Kap. 11

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Mittwoch, 09. Dezember 2020

Dieser verdammte Nieselregen! Ich kniff verärgert die Augen zusammen und schaute gen Himmel. Wieso genau hatte ich auch diesen Ort als Treffpunkt vorgeschlagen? Jetzt klebten meine nassen Haare und Kleider an meiner Haut und brachten mich zum Frieren. Verärgert sah ich auf die Uhr und schlang dann die Arme um meinen Körper. Wieso musste sich dieser verdammte Idiot auch verspäten?

Ich seufzte tief und lehnte mich dann mit geschlossenen Augen an die Wand der Turnhalle. Die letzten paar Unterrichtsstunden waren für meinen Geschmack viel zu schnell vergangen und hatten mir keine andere Wahl gelassen, als mein Versprechen schließlich zu halten. Glücklicherweise hatte ich Tan immerhin noch nicht gesehen. Noch ein weiteres reiches Arschloch und ich wäre vermutlich komplett durchgedreht.

"Hey."

Bei seiner Stimme öffnete ich meine Augen und blinzelte die Regentropfen auf meinen Wimpern weg. Yoongi, natürlich noch ganz trocken, kam auf mich zu geschlendert und blieb ein paar Meter entfernt stehen. Er musterte mich kurz, bevor er eine Schachtel Zigaretten rausholte. Es juckte mich schon in den Fingern, sie ihm wegzunehmen, bevor mir einfiel, dass mich das ja gar nichts mehr anging. Also presste ich meine Hände nur gegen meine Rippen und lenkte mich durch den daraus resultierenden Schmerz von meinen alten Gefühlen ab.

"Du wolltest reden. Also rede.", sagte ich nur leise und wandte den Blick ab. Ich konnte spüren, wie er mich erneut musterte, dann hörte ich ihn einen tiefen Zug nehmen und den Rauch wieder ausatmen.

"Du hast abgenommen.", war alles, was er dazu sagte. Das hatte ich jetzt schon so oft gehört, dass es mich bis aufs Blut reizte. Ich lachte humorlos auf und warf Yoongi einen kurzen Blick zu.

"Ist das alles? Dann kann ich ja wieder gehen."

Ich stieß mich von der Wand ab und machte Anstalten, zurück ins Schulgebäude zu laufen. Sofort stellte sich Yoongi vor mich und nahm nachdenklich einen weiteren Zug von der Zigarette. Langsam atmete er den Rauch aus und legte den Kopf ein wenig schief, während ich wirklich die Geduld verlor. Ich hatte keine Energie für eines seiner Spielchen, nicht wenn jedes seiner Worte das Messer in meinem Herzen ein weiteres Mal drehte. Es tat weh, ihn zu hören, ihn zu sehen, ihn überhaupt in meiner Nähe zu wissen.

"Ich bin nicht fertig."

Bei der Aussage hätte ich fast wieder gelacht. Nur er nahm sich so wichtig, dass er dachte, dass alles, was er sagte, Gesetz war. Hatte er vielleicht daran gedacht, dass ich hier fertig war?

"Du siehst scheiße aus, Hope. Wer hat dich so zugerichtet?"

Ich zuckte zusammen und erwog es kurz zu antworten. Doch die Kälte in seiner Stimme sagte mir alles, was ich wissen musste. Zwar brachte ich es nicht über mich, in seine Augen zu sehen, um das zu bestätigen, aber das brauchte ich gar nicht. Er meinte es nicht ernst. Nach allem, was passiert war, war das eines der wenigen Dinge, die ich mit Sicherheit sagen konnte.

"Das geht dich gar nichts an. Tu nicht so, als würde es dich interessieren.", zischte ich, Verachtung ließ meine Stimme hart und bitter klingen. Ich war nicht mehr das Mädchen, das ich bei unserem letzten Zusammentreffen gewesen war. Ich würde mich nicht von ihm erneut so täuschen lassen und ihm wie ein Hündchen hinterherlaufen.

"Süße, reg dich nicht gleich auf. Ich habe doch nur gefragt, ob du Probleme hast.", abwehrend hob Yoongi seine Hände und grinste schief. Mir war nicht entgangen, dass er einen seiner Spitznamen benutzte. Natürlich war ich sofort wieder zu einer von vielen abgerutscht.

"Und wenn, dann geht es dich immer noch nichts an.", erwiderte ich konsequent und versuchte ein weiteres Mal an ihm vorbeizulaufen. Sofort schoss seine Hand vor und griff nach meinem Oberarm, härter als nötig. Erschrocken und unvorbereitet konnte ich mir das leise Aufstöhnen nicht verkneifen. Ich stolperte ein paar Schritte zurück, als Yoongi mich mit einem Ruck zurückzog und weiterhin festhielt.

My best friend's sister - m.yg.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt