dunkelblauen Kimono mit Spitze verziert und zog ihn mir sofort über. Passende Flausche-Hausschuhe standen genau darunter.
Es war bereits zweiundzwanzig Uhr, jedoch war ich noch kein bisschen müde, weswegen ich mich dafür entschied noch auf den Balkon zu gehen, um mir die Müdigkeit einzufangen. Ich musste nämlich schon um acht Uhr morgen aus dem Bett.
Ich zog die Schiebetür zur Seite und spürte sogleich den leichten Wind durch meine Haare wehen.
Es war nicht kalt. Der Wind war angenehm. Es war Anfang Sommer und somit kamen wieder wärmere Nächte auf uns zu.
Die Sonne stand schon gut unten und ließ den Himmel in einem wunderschönen rot-orange erstrahlen. Ich genoss die Aussicht. Es ist schon lange her, dass ich mir mal die Zeit dafür genommen haben, den Sonnenuntergang zu betrachten. Ich beschloss dies nun in Zukunft öfter zu tun.
Nachdem der Himmel dunkel wurde, wollte ich mich wieder zurück in mein Zimmer begeben, doch etwas erhielt meine Aufmerksamkeit.
Ein Security-Mann stand unten am Feldrand und blickte zu mir hinauf. Ich sah ihm kurz entgegen und drehte mich gleich aber auch schon uninteressiert wieder von ihm weg. Er war wohl für die heutige Nachtwache zuständig. Nichts, was mich interessieren sollte.
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Mister X
Mystery / ThrillerEine verlorene Wette, ein Casting, ein Mister X, eine Reality-Show. Eigentlich ganz harmlos...wenn man natürlich die mysteriösen Briefe, das Verschwinden der Kandidatinnen, die ganzen Security-Männer und das seltsame Verhalten der Veranstalter ignor...