Kapitel 22

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Während der nächsten fünf Wochen fahren Will und ich durch die Staaten und erkunden die Welt. New York ist riesig und hat großartige Pizza zu bieten. West Virginia hat einzigartige Landschaften. Houston ist ziemlich heiß und stickig, aber die Stadt ist klasse.

Jetzt gerade sind wir auf einem Hügel in der Nähe von Los Angeles. Nämlich, man ahnt es schon, beim 'Hollywood' Zeichen. Das Foto von uns beiden vor dem Zeichen ist richtig gut geworden. Wenn auch vielleicht noch übertroffen vom Ausblick, den man auf dem Berg hat. Diesmal haben wir kein großes Picknick veranstaltet, sondern einfach eine Flasche mit selbstgemachter Limonade mitgenommen. Schmeckt himmlisch!

Will stzt sich seine Sonnenbrille auf und wendet sich an mich.
"Ich weiß ja nicht was du denkst, aber ich finde diesen Aufzug klasse! Nur die Haare darf ich mir nicht zurückgeelen, sonst verwechselt man mich noch mit James Dean." sagt er grinsend.

Ich erwidere sein Grinsen. "Du siehst diesem Dean Typen tatsächlich sehr ähnlich. Aber ich will doch schwer hoffen, dass du nicht vorhast, mit 24 schon zu sterben." antworte ich. "Das wäre nämlich schade. Wer würde sich sonst meine endlosen dummen Sprüche anhören?"

"So dumm sind die nun auch wieder nicht." erwidert er. Dann grinst er und fügt hinzu: "Zumindest nicht alle."

Ich stoße ihm gespielt verärgert den Ellenbogen in die Seite und kichere leicht.

Will wird aber wieder ernst.
"Nein wirklich, Gerda. Du und ich, wir sind zusammengekommen, da waren wir noch Teenager. Und davor waren wir jahrelang befreundet. Wir haben uns eigentlich nichts dabei gedacht. Es hat einfach funktioniert. Wir kannten einander so gut, dass wir keinerlei Probleme hatten. Ich bin mir sicher, dass du mit deinem Mate ein anderes Leben haben könntest, ein aufregenderes und vielleicht sogar ein besseres. Aber du hast dich für mich entschieden. Und seitdem hattest du immer wieder die Chance zu ihm zurückzukehren, aber du hast es nicht getan. Ich denke, dasselbe könnte man von mir sagen. Ich habe mich für dich entschieden, wieder und wieder und wieder. Ich will mich weiterhin für dich entscheiden. Und ich will, dass du dich weiterhin für mich entscheidest." sagt Will.

Völlig von meinen Gefühlen überwältigt lege ich meine Arme um seinen Hals und küsse ihn liebevoll. "Das will ich auch." sage ich, sobald ich mich wieder von ihm gelöst habe.

Er lächelt breit. "Gut. Das macht das, was ich jetzt vorhabe, einfacher."

"Wieso, was hast du denn vor?" frage ich.

Zur Antwort geht Will vor mir auf ein Knie und holt etwas aus seiner Jackentasche. Als er seine Hand öffnet, sehe ich, dass darin ein Ring liegt. Es ist ein sehr einfacher Ring, Will hat ihn vermutlich in einem der kleinen Touristengeschäfte auf dem Weg gekauft. Er ist silber und ist mit einem kleinen klaren Kristallstein besetzt.

Will lächelt sein schönes Lächeln und fragt: "Gerda Young, willst du mich heiraten?"

"Ja, ich will!" sage ich ohne zu zögern. Und meine es auch, voll und ganz. Will strahlt, steckt mir den Ring an den Finger und küsst mich. Wir beide haben monatelang gearbeitet um hier sein zu können. Und in diesem Moment denke ich, dass ich mit Freuden noch viel länger hierfür gearbeitet hätte, denn das hier ist wirklich alles wert gewesen!

Als wir später in ein kleines Restaurant in L.A. gehen, sagt Will dem Kellner, dass wir uns vor einer Stunde erst verlobt haben. Daraufhin verkündet der Kellner unsere Verlobung im ganzen Lokal und wir beide kriegen je ein Glas Sekt umsonst, zum Anstoßen. Viele der Restaurantbesucher sehen zu als die beiden Sektgläser kommen. Und als sie da sind, hebt Will sein Glas und ruft ins Restaurant: "SIE HAT JA GESAGT!!"

Die Gäste des Restaurants applaudieren und rufen vereinzelt: "Yeah", "Glückwunsch". Ich lache, stimme mit ihnen ein und hebe mein Glas um mit Will anzustoßen.

"Auf uns! Und auf unsere verheiratete Zukunft!" sage ich laut. Ich sehe wie ein paar Gäste uns zuprosten bevor sie sich wieder ihrem Essen zuwenden. Will stößt lächelnd sein Glas gegen meins.

"Du sagst es, Schatz! Ich freu mich schon drauf!"

***

Die nächsten Wochen sind die wohl aufregendsten meines Lebens. Will und ich fahren an der Westküste entlang, durch Oregon, dann biegen wir ab und machen einen Stopp in Portland. Eine Stadt, die viele schöne, beleuchtete Ornamentschilder vor ihren Läden hat. Außerdem ist da diese große neue Brücke, die Fremont Bridge. Sie ist riesig.

Aber Portland ist die letzte große Stadt, die wir auf dem Rückweg besuchen. Dazwischen halten wir vor allem in kleinen, süßen Orten und fahren durch wunderschöne Landschaften. In Montana halten wir etwas länger und sehen dort sogar wilde Pferde! Abgesehen von Wills Antrag sind diese Pferde definitiv das Beste an diesem Tripp.

Ich kann es kaum erwarten, Zuhause in Idaho die frohe Botschaft zu verkünden. Zusammen mit meinem Verlobten natürlich. Mein Verlobter... Gott, das klingt immernoch total ungewohnt. Aber ein gutes ungewohnt. Vielleicht gewöhne ich mich ja noch dran, bevor wir heiraten. Ansonsten würde ich die Gewöhnung an die Verlobter einfach sein lassen und mich stattdessen daran gewöhnen, ihn meinen Ehemann zu nennen.

Die Mate des Kriegers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt