Kap. 33

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Sonntag, 17. Januar 2021

Ungeduldig betätigte ich die Klingel ein weiteres Mal, während ich vor dem Gebäude, in dem Yoongi wohnte, nervös von einem Fuß auf den anderen trat. Noch immer atmete ich schwer und das Stechen in meiner Seite war beinahe unerträglich, dazu kam, dass Absätze wirklich nicht für so weite Strecken in so einem Tempo geeignet waren, sodass meine Füße auch noch abzusterben drohten. Doch das alles erschien so irrelevant im Gegensatz zu dem, was ich Yoongi mitzuteilen hatte, dass ich es nur am Rande zur Kenntnis nahm.

Gerade wollte ich entnervt dauerklingeln, als die Gegensprechanlage knisterte.

"Wer ist da?", Yoongi schien bereits verärgert zu sein und bei meinem Klingelverhalten war das auch kein Wunder.

"Hope, ich muss dringend mit dir sprechen.", erwiderte ich atemlos und stützte mich erschöpft mit einer Hand an der Wand ab. Langsam spürte ich, wie sehr mir mein Spaziergang zusetzte, wie sehr jeder einzelne von Milans Hieben schmerzte.

Yoongi antwortete nichts, stattdessen summte die Tür verräterisch und gewährte mir Einlass. Wäre ich nicht so in Eile und völlig außer mir gewesen, hätte ich mich vielleicht an meine erste Nacht hier erinnert, an diesen glänzenden Marmorboden, der mir damals schon verschwenderisch vorgekommen war, an den Aufzug, der direkt in Yoongis Wohnung führte.

Doch ich war in Eile und völlig außer mir, sodass ich auf den Aufzug zueilte und den Knopf so lange ungeduldig malträtierte, bis sich die Türen vor mir öffneten. Ich schob mich durch den Spalt, bevor sie ganz aufgeglitten waren und wählte das entsprechende Stockwerk. Ungeduldig tigerte ich in dem engen Raum umher, bis der Aufzug zum Stehen kam und die Sicht auf Yoongis Flur freigab.

Er erwartete mich bereits, einen undefinierbaren Ausdruck im Gesicht. Allerdings zuckte seine Augenbraue verräterisch, als ich in Sicht kam: verschwitzt, mit roten Wangen und immer noch schwer atmend. Bevor er etwas sagen konnte, kam ich ihm zuvor.

"Du darfst Milan nicht verhaften lassen.", war alles, was ich herausbrachte, bevor mein Körper endgültig aufgab. Meine Beine gaben unter mir nach und ich fiel auf die Knie. Mit den Händen stützte ich mich ab und verhinderte, dass auch mein Gesicht Bekanntschaft mit dem Boden machte. Meine Arme fingen sofort an zu zittern, drohten unter mir nachzugeben, doch da kniete Yoongi bereits neben mir und legte seinen Arm um meine Taille, um mich aufzurichten und in der Position festzuhalten.

"Wow, das nenne ich Einsatz.", murmelte er fassungslos und zog mich gegen sich, bis ich schließlich zwischen seinen Beinen saß, gegen ihn gelehnt und in dem Versuch, mich zusammenzureißen.

"Du darfst ihn nicht verhaften, Yoongi, weil dein Vater...", setzte ich erneut an, doch ein urplötzlicher Schwindelanfall schnitt mir das Wort ab. Ich schloss die Augen, als schwarze Flecken in meinem Sichtfeld erschienen, und ich spürte, wie ich langsam in die Bewusstlosigkeit abdriftete.

Ich schluckte schwer und holte tief Luft, kämpfte darum, meine Lider aufzubekommen.

"Dein Vater...hat einen Deal...mit Milan.", zwischen den tiefen Atemzügen versuchte ich verständliche Worte herauszubekommen. Ich war mir nicht sicher, ob das so erfolgreich war, doch Yoongi hatte mich offenbar verstanden.

"Was zum Teufel macht mein Vater mit Milan Taylor?", fragte er verwirrt, doch wie sich herausstellte, schaffte ich es nicht mehr zu antworten. Bevor ich die passenden Worte finden konnte, entglitt mir das letzte Stückchen Kontrolle und alles wurde schwarz.

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"Wie geht's dir?", Yoongi stellte eine Tasse Tee vor mich und stützte sich mit beiden Händen auf seinem Esstisch ab.

My best friend's sister - m.yg.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt