Donnerstag, 10. Dezember 2020 - Sonntag, 13. Dezember
Der nächste Tag war besser...und schlimmer.
Er war besser, weil es nicht regnete, zumindest nicht gleich morgens, obwohl die Wolken dicht und trüb am Himmel hingen. Und einfacher, weil ich wusste, was mich erwartete. Ich würde Yoongi wiedersehen, in den meisten meiner Stunden. Möglicherweise würde sich auch Tan dazu bequemen, die Schule aufzusuchen, und mein Leben offiziell zu meiner persönlichen Hölle machen. Zumindest hatten die meisten aufgehört, mich ständig anzustarren, offen über mich zu reden oder mich direkt mit Worten anzugreifen. Ich vermutete, dass sie sich nach Yoongis Rückkehr nicht mehr trauten, weil sie nicht wussten, wie er reagieren würde.
Aber er war schlimmer, weil ich noch müder war. Ich hatte wieder nicht schlafen können, nachdem ich spät nachts ins Bett gefallen war. Wieder hatte ich mich dreckig gefühlt, hatte mich nach einer Dusche gesehnt, um Milan von meinem Körper zu waschen, doch es war so spät gewesen, dass ich Jongin nicht hatte alarmieren wollen. Er war schlimmer, weil ich mich miserabel fühlte, nachdem ich June hatte anlügen müssen. Sie hatte bemerkt, dass etwas nicht stimmte und ich hatte die ganze Schuld Yoongi in die Schuhe schieben müssen, nicht dass das nicht der Wahrheit entsprach. Er war richtig schlimm, weil ich kaum laufen konnte, nachdem Milan keine Rücksicht auf mein körperliches Befinden genommen hatte. Es hatte ihn nicht interessiert, dass mein Körper bereits vom Vortag schmerzte und geschwächt war. Vor allem aber war dieser Tag schlimmer, weil Yoongi vor meiner Haustür wartete, als ich zusammen mit Jongin rauskam, um zur Schule zu fahren.
Ich blieb wie erstarrt stehen, als ich ihn sah, an seinem Auto lehnend, als wäre es das Normalste der Welt. Seine langen Finger spielten mit den Autoschlüsseln, die ich an dem ruhigen Morgen leise klimpern hörte. Ich zog meinen Mantel enger um mich, um mich vor dem eisigen Wind zu schützen und trat einige Schritte auf Yoongi zu, um Jongin Platz zu machen.
Als Yoongi aufsah und uns sah, veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Seine bis jetzt etwas gelangweilte Mine verzog sich zu einer hasserfüllten Grimasse und seine vor Wut glühenden Augen richteten sich auf Jongin. Ohne zu zögern kam er auf uns zu und ließ nebenbei die Schlüssel in seiner Hose verschwinden.
"Du hast ihr das angetan?", rief er und würdigte mich dabei nicht einmal eines Blickes. Verwirrt beobachtete ich, wie sich Yoongi vor Jongin aufbaute, obwohl er einen halben Kopf kleiner war, und sein Gegenüber herausfordernd anfunkelte. Ich verstand zuerst gar nicht, was gerade passierte, alles lief viel zu schnell, mein Gehirn hatte noch nicht einmal die Tatsache verarbeitet, dass Yoongi überhaupt hergekommen war.
"Wovon redest du? Du nimmst dir ja ganz schön etwas raus, hier aufzutauchen und dich so zu benehmen.", erwiderte Jongin verärgert und verschränkte die Arme vor der Brust. Hilflos sah ich zu und fühlte mich merkwürdig an Jimins 18. Geburtstag erinnern. Damals hatte der Streit mit meinem gebrochenen Handgelenk geendet. So weit durfte es dieses Mal nicht kommen.
"Spiel jetzt nicht den Unschuldigen! Womit hast du Hope dieses Mal erpresst, hm?", konterte Yoongi, nicht bereit, sich auch nur auf eine normale Unterhaltung einzulassen. Ich runzelte verwirrt die Stirn und trat einen zögerlichen Schritt vor. Wenn es sein musste, würde ich mich einmischen, um das Schlimmste zu verhindern.
"Erpresst? Was genau ist in dich gefahren? Ich habe Hope gar nichts getan.", erwiderte Jongin fast etwas entrüstet und musterte Yoongi ungehalten. Bei mir machte sich langsam eine Ahnung breit. Ich vermutete, was genau Yoongi Jongin vorwarf.
"Ach, wirklich? Ich habe ihren Hals gesehen, du verdammtes, mieses,..."
"Yoongi!", unterbrach ich ihn entsetzt, bevor er den Satz beenden konnte. An Jongins stählernen Kiefermuskeln merkte ich, dass er kurz davor war, diese ganze Situation eskalieren zu lassen.
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My best friend's sister - m.yg.
FanfictionNach der überraschenden Verhaftung in Tokyo hatte Kim Hope sich geschworen, die Liebe ihres Lebens zu retten und sich an den Verantwortlichen zu rächen. Doch mehr als ein Jahr später hat sie die Hoffnung schon aufgegeben. Nichts lief so wie geplant...