Kapitel 41

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Nolen fing an zu lachen, als er meinen verunsicherten Blick bemerkte.
,,Ah komm", er neigte seinen Kopf zur Seite. ,,Wir hatten doch schon mal das Vergnügen. Du dachtest zwar ich wäre Brandon, aber immerhin", er zuckte mit seinen Schultern und grinste.

,,Nur ein mal?", ich runzelte meine Stirn.

,,Leider ja", nun seufzte er und lief näher zum Stehtisch, mit dem Blick auf der roten Rose. ,,Ich durfte mich dir eigentlich nicht zeigen, weil angenommen wurde, du würdest sofort merken, dass nicht Brandon vor dir steht", er richtete seine Augen wieder auf mich und kniff sie leicht zu Schlitzen. ,,Jedoch war dem nicht so".
Er biss sich auf die Unterlippe.
,,Ich war derjenige gewesen, welcher dich ins Baumhaus eingeladen hat", er atmete tief ein und aus. ,,Irgendwie bin ich enttäuscht darüber, dass wir dich für schlauer gehalten haben als du eigentlich bist. Womöglich habe ich mich für die falsche Kandidatin entschieden".

Ich habe im Baumhaus sehr wohl bemerkt, dass etwas mit ''Brandon" nicht gestimmt hat. Sein Persönlichkeitswechsel war kaum zu übersehen, doch ich entschied mich gegen eine Rechtfertigung. Sollte er ruhig denken, ich sei blöd. Was mich in diesem Moment interessierte, war die Aussage: ,,Womöglich habe ich mich für die falsche Kandidatin entschieden".
War das der Grund, warum nur bei mir im Zimmer so viele Kameras installiert wurden? Warum nur ich beschattet wurde?

,,Wen meinst du mit ,,wir"? Du und das Team, welches dieses Experiment hier durchführt?", wagte ich mich zu fragen. In seiner Nähe fühlte ich mich unwohl und auf irgendeiner Weise bedroht. Ich hatte Angst. Seine Vergangenheit, von der ich zuvor aus den Dokumenten erfahren hatte, ließen mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen, jedes Mal wenn ich erneut daran dachte.

Nolen neigte wieder interessiert seinen Kopf. ,,Warum fragst du, wenn du es doch eh schon weißt?"

Als ich nicht antwortete, fing er, amüsiert von meinem Verhalten, anzulachen. ,,Weißt du, ich werde irgendwie nicht schlau aus dir",  er verschränkte seine Arme hinter dem Rücken und trat ein paar Schritte nach rechts. ,,Jedes Mal, wenn ich mir ein klares Bild von dir mache, wird es kurz darauf wieder zerstört. Was genau hat dich bitte jetzt verunsichert? Du bist doch sonst nicht so schweigsam."
Seine Miene spiegelte Verwirrung wider. Diese Frage interessierte ihn wirklich.

,,Du", antwortete ich ihm leise und bedacht. Ich konnte ihn nicht einschätzen. Wusste nicht, was von ihm zu erwarten war, sollte ich nur ein falsches Wort oder eine falsche Bewegung machen. Ich fühlte mich in seiner Nähe so, als hätte er die Macht alles mit mir tun zu können, was er nur wollte. Und vielleicht war dem sogar so und meine Angst war nicht ganz unbegründet.

,,Du hast vom falschen Angst''. Nolen stellte sich direkt vor mich und hob mit nur einem Zeigefinger mein Kinn an, damit er mir in die Augen schauen konnte. ,,Auf dieser Welt gibt es viel grausamere Menschen als mich'', flüsterte er und ich bemerkte wie sich daraufhin sein Kiefer etwas anspannte.

,,Du meinst die Leute, welche hierfür verantwortlich sind?'', wollte ich als Bestätigung wissen.

Doch anstatt mir zu antworten, lächelte er nur. Sah mir noch ein paar Sekunden lang stumm in die Augen und entfernte sich wieder von mir. Er drehte sich um und griff nach der roten Rose auf dem Stehtisch.

,,Ich denke, es ist keine Überraschung für dich, dass du weiter bist''.

,,Was passiert als Nächstes?'', gab ich nicht auf meine Fragen zu stellen und nahm die Rose, welche er mir ausstreckte entgegen. Abwartend sah ich ihn an. 

,,Deine Neugierde hat dir hier nicht nur ein mal Probleme bereitet und wie es aussieht, lernst du nicht draus''. Seine Miene verfinsterte sich augenblicklich. Es war eine stumme Warnung an mich, welche ich sofort verstand und meinen Blick zu Boden senkte.

Mister XWo Geschichten leben. Entdecke jetzt