,,Du wirst heute strahlen“, versprach mir Theo und zeigte auf den Stuhl vor dem Kosmetiktisch. Lächelnd setzte ich mich und blickte in den Spiegel. Ich hätte schon wieder durchdrehen können vor Aufregung.
,,Was hast du heute für ein Kleid auf Lager?“, fragte ich und schloss meine Augen, damit er mir etwas Lidschatten auftragen konnte.
,,Eins nach dem anderen“, meinte er konzentriert. ,,Wir wollen die Spannung ja aufrechterhalten", grinste er.
Meine Lider wurden nur mit einem hellen Braunton hervorgehoben und mit einem Eyeliner nachgezogen. Die Lippen wurde diesmal in einem helleren rot geschminkt und die Haare auf der linken Kopfhälfte mit dünnen Spangen versehen, während die andere Hälfte grob gewellt wurde.
,,Schließe nun deine Augen“, sagte Theo und drehte mich samt Stuhl um 180 Grad. Ich tat, was er verlangte und hörte, wie er etwas ins Ankleidezimmer rollte.
,,Jetzt mach sie wieder auf.“
Ein breites Grinsen legte sich auf meine Lippen als ich mein Kleid sah. Es bestand aus einem dunkelblauen Stoff, welches mit silbernem Glitzer überzogen wurde. Der Ausschnitt war wieder sehr tief geschnitten, jedoch hatte dieses zum vorherigen Kleid lange und enganliegende Ärmel, an welchen vom Ellenbogen bis zum Handgelenk feine Ketten in Silber herunterbaumelten. Außerdem war es in einem Meerjungfrauenstil.
,,Bin beeindruckt“, sagte ich und stand auf, um es zu berühren. Der Stoff war sehr dünn, aber dennoch blickdicht. Zudem war das Kleid in einem Blauton, welches ich von allen am meisten liebte. Mitternachtsblau.
,,Du hast dich diesmal selbst übertroffen“, lobte ich ihn.
,,Ich bin ganz deiner Meinung“, sagte Theo und zog das Kleid von der Puppe.
~
Theo begleitet mich noch bis zur Doppeltür, die zum Saal führte. Mit einem kurzen ‘viel Glück‘, ging er aber auch schon wieder und ließ mich allein.
Einer mit einem Headset streckte seine Hand in die Höhe und signalisierte mir so, dass er jetzt anfangen würde, mit seinen Fingern den Countdown runterzuzählen.
Nach einem kurzen Nicken meinerseits, um zu zeigen, dass ich verstanden habe, fing er auch schon an seine Finger einen nach dem anderen runterzunehmen.
Nachdem auch der letzte unten war, wurde für mich die Doppeltür geöffnet. Ich steuerte direkt auf die Treppenstufen zu, auf denen schon die anderen 14 Kandidatinnen Platz gefunden haben.
Jede meiner Schritte wurden genaustens von den großen Kameras beobachtet, bis ich mich an die Treppenstufen zu den anderen gesellt hatte.
Nur eine Sekunde nach mir, betrat auch Brandon breit lächelnd den Saal. Kurz ließ er seinen Blick über uns alle wandern. Nachdem dieser auch bei mir angekommen war, seufzte er und senkte seinen Blick zu Boden. Dann nahm er die erste Rose vom Beistelltisch.
,,Vanessa“
Sofort lief das Mädchen, welches beim Casting lauf vor Freude gequietscht hatte, zu ihm.
,,Wir hatten bis jetzt noch nicht die Gelegenheit uns besser kennenzulernen. Aber das wird sich in der nächsten Woche ändern.“
Er überreicht ihr die Rose. ,,Natürlich nur, wenn du diese Rose von mir annimmst.“
,,Aber natürlich“, sagte sie wie aus der Pistole geschossen mit ihrer quietschenden Stimme. ‘Das Date wird wohl nicht allzu lange gehen. Diese Stimme kann doch keine ertragen‘
So ließ er noch Baley, Kim, Jennifer, Emma, und Angelina im Spiel.
