Kap. 10

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Dienstag, 08. Dezember 2020 - Mittwoch, 09. Dezember 2020

Alles tat weh. Alles. Ich lag mit geschlossenen Augen neben Milan und hatte Angst auch nur einen Muskel zu rühren. Wenn ich gewusst hätte, wie schlimm es werden würde, hätte ich vielleicht nochmal einen Rückzieher gemacht. Ich hatte nicht mit der schönsten oder sanftesten Nacht meines Lebens gerechnet, das hatte ich tief im Inneren auch gar nicht gehofft, aber ich hatte auch nicht gedacht, dass Milan mir wirklich so wehtun würde. Im Nachhinein war ich wirklich froh, dass ich seine bescheidene Mahlzeit angenommen hatte. Doch der Schmerz war nicht einmal das Schlimmste. Viel eher quälte mich der bloße Gedanke an das, was ich getan hatte. Dass ich mich, meinen Körper, wortwörtlich verkauft hatte. Mir drehte sich der Magen um und ich atmete zittrig aus, um die Übelkeit wieder in den Griff zu bekommen.

Ich zuckte zusammen, als ich eine Berührung am Bauch spürte. Langsam öffnete ich die Augen und drehte den Kopf ein wenig, um Milan anzusehen. Ich hoffte inständig, dass er nicht scharf auf eine weitere Runde war. Ich bezweifelte, dass mein Körper da überhaupt mitmachen würde.

"Wie geht's dir, Schätzchen?", fragte er spöttisch, seine Lippen verzogen sich zu einem belustigten Grinsen. Eine weitere Welle der Übelkeit überrollte mich und ich musste meine Augen für einen kurzen Moment erneut schließen.

Ich wusste, ich musste ihm antworten...das war eines der ersten Dinge, die er mir eingebläut hatte. Ich fühlte mich aber beim besten Willen nicht imstande, ihm eine normale Antwort zu geben.

Milans Hand wanderte zu meiner Taille und er grub seine Nägel schmerzhaft in meine Haut. Ich wimmerte auf. Meine eigenen Hände schossen sofort zu seinem Handgelenk, um ihn irgendwie aufzuhalten, aber eigentlich war das völlig sinnlos.

"Scheiße, Milan. Es geht mir scheiße.", zischte ich irgendwann, als sein Griff unerträglich fest geworden war. Erleichtert seufzte ich auf, als er seine Finger lockerte und seine Hand wieder auf meinem Bauch zur Ruhe kam. Ich wollte gar nicht wissen, wie mein Körper aussehen musste: überall Biss- und Nagelspuren, Kratzer, blaue Flecken...und rote Striemen.

Milan lachte belustigt, woraufhin meine Finger verräterisch zuckten. Wie gern hätte ich ihm zur Abwechslung mal eine verpasst?

"Das ist aber wirklich bedauerlich.", meinte er sarkastisch und zog schließlich seine Hand wieder weg. Ich beobachtete durch halb geöffnete Lider, wie er aufstand und sich seine überteuerten Armani-Boxershorts überzog.

Ich wusste, ich musste nach Hause. Einerseits, weil Jongin sicherlich schon von der Arbeit gekommen war, andererseits, weil ich nicht riskieren wollte, dass Milan einen weiteren Einfall hatte, diesen Abend weiterzuführen.

Obwohl sich alles in mir dagegen sträubte, rollte ich mich vorsichtig auf meine Seite und setzte mich mühsam auf. Alle Schmerzenslaute unterdrückte ich verbissen. Ich wollte Milan nicht noch einmal die Genugtuung geben, das zu hören. Schließlich hatte er es die letzten paar Stunden nur darauf angelegt.

Von der Bettkante aus suchte ich mit den Augen nach meinen Kleidungsstücken und überlegte mir, wie ich sie mit so wenig Aufwand wie möglich würde aufsammeln können. Ich ignorierte, dass Milan mich selbstzufrieden beobachtete und riss mich trotz der Schmerzen zusammen. Irgendwie musste ich auch das schaffen, irgendwie musste ich nach Hause kommen, irgendwie.

Und ich schaffte es auch. Zwar dauerte es ewig, aber irgendwann stand ich fertig angezogen im Zimmer. Mein ganzer Körper protestierte gegen die Absätze, gegen jede Bewegung, aber auch das schaffte ich.

Milan hatte die ganze Zeit über an den Türrahmen gelehnt zugesehen und zufrieden gegrinst, jetzt applaudierte er spöttisch. Ich warf ihm einen bösen Blick zu und zuckte gleich darauf zusammen, in der Erwartung, er würde mich für den kleinen Ausrutscher büßen lassen. Milan aber lachte nur und holte sein Handy vom Nachttisch.

My best friend's sister - m.yg.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt