"Weist sie ihr Kind denn völlig zurück?" fragt Frances mich.Ich wiege den Kopf hin und her. "Wie man es nimmt. Sie sorgt dafür, dass Emmy genug isst und schläft. Das Problem ist nur, dass sie ihre Tochter vermeidet. Es geht hier vor allem um die emotionale Seite. Mrs Kross sieht sie selten an, redet kaum mit ihr und zeigt ihr gegenüber auch sonst nur selten irgendeine Art von Zuwendung. Ich glaube, sie würde Emmy am liebsten ganz im Kindergarten unterbringen und sie dann nur noch ab und zu besuchen kommen."
Will schüttelt den Kopf. "Was ist mit ihrem Mann? Hat er da mal eingegriffen? Du hattest ihm doch geraten, mit seiner Frau darüber zu reden."
Ich nicke. "Ja, das hatte ich. Allerdings handelt es sich hier um einen sehr schüchternen Mann. Er wurde als Kind schlecht behandelt und konnte sich nur bedingt wehren. Ein Omega. Mrs Kross hingegen stammt aus einer angesehenen Familie voller Gammas und einigen Betas dazwischen. Dass ihr Mate ein Omega ist, hat sie akzeptieren können, aber bei ihrer Tochter hatte sie wohl darauf gehofft, dass ihre Gene sich durchsetzen und nicht seine. Ihr Mann hat mir mal erzählt, es liegt hauptsächlich daran, dass ihre Freundinnen immer so stolz auf ihre starken jungen Welpen sind, während Emmy sich noch nicht mal verwandeln kann. Sie wird wegen ihrer Tochter deswegen oft bemitleidet und das hasst sie." Ich wende mich an Frances. "Ich hatte gehofft, du hättest vielleicht einen Ratschlag für mich. Immerhin bist du auch eine Werwölfin und gehst auch immer zu diesen Rudeltreffen."
Meine beste Freundin schmunzelt. Dann hebt sie ihre Tasse zum Mund und nimmt einen Schluck Tee. Sie scheint, als würde sie nachdenken.
Ich weiß noch, wie ich ihr zum ersten Mal begegnet bin. Das war vor vier Jahren, in der Schule. Ich hatte sie im Klassenzimmer angesprochen, um sie zu bitten, mir ihre Notizen für den Matheunterricht zu leihen. Sie willigte ein. Zwei Tage später trafen wir uns zum ersten Mal bei ihr Zuhause. Sie erzählte mir von ihren bevormundenden Eltern und ich erzählte ihr von Alex. Da ich ihn gerade erst verlassen hatte, ging es mir damals noch ziemlich schlecht deswegen. Wir verstanden uns fast auf Anhieb. Und seitdem sind wir Freunde. Sie ist nett und selbstsicher, ich mag sie sehr gerne.
Als sie mir schließlich antwortet, sagt ihr Blick mir allerdings, dass ich vermutlich nicht viel werde tun können.
"So, wie du es beschreibst, klingt es so, als sei ihr Stolz der eigentliche Feind hier. Da gibt es wenig, das du tun kannst. Emily ist eben ein Omega, also wird sie es auch bleiben. Daran kann niemand etwas ändern. Ihre Mutter wird sich daran gewöhnen müssen.""Sie heißt nicht Emily." meldet sich mein Mann zu Wort. "Wie lautet nochmal ihr voller Name, Schatz?" fragt er mich.
"Emerald." antworte ich.
Will nickt mir dankbar zu bevor er weiterspricht. "Jedenfalls hat Emerald ja nicht nur ihre Mutter. Ihr Vater liebt sie so wie sie ist. Und außerdem ist sie oft im Kindergarten. Dort passt du immer auf sie auf und bist für sie da. Ich bin mir sicher, das bedeutet ihr viel." Lächelnd drückt mein Mann meine Hand.
Ich erwidere Will's Händedruck und seufze traurig. "Ihr habt Recht. Trotzdem finde ich es nicht richtig, dass Mrs Kross ihre Tochter so zurückweist. Emmy hätte etwas besseres verdient."
Frances und Will stimmen mir zu. Ich nehme mir vor, auch in Zukunft gut auf Emmy aufzupassen. Während meiner Ausbildung als Pädagogin habe ich gelernt, dass auch die Unterstützung der Lehrer, Aufpasser und Freunde großen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern haben.
Frances steht auf. "Also ihr Lieben, ich fürchte, ich muss euch jetzt verlassen. Ich muss morgen früh raus und es wird spät." sagt sie. Will und ich umarmen sie beide kurz und wünschen ihr eine gute Nacht bevor wir sie noch zur Tür bringen.
"Weißt du was?" frage ich Will als wir das schmutzige Geschirr wegräumen. Er dreht sich zu mir. "Ich glaube, Emmy wird es eines Tages besser machen mit ihrem eigenen Kind. Sie selbst wird irgendwann bestimmt eine sehr gute Mutter."
Will lächelt. "Meinst du?"
"Ja. Wir können nämlich eine Menge lernen aus den Fehlern unserer Eltern." antworte ich grinsend. "Sieh uns an, zum Beispiel. Meine Mutter hat fast 18 Jahre gebraucht bis sie erkannt hat, dass das mit ihr und ihrem Mann nichts wird. Ich hingegen habe schon nach ein paar Monaten begriffen, dass ich den mir zugewiesenen Kerl lieber nicht heiraten wollte. Da war ich doch ein ganzes Stück schneller als sie."
Mein Mann kommt zu mir und legt sanft seine Hände um meine Hüfte. "Stimmt. Du hast stattdessen jemand anderen geheiratet. Sehr zu meinem Vergnügen, übrigens. In diesem Punkt unterstütze ich deine Männerwahl voll und ganz." sagt er neckend.
Ich lege meine Arme um seine Schultern und lächele ihn total verliebt an. "Das freut mich, ich finde meine Männerwahl nämlich auch gut." antworte ich.
Mein Mann zieht mich noch näher zu ihm hin und raunt: "Tatsächlich? Nun, wenn das so ist, was würdest du dann davon halten, wenn dein weise gewählter Ehemann dich jetzt mit ins Schlafzimmer nimmt?"
Ich grinse und beiße mir spielerisch auf die Unterlippe. Schließlich sage ich: "Und genau deswegen habe ich dich geheiratet, du hast so fabelhafte Ideen!"
Damit tauschen wir beide noch ein breites Lächeln, nehmen uns an den Händen und laufen nach oben in unser Schlafzimmer. Noch bevor die Tür ins Schloss fällt, beginnen wir damit, einander mit Küssen zu bedecken und unsere Kleidung loszuwerden. Ich kenne jeden Zentimeter seines Körpers, so wie er mich auch kennt. Nach all den Jahren wissen wir alles über uns und lieben uns doch noch genauso innig. Es fällt uns also leicht, loszulassen, unsere Gedanken zu vebannen und die Nacht zu genießen.
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Die Mate des Kriegers
WerewolfAnfang der 70er Jahre erkennt ein mächtiger Werwolfkrieger eine junge Menschenfrau als seine Mate. Er nimmt sie mit und sie lebt von nun an bei ihm. Allerdings ist sie sehr stur und liebt nichts mehr als ihre Freiheit. Außerdem hatte sie, bevor ihr...