,,Mira“
Als er meinen Namen aufgerufen hatte, fingen meine Hände sogleich an zu schwitzen. Nicht, weil ich Angst hatte, raus zu fliegen. Sondern, weil nun die ganze Aufmerksamkeit wieder auf mir lag. Während ich ihm immer näher kam, sah er mir die ganze Zeit über in die Augen.,,Nimmst du diese Rose von mir an?“
Mein Blick huschte zu der Rose, die er mir entgegenstreckte. Ich nickte. ,,Ja“
Es war nur ein sehr leises ‘Ja‘, doch dieses musste auch nur er hören. Ich nahm die Rose, ohne ihn erneut anzuschauen und stellte mich wieder zu den anderen.
Nach mir kam Rayle, Stefanie, Joucy, Katy, Ariana und Lydia. Zwei bleiben übrig. Mila und noch eine, von der ich noch nicht den Namen wusste.
Brandon stand nur noch mit einer Rosa da und drehte sie etwas in seiner Hand.
,,Mila“
An Brandons Mimik erahnte ich nichts Gutes.
,,Ich habe heute leider keine Rose für dich“. Er legte sie wieder auf den Tisch zurück. ,,Es tut mir leid“
Mila rührte sich ein paar Sekunden lang nicht. Dann fing sie an, ihren Kopf zu schütteln.
,,Du machst einen Fehler“, sagte sie. Ich hörte Lydia plötzlich neben mir leise kichern. Ich presste nur meine Lippen aufeinander. Solche Situationen waren immer die unangenehmsten. ‘Geh doch einfach und blamiere dich nicht', dachte ich und wollte mir auf die Stirn klatschen.
,,Geh doch einfach“, sprach Joucy leise das aus, was ich dachte.
,,Ich denke nicht“. Brandon blieb ruhig.
Mit einem Schnaufen wandte sich Mila von ihm ab und stürmte zur Tür.
Brandon ließ sich nicht von diesem Spektakel beirren und nahm gelassen die letzte Rose wieder vom Tisch.
,,Demi“
Sofort kam sie erleichtert angelaufen.
,,Nimmst du diese Rose von mir an?“
,,Mit Vergnügen“, sagte sie und nahm diese entgegen. Dann stellte sie sich wieder zu uns.
Kellner betraten daraufhin den Saal und fingen an, an jeden Champagnergläser zu verteilen. Gemeinsam stießen wir auf eine weitere Woche an.
Nun folgte der rote Teppich, auf dem uns die Fotografen fotografieren und die Reporter ausfragen duften. Dieses Mal dürften wir alle gleichzeitig den roten Teppich passieren, woraufhin Emma, Angelina und ich gemeinsam viele Fotos schossen.
Ich fühlte mich nicht mehr so unwohl zwischen all den Menschen, wenn Angelina und Emma bei mir waren. Somit hatte ich das erst mal so richtig Spaß vor all den Blitzlichtern.
,,Mira, wer ist der Designer Ihres Kleides?“, rief von der Seite einer der Reporter und streckte das Mikrofon näher zu mir hin.
,,Theo Mikoni“, sagte ich brav, so wie es mir Theo beigebracht hatte und lief weiter.
,,Mira , sind Sie eigentlich enttäuscht darüber, dass Ihr Date mit Brandon so unromantisch verlaufen ist?“, fragte schon der nächste mit einem ausgestreckten Mikrofon.
,,Ich denke, das hat nichts zu heißen“, antwortete ich lächelnd und wollte mich wieder zu Angelina und Emma begeben, als mir von hinten plötzlich noch eine Frage gestellt wurde.
,,Ist es wahr, dass Sie mit Brandon noch ein weiteres Treffen hatten, welches nicht aufgenommen wurde?“
Ich stockte in der Bewegung und drehte mich langsam wieder zu dem Reporter.
,,Momentan gibt es viele Gerüchte über alles und jeden. Glauben Sie denn immer jedes der einzelnen Gerüchte?“. Ich ließ mich nicht aus der Fassung bringen.
Dann wandte ich mich wieder von ihm ab und lief zurück ins Schloss. Was genau die jetzt darüber dachten, war mir egal. Ich tat das, was ich musste. Antworten geben. Wie genau ich antworten musste, war nicht vorgeschrieben.
