Kapitel 45

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,,Du wusstest es!". Emmas Blick verfinsterte sich. ,,Und? Wie wolltest du mich umbringen? Was war dein Plan?!"

Ich schüttelte hektisch meinen Kopf und warf demonstrativ das Messer ins Waschbecken. ,,Emma, ich....", versuchte ich mich zu rechtfertigen, doch sie schnitt mir das Wort ab.

,,Hast dich dafür sogar bequemer angezogen", spuckte sie und sah mich abwertend von untern nach oben an.

Ich wusste, wie das für sie aussehen musste. Wahrscheinlich hätte ich genauso reagiert wie Emma, wenn unsere Rollen vertauscht wären und ich sie stattdessen im Badezimmer komplett in Schwarz gekleidet, mit einem Fleischmesser stehen gesehen hätte.

Ich öffnete meinen Mund, um etwas zu erwidern, doch hatte keine Möglichkeit um auch nur ein einziges Wort herauszubringen, denn ich musste mich ducken. Emma warf das silberne Buttermesser, welches sie zuvor in der Kommode gefunden hat, nach mir. Hätte ich auch nur eine Sekunde gezögert und nicht rechtzeitig reagiert, wäre es höchstwahrscheinlich direkt an meinem Kopf aufgekommen.
Mit geweiteten Augen blickte ich hinter mich, wo ich beobachten konnte, wie das Messer klimpernd von der gefliesten Wand abprallte und auf dem Boden landete.

Hastige Schritte waren hinter mir zu vernehmen, die sich aus dem Badezimmer entfernten. Daraufhin höre ich das hektische Öffnen und fast sogleich wieder Zuschlagen der Schubläden aus dem Schlafzimmer. Ich verstand sofort, dass Emma sich auf die Suche nach weiteren Waffen begeben hatte. Und eigentlich sollte ich in diesem Moment genau das Gleiche tun, zwischen mir und Emma den größten Abstand bringen, welcher nur möglich war oder zumindest versuchen sie zu beruhigen, doch ich saß nur weiterhin fassungslos auf den kalten Fliesen im Bad und konnte meine Augen nicht von dem Buttermesser abwenden.
'Wollte sie mich gerade etwa ernsthaft umbringen?!'

,,Ich habe mir schon gedacht, dass nur eine von uns hier lebend rauskommt, doch ich habe nicht erwartet, dass du mir so in den Rücken fällst", schnief sie verletzt. Daraufhin wurde es plötzlich still. Zu still. Ich geriet augenblicklich in Panik, da ich nicht mehr hören konnte, wo Emma sich befand und was sie tat. Etwas Schlechtes ahnend, drehte ich mich so um, dass ich nun auf allen vieren saß und ein Blick in mein Zimmer werfen konnte.
Emma stand in der Mitte des Schlafzimmers. Mir direkt gegenüber. Mit einer Axt.

..Emma...". Vorsichtig, um scharfe Bewegungen zu vermeiden, richtete ich mich auf. ,,Du hast es falsch verstanden. Ich habe das Messer vorhin einfach nur gefun..."

,,Hör auf zu lügen!", schnitt sie mir lauthals das Wort ab. Wir standen zwar gut acht Meter voneinander entfernt, jedoch ich bemerkte ihre verheulten roten Augen auch aus dieser Entfernung. Genauso auch die Tränen, welche ihre Augenwinkel verließen und schließlich auf dem Teppichboden aufkamen. Sie war mit ihren Nerven am Ende, hatte Angst und konnte alles außer klar und rational denken. Es war unsinnig, ihr etwas erklären zu wollen. Meine Worte wären nur ohne Beachtung an ihr vorbeigeflogen. Also tat ich das, was mir als das Sinnvollstes vorkam. Ich schlug die Badezimmertür vor ihrer Nase zu und schloss sie ab. Emma wurde daraufhin nur noch wütender. Ihre stampfenden Schritte nährten sich der vor ihr zugesperrten Tür. Da ich mir schon denken konnte, was sie vorhat, brachte ich zwischen mich und der Tür den größten Sicherheitsabstand, welcher nur möglich war. Sekunden später verwirklichte sich meine Vorahnung auch schon. Emma fing an, die Tür mit ihrer Axt zu zertrümmern.
'Okay zugegeben, es war vielleicht doch das Dümmste, was ich in so einer Situation nur machen konnte'

Die Angst, welche ich in diesem Augenblick klar und deutlich verspürte, paralysierte mich. Ich stand schluckend mit dem Rücken an der gegenüberliegenden Wand und sah mit geweiteten Augen zu, wie das Loch in der Mitte der Badezimmertür mit jedem weiteren Schlag von Emma immer mehr an Umfang gewann.
'Was mache ich, wenn die Tür endgültig zertrümmert wurde? Wie wehre ich mich?'
Mein Blick huschte zum Waschbecken, in welches ich mein Fleischmesser zuvor geworfen habe.
'Nein, zu nah an der Tür'
Dann rannte zur Duschkabine und drehte den Duschkopf ab. Mit der gesamten Kraft, die ich nur aufbringen konnte, warf ich ihn gegen die Fensterscheibe. Nichts. Es geschah GAR NICHTS.
'Plexiglas?!'

Mister XWo Geschichten leben. Entdecke jetzt