Kap. 41

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Montag, 12. Juli 2021

Ich war einsam. Anders konnte ich es nicht beschreiben, dieses Gefühl der Leere in mir. Milan hatte seine Geschäftsreise überraschend verlängert, sodass ich ihn seit mehr als zwei Wochen nicht gesehen hatte. Dabei hätte ich eine Ablenkung gut gebrauchen können.

Stattdessen stürzte ich mich also in die Arbeit, legte Doppelschichten im Café ein und kümmerte mich sonst rund um die Uhr um den Klub. Ich musste nicht zur Schule, musste nicht lernen, neue Freunde waren natürlich auch nicht einfach aus dem Boden geschossen...

Also musste ich mich selbst beschäftigen, um keine Zeit zu haben, über meine Gefühle nachzudenken...oder über das, was auf Jongins Hochzeit geschehen war.

Deshalb war ich fast erleichtert, als nach der Pause der Unterricht wieder begann. Unsere Ergebnisse hatten wir noch nicht erhalten, sodass niemand wirklich wusste, ob er bestanden hatte oder nicht. Da es Zweitprüfungen im Herbst gab, für die man sich anmelden konnte, wenn man es nicht geschafft hatte, war es nur verständlich, dass die Kurse weiter stattfanden.

Ich machte mir keine Sorgen, dass ich nicht bestanden hatte, und die meisten, die das nicht taten, blieben für gewöhnlich zu Hause in dieser Zeit. Ich war aber viel zu verzweifelt, um mir diese Chance auf einen Zeitvertreib entgehen zu lassen.

Mit ihm rechnete ich nicht in der Schule, genauso wenig mit Woo Yeon oder Tan. Sie alle waren sich doch viel zu schade, um ihre Zeit im Unterricht zu verschwenden. Deshalb war ich mehr oder weniger beruhigt, als ich mich in der Cafeteria mit meinem Tablett nach einem Tisch umsah.

Dann wurde es auf einmal still. Mit einem ganz unguten Gefühl blickte ich zur Tür. Ich traf seinen Blick und die ganze Welt blieb stehen. Der ganze Schmerz, den ich in den letzten Tagen erfolgreich verdrängt und ignoriert hatte, schien sich an die Oberfläche zu kämpfen. Zittrig atmete ich aus und wandte mich schnell einem leeren Tisch zu, bevor meine Knie unter mir nachgaben. Unter den Augen der versammelten Schülerschaft ließ ich mich auf einen der Plastikstühle fallen und griff nach meinen Stäbchen, nur um den Anschein zu erwecken, ich wäre beschäftigt. Dabei sah ich mein Essen gar nicht. Stattdessen schwebten seine eiskalten Augen vor mir. So hatte er mich schon oft angesehen, doch jetzt wusste ich, dass es nicht Arroganz oder Gleichgültigkeit war. Nein, dieses Mal wollte er den Schmerz verstecken, den er sicherlich bei meinem Anblick verspürte.

Die Stille in der Cafeteria war ohrenbetäubend, sodass es jedem auffiel, als die Doppeltüren auf der anderen Seite aufgingen. Aufgeregtes Geflüster summte durch den Raum und ich warf einen Blick zu der Quelle.

Natürlich, wie konnte es auch anders sein? Es war wie ein Déjà-vu und ein weiterer Beweis, dass mich das Universum offensichtlich hasste.

Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie sich Yoongi betont gelassen ein Tablett holte und es mit Essen füllte. Jeder spürte die Atmosphäre voller Hass zwischen den ehemals besten Freunden und jeder wollte natürlich wissen, was los war.

Als ich gerade überlegte, ob es nicht klüger war, so schnell wie möglich von dort zu verschwinden, lief Tan auf Yoongi zu und blieb nur wenige Schritte vor ihm stehen.

"Hey, Min Yoongi.", er musterte ihn, die Hände lässig in den Hosentaschen vergraben. Er hatte seine Haare wieder gefärbt, schwarz dieses Mal, und ich bemerkte einen silbernen Ohrring, den er vorher nicht gehabt hatte. "Du musst glücklich sein, ohne deinen besten Freund."

Für einige wenige angespannte Sekunden sahen sie sich nur an, Sekunden, die sich für jeden anderen sicherlich wie Stunden anfühlten. Alle schienen die Luft anzuhalten, so still war es. Deshalb war es nur umso ohrenbetäubender, als Tan den Blick abwandte - er drückte mit seiner ganzen Haltung aus, dass das Thema für ihn erledigt war - und beim Vorbeigehen mit seiner Schulter Yoongis Tablett mit so viel Wucht auf den Boden beförderte, dass es einige Meter weit über das Linoleum schlitterte.

My best friend's sister - m.yg.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt