Kap. 13

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Montag, 14. Dezember 2020

Als ich am Montagmorgen auf dem Schulparkplatz ankam - dank Fahrservice Taehyung - , hatten die Wenigsten noch etwas zu tuscheln. Nach meinem nahezu perfekten Wochenende lächelte ich sogar und war zum ersten Mal seit Monaten einigermaßen entspannt und das obwohl ich in der Schule war.

Es war kälter als an den Tagen zuvor, aber zum Glück regnete es nicht. Wir schrieben einen unangekündigten Test über unsere Pflichtlektüre, aber der war ziemlich einfach. Alles in allem fühlte ich mich viel wohler, als ich erwartet hatte. Wohler, als ich erwartet hatte, mich jemals wieder zu fühlen, nach allem, was geschehen war.

Als ich in der Pause nach draußen ging, schnitt mir der Wind in Nase und Wangen. Gerade wollte ich kehrt machen und mir einen wärmeren Platz suchen, als ich Yoongis Auto auf dem Parkplatz entdeckte. Wie vom Schlag getroffen erstarrte ich und spürte, wie mit einem Mal alles zurückkam, was ich am Wochenende erfolgreich verdrängt hatte.

In der Bibliothek angekommen war mir immer noch etwas schlecht. Essen kam gar nicht in Frage, deshalb nippte ich nur an meinem Wasser. In meinem Magen rumorte es. Ich überlegte wirklich, ob ich für eine Stunde im Zimmer der Krankenschwester verschwinden sollte.

Lächerlich. Es gab keinen Grund davonzulaufen!

Ich beschloss, nicht mehr so feige zu sein und einfach so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Schließlich war das die beste Strategie, um so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu bekommen, egal von wem.

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Im Unterricht war es schwerer, meinen Vorsatz einzuhalten, als gedacht. Entgegen meiner Erwartungen hatten weder Yoongi noch Tan mich eines Blickes gewürdigt, als sie hereingekommen waren und es störte mich auf einmal, dass sie mich nach Lust und Laune entweder ignorierten oder beachteten.

Vorsichtig, mit gesenktem Kopf, blinzelte ich in ihre Richtung. Keiner von beiden schaute zu mir herüber. Ich hob meinen Kopf ein wenig mehr.

Sie lachten. Genau wie alle anderen sprachen sie über ihr Wochenende, nur dass sie im Gegensatz dabei wie Figuren aus einem Film aussahen: reich, wunderschön, beliebt...

Aber es war auch etwas anders als in der vorigen Woche, nicht nur ihr Lachen und ihre Ausgelassenheit. Ich konnte aber nicht genau sagen, was es war. Yoongi musterte ich mit der größten Aufmerksamkeit und es kam mir vor, als wäre seine Haut blasser und die Ringe unter seinen Augen auffälliger. Aber das war nicht alles, er sah leblos aus. Obwohl er lachte, blieben seine Augen kalt, obwohl er ausgelassen und entspannt schien, blieben seine Muskeln stählern. Irgendetwas war nicht in Ordnung.

Im gleichen Augenblick, in dem ich das dachte, sah er zu mir herüber und unsere Blicke trafen sich. Schnell senkte ich den Kopf und ließ meine Haare nach vorne fallen, um mein Gesicht zu verbergen. Jetzt war ich wütend auf mich selbst, dass ich nicht zuerst ausgemacht hatte, welche Gefühle genau er mir gegenüber verspürte - wenn er sie denn überhaupt zeigte.

Mir war immer noch übel. Ich ließ meinen Kopf auf meinen Arm sinken. Für den Rest der Stunde beschränkte ich mein Blickfeld auf meinen eigenen Tisch oder die Tafel. Ich war entschlossen, die Abmachung einzuhalten, die ich mit mir getroffen hatte. Ich würde ihn ignorieren, auch wenn sich ein Magen schon beim Gedanken, weitere Stunden in seiner Nähe zu sitzen, umdrehte.

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In der nächsten Stunde hatte ich Geschichte. Ich war erleichtert, dass mein üblicher Tisch noch leer war, denn hier hatten wir diese merkwürdigen Doppeltische. Bis jetzt hatte niemand Lust gehabt, neben mir zu sitzen, sodass ich immer für mich allein geblieben war. Der Lehrer verteilte gerade Arbeitsblätter auf jedem Tisch.

My best friend's sister - m.yg.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt