Er saß mir gegenüber und neigte seinen Kopf etwas auf die Seite.
,,Wie geht es dir, Mira?“
,,Gut“, sagte ich und seufzte. ,,Können wir das Gespräch bitte einfach überspringen? Ich bin müde und du lässt mich doch sowieso weiter“
,,Du magst es nicht, mit mir zu reden?“, stelle er eine Gegenfrage und grinste. ‘Arschloch‘
,,Magst du es, mit Leuten zu reden, die dir drohen?“. Mit zusammengekniffenen Augen sah ich ihn an.
,,Ich drohe dir doch gerade gar nicht“
Ich verdrehte meine Augen und sah zum Fenster. Ich hatte genug von seinem Gesicht. Es war zum Kotzen.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er mit seinem Sessel näher zu mir rückte und sich mit seinem Ellenbogen auf den Beinen abstützte.
,,Es tut mir leid. Ich hätte dir nicht drohen sollen“, entschuldigte er sich.
Ich drehte meinen Kopf wieder zu ihm. ,,Warum lässt du mich nicht einfach gehen?“
,,Weil du mir gefällst“. Er sah mir in die Augen. ,,Ich will mehr Zeit mit dir verbringen“
Ich schnaubte. ,,Brandon, warum lügst du?“. Ich lehnte mich nach hinten, um etwas mehr Abstand von ihm zu kriegen. ,,Man droht keinem Menschen als Erstes in einem Brief und dann persönlich, nur um ihn weiterhin hier zu behalten“. Leicht schüttelte ich meinen Kopf. ,,Sag mir den wahren Grund“, forderte ich.
,,In einem Brief?“. Mit einem verwirrten Gesichtsausdruck sah er mich an.
Ich hob eine Augenbraue an. ,,Ja, in einem Brief, Brandon“. ‘Was tat er jetzt so unwissend?‘
Mit gerunzelter Stirn sah er zu Boden und verharrte für ein paar Sekunden. Dann setzte er ein Lächeln auf.
,,Du siehst wirklich sehr müde aus. Lass uns ein anderes Mal weiter reden“
‘Gott sei Dank‘
Ohne mich zu verabschieden stand ich vom Sessel auf und verließ die Bibliothek.
~
‘Zweiter Stock. Vierte Tür links‘, sprach ich in Gedanken und zählte die Türen ab.
Nachdem ich nach dem Gespräch mit Brandon in mein Zimmer gegangen bin und mich etwas bequemer angezogen hatte, machte ich mich sofort auf den Weg zu der Braunhaarigen, deren Name ich immer noch nicht wusste.
An der besagten Tür klopfte ich.
Keine Sekunde später wurde diese auch schon geöffnet.
,,Komm rein“. Sie trat beiseite, damit ich ihr Zimmer betreten konnte.
Eingerichtet war es eins zu eins wie meins, nur in orangen Tönen.
,,Setzt dich“, wies sie mich auf und zeigte aufs Bett. Während ich mich setzte, fing sie an, die Vorhänge zuzuziehen.
,,Und jetzt leg dich unter die Bettdecke, so als wärst du nur zum Übernachten gekommen“
,,Was?“
,,Tu es einfach“, sagte sie streng.
Skeptisch und sie im Auge behaltend, legte ich mich langsam unter die Bettdecke.
Selber lief sie auf den Lichtschalter zu. ,,Weißt du, ich finde es mega, dass sie an den Kameras in den Zimmern Geld gespart haben. Sie haben weder ein Mikrofon noch eine Nachtsichtfunktion.“. Sie knipste das Licht aus und es wurde stockdunkel.
,,Woher weißt du das?“, fragte ich und setzte mich wieder auf.
,,Ich verkaufe diese Dinger und kenne das Modell“. Sie tastet nach mir und griff nach meine Hand. ,,Komm mit“
Schritt für Schritt zog sie mich durch eine Tür. Es konnte nur das Ankleidezimmer sein, indem wir uns jetzt befanden, denn im Badezimmer gab es Fenster, durch dessen der Mond geschienen hätte und hier war er immer noch stockdunkel.
,,Wohin führst du mich?“. Mit der freien Hand strich ich die Wand entlang, um mich besser orientieren zu können.
