Um fünfzehn Uhr verließ ich mein Zimmer und machte mich auf den Weg zu Angelina und Emma in den Schlossgarten. Wir hatten beschlossen uns nach dem Date von Brandon und Emma zu treffen, damit sie uns alles erzählen konnte.
An der Treppe angekommen, die mich zum Schlossgarten führen würde, stockte ich in der Bewegung.
Von unten waren zwei Stimmen zu hören, die miteinander flüsterten. Dadurch, dass im Schloss ein Echo herrschte, konnte ich sie dennoch gut verstehen. Was wohl auch hieß, dass ich mich nicht sonderlich weit von ihnen befand.
,,Ich weiß doch auch nicht warum. Tu einfach das, was er dir sagt und fertig". Es war definitiv eine Frauenstimme, die so aufgebracht mit jemandem zu sprechen schien.
,,Findest du das etwas nicht eigenartig Thalila?". Cole. Nun sprach Cole. Da war ich mir sicher.
Ich konnte hören, wie Thalila daraufhin seufzte. ,,Ehrlich gesagt nicht wirklich. Es war eine ganz normale Anweisung von ihm gewesen. Warum musst du auch immer alles so hinterfragen? Und jetzt schalte dein Earbud besser wieder ein, bevor Fragen aufkommen".
Danach sagte keiner der beiden mehr etwas. Ich hörte nur noch Schritte, die sich entfernten.
Und wie vom Blitz getroffen, vielen mir auch schon wieder die ganzen Kameras in den Fluren ein, die mich bei dieser Aktion hier bestimmt auch noch gefilmt haben. Ich hätte mir an Ort und Stelle noch auf die Stirn klatschen können für meine Dummheit.
'Du kannst dir jetzt schon eine Ausrede für das Interview ausdenken', dachte ich genervt.
Da ich an der ganzen Situation aber sowieso nichts mehr ändern konnte, seufzte ich nur und setzte meinen Weg zum Garten weiter fort. Am Ende der Treppe bog ich nach links ab und an der nächsten Abzweigung erneut. Scheinbar etwas zu schnell, denn ich lief volle Kanne in jemanden rein.
,,Oh, tut mir leid. Ich habe dich nicht kommen sehen", entschuldigte ich mich sofort mit geweiteten Augen und blickte in das Gesicht von Cole.
,,Alles in Ordnung. Es ist auch meine Schuld", sagte er und strich sein Hemd wieder etwas glatt. ,,Ich was sowieso gerade auf dem Weg zu dir".
Nun runzelte ich meine Stirn. ,,Weshalb?".
Er lächelte. ,,Nichts Schlimmes. Ich wollte dir nur das hier geben". Aus seiner hinteren Hosentasche zog er einen roten Umschlag hervor und reichte ihn mir.
,,Danke". Ich nahm den Umschlag an mich. Mit einem kurzen Lächeln ging Cole schließlich an mir vorbei.
Geschickt öffnete ich den Umschlag und zog ein gefaltetes Blatt Papier heraus.
Lust auf einen kleinen Ausflug?
Komm um 20 Uhr zum Hintereingang des Schlosses. - BrandonMit einem Lächeln faltete ich die Nachricht wieder zusammen und legte diese wieder zurück in den Umschlag.
Mit einem noch breiterem Lächeln auf den Lippen setzte ich meinen Weg zu Angelina und Emma in den Garten fort.
~
,,Ich denke, wir ziehen dir etwas Praktisches an", überlegte Theo und lief durch das Ankleidezimmer. ,,Aber es wird dennoch elegant und sexy sein".
Nach dem Abendessen habe ich mich sofort auf die Suche nach ihm gemacht, damit er mir etwas zum Anziehen für mein Date heraussuchen konnte. Es waren schließlich alles seine Kreationen und noch traute ich mich nicht ohne seine Erlaubnis etwas zu kombinieren.
Während ich an dem Schminktisch angelehnt stand, beobachtete ich ihn dabei, wie er nach einer schwarzen Lederhose und einer Bluse griff. Sie war gestreift in schwarz-braun und lief vorne spitz nach unten herunter. Dazu kombinierte er Sandalen in einem schwarz mit dickem Absatz und einem genauso schwarzen Gürtel für die Bluse.
Meine Haare ließ er offen, betonte meine Augen mit Kajal und Lidschatten und zog mir dazu goldene dreieckige Ohrringe an.,,Ich denke, das Outfit wird zu allem passen, was ihr beide heute Abend vorhaben werdet", er machte ein paar Schritte rückwärts, um mich besser ansehen zu können.
,,Danke". Ich war auch zufrieden mit dem, was ich nun anhatte. Ich hätte es definitiv nicht besser machen können.
,,Ah, und wenn du das nächste Mal spontan eingeladen werden solltest und keine Zeit hast, um mir Bescheid zu sagen, dann darfst du dir natürlich auch selbst etwas Schönes zum Anziehen aussuchen. Das ist dann auf jeden Fall überhaupt kein Problem", stellte er klar.
,,Okay, dann weiß ich es fürs nächste Mal. Schneller bin ich aber trotzdem dran, wenn du diese Aufgabe übernimmst", zwinkerte ich ihm zu und verließ daraufhin mein Zimmer.
Es war bereits schon 20 Uhr und bis ich am Hintereingang angekommen bin, würden weitere fünf Minuten vergehen, weshalb ich mich etwas beeilen musste.
Als ich die besagte Tür endlich erreichte und den Hinterhof betrat, bemerkte ich einen schwarzen Porsche genau vor der Tür stehen.
Als mich Brandon erblickte, stieg er aus dem Fahrersitz, mit einem Bund roter Rosen in der Hand und steuerte direkt auf mich zu.,,Guten Abend", begrüßte er mich und überreichte mir die wunderschönen Blumen. Kurz roch ich an ihnen und flüsterte ein verlegendes ,,Dankeschön".
,,Darf ich bitten?", ganz Gentleman like, öffnete er mir die Beifahrertür und nahm die Rosen wieder an sich, bevor ich einsteigen konnte. Er übergab diese einem der Kameramänner, die das Szenario schon die ganze Zeit am Filmen waren. Das Auto war ein Zweisitzer und somit gab es nicht genug Platz für die Rosen.
Nachdem er meine Tür wieder geschlossen hatte und selber auf der Fahrerseite eingestiegen ist, fuhren wir auch schon los.
Kurz wanderten meine Augen zum Seitenspiegel um zu sehen, ob uns das Kamerateam in ihrem schwarzen Van hinterherfuhr. Und wie sollte es auch anders sein, sie taten es natürlich. Auch bemerkte ich sofort die kleine Kamera auf dem Armaturenbrett, unterließ jedoch ein Seufzen. Ich wusste nämlich, auf was ich mich hier eingelassen habe. Regte mich aber trotzdem jedes Mal über die nicht vorhandene Privatsphäre auf.
,,Wohin gehts?", frage ich Brandon und versuchte ein Gespräch zwischen uns anzufangen, um mich von den Kameras abzulenken.
,,Hast du einen Führerschein?", stellte er mir stattdessen eine Gegenfrage und ließ sich nicht von der Straße ablenken.
,,Ja?", antwortete ich ihm skeptisch.
,,Und magst du Action?", kurz drehte er seinen Kopf zu mir und bemerkte ein leichtes Grinsen.
,,Mm...vielleicht", nun wurde ich neugierig.
,,Dann wird dir das, was wir vorhaben womöglich gefallen", jetzt grinste er breiter und beschleunigte.
Ich hakte noch etwas bei ihm nach, um mehr Informationen zu erhalten, jedoch blieb er stur. Ab und zu schüttelte er nur lächelnd seinen Kopf über mich, weil ich nicht aufhören konnte ihn auszufragen. Schnell gab ich es aber auch schon auf. Er hätte mir eh nichts verraten.
Als ich ein weiteres Mal meinen Kopf zu ihm drehte, bemerkte ich einen schwarzen Earbud in seinem rechten Ohr.Kurz runzelte ich meine Stirn. 'Wozu braucht er ihn? Vor allem jetzt gerade?'
,,Der ist dazu da, damit mich das Kamerateam jederzeit kontaktieren kann, wenn die Kamera verrutscht oder wir im schlechten Licht stehen und man uns nicht sehen kann. So müssen sie mich nicht ständig deswegen anrufen und können es mir ohne großen Aufwand einfach kurz sagen", beantwortete er meine unausgesprochene Frage.
,,Kannst du etwa Gedanken lesen?", scherzte ich.
Daraufhin schmunzelte er. ,,Ein bisschen".
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Mister X
Mystery / ThrillerEine verlorene Wette, ein Casting, ein Mister X, eine Reality-Show. Eigentlich ganz harmlos...wenn man natürlich die mysteriösen Briefe, das Verschwinden der Kandidatinnen, die ganzen Security-Männer und das seltsame Verhalten der Veranstalter ignor...