Frances sitzt bei uns im Sessel und weint. Ich habe ihr eine Tasse mit heißer Schokolade gegeben, vielleicht hilft das ja. Alkohol haben wir ja nun leider nicht mehr im Haus. Der Grund für die Trauer meiner besten Freundin ist der, den ich schon vor langer Zeit habe kommen sehen, was ich in diesem Moment ihr zuliebe aber natürlich nicht erwähne: sie und Frederic haben sich getrennt.Ich lege einen Arm um Frances und tröste sie, während sie an meiner Schulter weint.
"Es tut mir so leid, Süße. Frederic ist ein Vollidiot!" sage ich.
Sie schnieft. "Danke, Gerry. Ich verstehe das nicht! Er war doch so nett! Fünf Jahre lang war er der Beste! Warum verwandelt er sich plötzlich in einen blöden Fiesling, den es völlig kalt lässt, dass er mir weh tut! Er hat schon eine neue Freundin! Wochen bevor er sich von mir trennt, fängt der was mit einer Anderen an!"
"Er hat vor allem Glück, dass er nicht hier ist!" bemerke ich. "Den Kerl würde ich vierteilen! Aber jetzt bist erstmal du an der Reihe. Dass es dir bald wieder besser geht ist wichtiger als dieser Trottel!"
Ein Hickser entwischt meiner besten Freundin während sie sich die Tränen wegwischt. "Lenk mich bitte ab, Gerda! Erzähl mir von den Zwillingen! Wie geht es ihnen?"
Ich lächele warm. Allein die Erwähnung meiner Kinder bringt mich zum Lächeln.
"Clarke zahnt gerade. Er schreit deswegen manchmal, aber er wird es bald hinter sich haben. Und deiner Patentochter geht es gut. Sie hat das Zahnen schon hinter sich und geht vor allem ihrem Bruder auf die Nerven."
Für jeden, der es wissen möchte - meine Tochter heißt Patricia, kurz Trish. Und ja, es hat lange gedauert, bis Will und ich uns entscheiden konnten, was - ich gebe es ja zu - vor allem an mir lag.
Frances zeigt durch ihre Tränen ein schwaches Lächeln. "Das ist toll. Trish hat jetzt Zähne."
"Und wie! Ihre Zähne sind noch total klein. Wenn sie lacht, sieht es so aus, als hätte sie Reiskörner im Mund. Unfassbar niedlich! Und jetzt, da die schmerzvolle Phase hinter ihr liegt, lacht sie oft!" erwidere ich und sehe die rothaarige Frau neben mir bedeutungsvoll an. Sie seufzt und nickt.
Plötzlich klingelt das Telefon. Ich frücke Frances' Schulter kurz und gehe dann um abzuheben.
"Young." spreche ich in den Hörer.
"Hi Gerda, na, wie geht's so? Ist Fran bei dir?" Frederic!
Ich hebe den Kopf und sehe meine beste Freundin an. "Dein Ex. Möchtest du mit ihm sprechen oder soll ich?"
"Was will er denn?" fragt Frances, sichtlich verunsichert.
Ich gebe ihre Frage an den Kerl am anderen Ende der Leitung weiter.
"Ich wollte fragen, ob es okay wäre, wenn wir die Kaffeemaschine von Frances noch eine Weile behalten könnten. Weil, naja, weder ich noch Abby haben gerade eine eigene. Außerdem ist Frannie's Maschine der Hammer! Und jetzt, da sie bei dir wohnt, braucht sie doch bestimmt keine eigene Kaffeemaschine, oder?" sagt Frederc.
Frances hat vorsichtig am Hörer mitgehört und sieht mich mit zusammengekniffenen Lippen an. Ich spüre mein Blut brodeln. Mit meinem Mund forme ich eine Frage und bitte damit Frances um Erlaubnis, mich um ihn kümmern zu dürfen. Sie nickt.
Ich führe den Hörer wieder zu meinem Ohr. "Ja, ich bin noch dran. Nein, du kannst die Kaffeemaschine nicht behalten, sie gehört dir nicht. Wir werden sie morgen abholen. Ach ja, und noch etwas: erinnerst du dich an diesen ausgiebigen Orgasmus, den Fran bei eurem letzten Mal hatte?"
"Ähh... ja?" Frederic wirkt leicht verunsichert.
"Sie hat ihn vorgetäuscht!"
Damit lege ich den Hörer auf, ohne auf eine weitere Antwort zu warten.
Frances sieht mich aus aufgerissenen, leicht verquollenen Augen an. Für eine kurze Weile sehen wir einander einfach nur an, ohne etwas zu sagen. Dann, langsam, schleicht sich ein Grinsen auf die Gesichtszüge meiner besten Freundin. Zur selben Zeit spüre ich, wie meine eigenen Mundwinkel sich ebenfalls verselbstständigen. Wir haben noch Zeit, einen letzten Blick auszutauschen, bevor wir beide lachen müssen. Frances wischt sich die Tränen bom Gesicht während sie gleichzeitig lacht und weint.
"Ach Gott, du bist mir vielleicht eine! Danke!"
"Wieso, wofür denn? Dafür, dass ich das Selbstwertgefühl von deinem Ex beschädige?" frage ich.
Sie schüttelt den Kopf und wird wieder ernst. "Nein. Dafür, dass du mich hast hier herkommen lassen und dafür, dass du jetzt für mich da bist."
"Ist doch Ehrensache!" erwidere ich und drücke ihre Hand. Dann stehe ich auf und lächele ihr leicht zu. "Komm, ich habe etwas, das dich aufheitern wird. Aber du musst aufpassen, die beiden nicht aufzuwecken!"
Frances nickt und folgt mir. Wir nähern uns vorsichtig dem Kinderzimmer und öffnen leise die Tür.
Dort, im Halbdunkel des Zimmers, stehen zwei Kinderbetten im Raum. Und in diesen Betten liegen zwei unbeschreiblich süße Babies. Sie schlafen. Der Junge hat eine rote Decke und das Mädchen eine grüne. Meine kleine Patricia hat einen Daumen in den Mund gesteckt und nuckelt im Schlaf friedlich daran. Bei Clarke liegen beide Hände als winzige Fäustchen neben seinem Kopf. Sie schlafen.
"Sie sind so unendlich süß!" flüstert Frances neben mir. Wir betrachten die beiden, vorsichtig sie nicht zu wecken.
Ich kann meiner Freundin nur zustimmen. Meine Kinder sind so unglaublich süß, dass ich weinen könnte. Ich kann es kaum erwarten, ihnen beim Aufwachsen zusehen zu können.
Hey Leute, 🙂
Ich hoffe, das Kapitel gefällt euch! Die nächsten Kapitel werden etwas vorspulend sein, da ich, bevor ich die Geschichte beende, noch etwas von Gerdas Zeit mir ihrer Enkelin Mercedes schreiben möchte. Mercedes kennen einige von euch vielleicht schon aus meiner anderen Geschichte 'Die Luna'. Möchte vielleicht jemand raten, wer von den beiden Zwillingen später einmal Mercedes als Tochter haben wird? 😉😊
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Die Mate des Kriegers
WerewolfAnfang der 70er Jahre erkennt ein mächtiger Werwolfkrieger eine junge Menschenfrau als seine Mate. Er nimmt sie mit und sie lebt von nun an bei ihm. Allerdings ist sie sehr stur und liebt nichts mehr als ihre Freiheit. Außerdem hatte sie, bevor ihr...