,,Ein Schloss hat so seine Geheimnisse. Und eines davon habe ich vor kurzem gelüftet“. Sie ließ meine Hand los und ich hörte, wie sie die Kleiderbügel hin und her schob. Danach ertönte so etwas wie ein Holz an Holz reiben und schlussendlich hallte es plötzlich.
,,Hand“, forderte sie und tastete nach mir. Nachdem sie meine Hand wieder gefunden hatte, zog sie mich durch einen engen Spalt, an dem ich etwas ungeschickt meine Schulter anstieß.
Hinter mir schob sie die Schiebetür, welche ich nun sehen konnte, da von oben herab der Mond hindurchschien, zu und zeigte auf die Wendeltreppe. ,,Da hoch“
Ich befolgte ihre Anweisung und stieg die Treppen hinauf.
,,Noch ein Turmzimmer“, flüsterte ich oben angekommen und sah mich um. Es sah genauso aus wie der, den mir Brandon gezeigt hatte.
,,Was heißt noch einer?“, fragte sie verwirrt hinter mir.
,,Brandon hat mir mal einen gezeigt. Der müsste sich aber weiter oben befinden“. Ich lief zum Fenster und sah hoch. Und tatsächlich. Links, schräg über uns, konnte man ihn sehen. ,,Warum sind wir hier?“
Sie stellte sich neben mich ans Fenster. ,,Weil uns hier keiner sehen und hören kann“
Ich nickte und sah in den Wald. ‘Irgendwo dort hinten verschwindet immer die Limousine. Ob Kayl vielleicht schon etwas herausgefunden hat? Oder verfolgt er sie jetzt gerade in diesem Moment?
,,Weißt du, wer rausgeflogen ist?“, fragte ich.
,,Jennifer“, sagte sie.
Ich wusste mal wieder nicht wer genau das war, beließ es aber auch dabei.
,,Und wie heißt du eigentlich?“
Sie lachte. ,,Mit der Frage kommst du aber früh. Ich heiße Demi“
,,Mira“, stellte auch ich mich vor.
,,Ich weiß“, sagte sie daraufhin. ,,Man hört überall deinen Namen. Aus jeder Ecke“
Ich drehte mich zu ihr. ,,Wie meinst du das?“
,,Wusstest du, dass die Security-Männer jeder deiner Schritte beobachten und ins Funkgerät weitergeben?“
Ich seufzte. ‘Stimmt, da war ja was. Kayl hat mir schon letzte Woche erzählt, dass sie die Aufgabe erteilt bekommen haben, mich zu beschatten‘Langsam nickte ich.
,,Weißt du, ich habe mich schon die ganze Zeit über gefragt, warum du so wichtig zu sein scheinst“. Sie kam mir näher. ,,Und ich konnte es einfach nicht herausfinden“. Jetzt neigte sie ihren Kopf etwas zur Seite. ,,Erklär’s mir"
Ich fuhr mir verzweifelt durch die Haare. ,,Ich weiß es doch selber nicht“
Sie schnaubte. ,,Brandon lässt dich beschatten und dich interessiert es gar nicht, weshalb?“
‘Wie viel durfte ich ihr erzählen? Konnte ich ihr vertrauen? Oder ist das hier gerade eine Falle?
Ich muss vorsichtig sein‘
,,Was ich auf jeden Fall weiß ist, dass er mich im Finale sehen will“
Sie schüttelte ihren Kopf. ,,Das ist keine Erklärung dafür, dass er dich beschatten lässt“
Ich verschränkte die Arme. ,,Was ist deine Vermutung?“. ‘Jetzt war ich gespannt‘
,,Warum lässt man jemanden beschatten, Mira?“
Ich zuckte nur mit den Schultern.
,,Kontrolle“, flüsterte sie. ,,Er kontrolliert dich. Aber weshalb?“

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Mister X
Mystery / ThrillerEine verlorene Wette, ein Casting, ein Mister X, eine Reality-Show. Eigentlich ganz harmlos...wenn man natürlich die mysteriösen Briefe, das Verschwinden der Kandidatinnen, die ganzen Security-Männer und das seltsame Verhalten der Veranstalter ignor...