Montag, 18. Januar 2021
Ich schlug die Augen auf und wusste, dass es erneut viel zu spät war. Mein Schlafrhythmus geriet langsam, aber sicher, komplett aus dem Takt. Ich drehte mich auf den Rücken und starrte die Decke über mir an. Die andere Seite des Bettes war leer, schon lange kalt. Ich lauschte Milans Schritten im angrenzenden Wohn-Essbereich. Es war seltsam, dass er überhaupt hier war und nicht in seinem Büro im Taylor's. Ich drehte mich zurück auf die Seite und schwang meine Füße aus dem Bett, bis sie auf dem Boden standen. Die Bettdecke verrutschte, entblößte die Bissspuren und blauen Flecken auf meinen Oberschenkeln.
Gestern Nacht hatte ich Glück gehabt, dass Milan zum Umziehen in seinen begehbaren Kleiderschrank verschwunden war. Das hatte mir die Gelegenheit gegeben, mich unter der Bettdecke zu verkriechen, bevor er auch nur einen Zentimeter meiner Haut unter meinem Kinn sehen konnte. Er war so müde gewesen, dass er sich direkt schlafen gelegt hatte, nicht ohne vorher besitzergreifend einen Arm um meine Taille zu legen und mich an sich zu ziehen. Aber immerhin war das alles gewesen.
Ich war mir nicht sicher, ob er mir heute morgen mehr als nur einen kurzen Blick zugeworfen hatte und ob seine Anwesenheit bedeutete, dass er meinen Körper gesehen hatte. Doch ich hatte mich schon längst entschieden, mir erst Sorgen zu machen, wenn es sein musste, zumindest was Milan anging. Bei ihm konnte man ohnehin nie wissen, was man bekam.
Die Uhr auf dem Nachttisch zeigte an, dass es kurz nach zwei war, ich hatte also den halben Tag verschlafen.
Als ich in nach nebenan ging, wieder vollständig angezogen und ausreichend hergerichtet, saß Milan auf dem Sofa, sein Laptop auf dem Schoß. Er blickte nicht einmal auf, als ich reinkam, so konzentriert war er.
Langsam und vorsichtig näherte ich mich, als wäre ich kurz davor einen Löwen zu streicheln. Ich schaute über seine Schulter, immer noch nervös, dass er mich jeden Moment bemerken und wütend werden könnte.
"Gibt es etwas Neues?", fragte ich ihn leise.
"Ja."
Ich wartete, doch Milan schien nicht, als würde er seine Antwort ausführen wollen. Ich verdrehte die Augen, nachdem ich sicher gestellt hatte, dass er mich nicht sehen konnte. Von ihm hätte ich nichts Anderes erwarten sollen.
"Meine Schicht im Café fängt bald an. Wir sehen uns dann heute Abend.", merkte ich an, schon auf dem Weg zur Tür.
"Okay. Bis nachher.", Milans Stimme klang viel zu entspannt, so normal. Irgendetwas stimmte nicht. Doch was es auch war, es war besser, nichts zu hinterfragen. Stirnrunzelnd verließ ich die Wohnung und checkte meine Nachrichten. Yoongis ignorierte ich, Jimin antwortete ich kurz, dass alles in Ordnung war. Er musste sich wohl sonst was gedacht haben, nachdem ich gestern so plötzlich verschwunden war.
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"Eine heiße Schokolade mit Sahne und einen Milchkaffee mit zwei Zuckerwürfeln. Bitte sehr.", ich reichte die zwei Pappbecher über die Theke, mein einstudiertes höfliches Lächeln immer noch auf den Lippen.
"Danke, aber ich wollte nur einen Würfel Zucker, nicht zwei.", merkte der junge Mann entschuldigend an. Er reichte seiner Freundin neben sich die heiße Schokolade.
"Wirklich?", ich griff nach meinem kleinen Notizblock und blätterte vor zu der richtigen Stelle. "Oh, ja, das stimmt. Es tut mir wirklich sehr leid! Ich werde Ihnen sofort einen neuen Kaffee bringen."
Ich nahm die schief gelaufene Bestellung zurück und ließ sie hinter der Theke stehen. Den Kaffee konnte ich selbst gut gebrauchen.
"Das macht nichts.", rief der junge Mann, aber ich leitete den korrigierten Auftrag bereits an June weiter.
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My best friend's sister - m.yg.
FanfictionNach der überraschenden Verhaftung in Tokyo hatte Kim Hope sich geschworen, die Liebe ihres Lebens zu retten und sich an den Verantwortlichen zu rächen. Doch mehr als ein Jahr später hat sie die Hoffnung schon aufgegeben. Nichts lief so wie geplant...