Ich war wohl eine der ersten, die wieder zurück ins Schloss gekommen ist. Da ich jetzt nicht ewig auf Angelina und Emma warten wollte, machte ich mich einfach auf den Weg in mein Zimmer.
Meine Schritte hallten im Flur und fast hätte ich das Schnipsen von Kayl nicht gehört, der unauffällig versuchte meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Er stand versteckt vor den Kameras in der Nische zwischen den Statuen und deutet auf das Gäste-WC, welches sich am Ende des Flures befand.
So als wäre es von Anfang an mein Ziel gewesen, steuerte ich sofort darauf zu. Ich knipste das Licht an und sah mich um. ‘Und was nun?‘
Kurz lief ich umher und konnte nicht so ganz verstehen, was ich hier jetzt eigentlich sollte. Mein Blick schweifte zum Spiegel und ein Stück Papier, welches zwischen Wand und Spiegel klemmte, stach mir ins Auge.
Ich zog es hervor und entfaltete es.Heute während der Zeremonie wurden noch mehr Kameras in deinem Zimmer installiert. Auch außerhalb. Wir wurden beauftragt, dich und deine Vorgehensweisen genaustens zu beobachten und zu dokumentieren. Ich komme nicht mehr unauffällig in dein Badezimmer, weshalb wir nun einen anderen Weg finden müssen um zu kommunizieren. Ich werde mir etwas überlegen.
PS. Mila wurde nach der Ausscheidung von einer Limousine abgeholt und weggefahren, jedoch nur für die Kameras. Eigentlich hat die Limo nur eine Runde um das Schloss gedreht und ist danach im Wald verschwunden. Ich war nicht schnell genug, um zu sehen, wohin genau. Aber meine Vermutung hat sich bestätigt. Hier läuft etwa ab, über das wir nicht aufgeklärt wurden. Außerdem scheinst du sehr wichtig zu sein.
Mein Herzschlag beschleunigte sich. Ich lass mir die Nachricht erneut durch und legte diese schließlich auf den Waschbeckenrand.
Es schien mir alles so surreal. Als wäre alles nur ein schlechter Scherz.
Kurz schloss ich meine Augen und stützte mich mit meinen Armen am Waschbeckenrand. Mir fielen plötzlich die Kameras wieder ein, die mich gefilmt haben mussten, als ich hier reinlief. Ich dufte hier nicht allzu lange verweilen, ansonsten würden wieder Fragen aufkommen, auf die ich keine Antworten hatte.
Ich schnappte mir den Zettel und zerriss ihn in kleine Stückchen, während ich auf eine der Kabinen zusteuerte. Dann warf ich die Schnipsel ins Klo und betätigte die Spülung, darauf bedacht, dass jedes einzelne von ihnen weggespült wurde.
Dann verließ ich das Gäste-WC.
Ich hoffte den ganzen Weg über keiner Menschenseele zu begegnen, da ich gerade überhaupt nicht in Stimmung war, meine Emotionen zu verbergen. Am liebsten wäre ich geradewegs zu Brandon gestürmt und hätte ihn zur Rede gestellt. Doch das wäre zu leichtsinnig. Schließlich wusste ich nicht, was genau hier vor sich ging und wie gefährlich es wäre, wenn ich verraten würde, dass ich Bescheid wusste.
Ich schloss die Tür wieder hinter mir, nachdem ich mein Zimmer betreten hatte und steuerte direkt auf das Badezimmer zu. Zum einzigen Ort, an dem sich keine Kameras befanden und ich die Tür richtig abschließen konnte. Vorsichtshalber sah ich trotzdem in jedes der Ecken, um mich zu vergewissern, dass keine Neuen platziert wurden. Zu meinem Glück, war dies nicht der Fall und somit fing ich an heißes Wasser ins Bad einzulassen und mich aus dem Kleid zu zwängen. Ich brauchte jetzt unbedingt etwas Zeit und Ruhe, um zu überlegen.
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Mister X
Mystery / ThrillerEine verlorene Wette, ein Casting, ein Mister X, eine Reality-Show. Eigentlich ganz harmlos...wenn man natürlich die mysteriösen Briefe, das Verschwinden der Kandidatinnen, die ganzen Security-Männer und das seltsame Verhalten der Veranstalter ignor...