Kapitel 17

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Morgen ist der erste Advent. Die Zeit vergeht wie im Flug. Den Brief, für den ich Will um eine Adresse gebeten hatte, habe ich längst abgeschickt und auch schon eine Antwort erhalten. Sie war positiv, genau wie erhofft.

Ich treffe mich heute mit Grace. Natürlich habe ich es nicht geschafft, Alex zu überreden, mich allein gehen zu lassen, aber nun gut, so ist das eben. Auf dem Weg zu Grace' Haus hält Alex meine Hand. Ich sehe ihn von der Seite an. Er sieht wirklich gut aus, das muss man ihm lassen. Auch wenn wir bei uns Zuhause noch Schwierigkeiten haben. Nach den Sommerferien habe ich eingewilligt, das Haus nicht mehr ohne Alex' Erlaubnis zu verlassen. Zu meinen Eltern und zur Schule darf ich allein gehen. Er selbt geht während des Tages meistens zum Kamptraining. Sein Ziel ist es, ein möglichst starker und einflussreicher Krieger zu werden und dieses Ziel verliert er nie aus den Augen. Seine Entschlossenheit geht dabei Hand in Hand mit seinem Ehrgeiz.

Als wir bei Grace ankommen, erlebe ich eine schöne Überraschung. Es ist nämlich nicht nur Grace da. Auch Linda und Maggie begrüßen mich strahlend. Alex wird dagegen eher misstrauisch behandelt. Den Vorfall mit Will bei Maggies Fete haben sie nicht vergessen.
"Meine Güte, jetzt stellt euch mal nicht so an! Sie ist schließlich meine Mate, da ist es meine Pflicht sie zu schützen!" meint Alex. Er ist nach wie vor fest davon überzeugt, dass er mich Will nicht anvertrauen kann, nicht mal für einen Tanz. Ich verdrehe nur die Augen. Linda schüttelt den Kopf.

Aber da wir uns nicht mehr allzu oft sehen, haben wir besseres zu tun als uns über meinen Mate zu ärgern. Also setzen wir uns gemeinsam ins Wohnzimmer. Mit Limonade in den Händen und Keksen auf einem Tablett auf dem Tisch vor uns. Alex wird derweil in die Küche nebenan geschickt. Er fügt sich seinem Schicksal ohne sich zu beschweren. Er hatte erwartet, dass wir Mädchen unter uns sein wollen.

Das Thema Nummer eins ist erstmal die Scheidung meiner Eltern. Scheidungen kommen in dieser Gegend so selten vor, dass kaum jemand erwartet, jemals eine echte Scheidung mitzuerleben. Also wollen Maggie, Grace und Linda natürlich alles darüber wissen.
"Mir geht es damit eigentlich sehr gut, danke der Nachfrage, Linda. Ehrlich gesagt hatte ich im Grunde nur noch darauf gewartet. Die beiden können schon nicht mehr miteinander seit ich denken kann. Es überrascht mich nicht. Und euch sicher auch nicht, ihr wusstet es ja eigentlich auch." sage ich. Tatsächlich glaube ich, dass fast alle es wussten. Meine Freunde waren früher öfter mal bei mir zu Besuch. Da haben sie sowohl meine Mutter als auch meinen Vater kennengelernt.

Also nicken sie. "Stimmt, haben wir." bestätigt Grace nochmal. "Aber mal was Anderes! Ich muss euch was erzählen!"
"Na dann erzähl, Gracie." sagt Linda. Sie ist von uns allen bei weitem die Ruhigste.
Grace holt tief Luft und grinst. "Ihr wisst doch, dass ich Benny mag?! Und dass ich lange darauf gewartet habe, dass er mich fragt, ob ich mit ihm ausgehen will?"
"Und ob wir das wissen. Mittlerweile bin ich kurz davor, euch zusammen im Fahrstuhl stecken bleiben zu lassen." merke ich an. Maggie grinst.

Grace lächelt milde und fährt fort: "Das musst du gar nicht, Gerda! Ich habe nämlich gestern beschlossen, mit der Warterei Schluss zu machen und habe ihn einfach selber gefragt. Ich musste einfach wissen, ob er mich auch mag. Und stellt euch vor, das tut er!! Er hat sofort ja gesagt und gemeint, er habe mich das sowieso fragen wollen. Naja, also, morgen haben wir unser erstes Date!"

"Gracie! Das ist wunderbar! Ich freue mich so für dich!" sage ich und meine jedes Wort. "Ich auch!" sagt Linda. "Und ich erst!" erwidert Maggie lächelnd. Mit dieser Ankündigung ist das Thema für den Rest des Nachmittags festgelegt. Wir reden über Grace und Benny. Grace erfährt, dass wir schon gewusst haben, dass er sie mag. "Und ihr habt mir nie was davon erzählt?!?" fragt sie empört.
"Ursprünglich wollten wir das. Aber dann haben wir mit Benny geredet und er hat uns gebeten es nicht zu tun. Weil er das selber machen wollte. Irgendwie hat er nur sehr lange gebraucht, dafür den Mut aufzubringen." erklärt Maggie.

Meine Freundinnen sind toll. Wir sind  mittlerweile seit fast vier Jahren befreundet. Früher hatte ich erst eine Zeit lang nur Will, dann kam Linda dazu und später, als wir gemeinsam auf die High School gingen, noch Grace und Maggie. Und natürlich die Jungs.

Allerdings ist mir klar, dass wir uns in Zukunft nicht mehr so oft werden treffen können. Also genieße ich jede Minute, die ich mit meinen Freundinnen habe.

Die Mate des Kriegers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt