Kapitel 18

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Das Weihnachtsfest ist dieses Jahr vollkommen anders als all die Jahre davor. Ich feiere am 25. Dezember mit Alex, Brian, Sarah und Zack bei uns im Haus Weihnachten. Dabei sollen Sarah und ich das Essen kochen und später auch abwaschen. Beim Kochen protestiere ich nicht und tue es einfach. Aber beim Abwasch sage ich den Jungs, sie sollen helfen. Was nur bedingt akzeptiert wird.

"Wiesonsollten wir? Das ist Frauenarbeit!" meint Alex. Brian und Zack stimmen ihm zu.

Ich zwinge mich zur Ruhe. "Dürfte ich die Herren der Schöpfung darauf hinweisen, dass sie schon den ganzen Tag nichts anderes tun als herumsitzen und sich bedienen lassen? Während Sarah und ich die Arbeit erledigen dürfen? Nein, meine Lieben, da braucht ihr schon eine bessere Ausrede als 'das ist Frauenarbeit'!" sage ich.

Sarah kommt aus der Küche. "Gerda, lass! Du machst ja fast schon eine Szene. Das ist doch nicht nötig. Komm, wir machen schnell den Abwasch und dann spielen wir zusammen eine Runde Karten." flötet sie. Kopfschüttelnd lasse ich mich in die Küche ziehen und erinnere mich an meinen Entschluss. Das wird schon wieder.

Ich helfe beim Abwasch, weil ich weiß, dass die Jungs ja doch nicht helfen werden und ich es Sarah nicht zumuten möchte, das alles allein abzuwaschen. Aber danach gehe ich in das Zimmer, das ich mit Alex teile und beginne zu lesen.

Alex kommt rein. "Ist alles in Ordnung?" fragt er besorgt.
"Ja." antworte ich knapp.

Er besieht sich die Situation. "Du liest also? Das ist alles? Was ist, willst du nicht mitspielen? Wenn du keine Kartenspiele magst, können wir auch etwas anderes spielen." bietet er an.

Ich antworte ihm ohne von meinem Buch aufzusehen. "Ich habe nichts gegen Kartenspiele. Aber dafür habe ich ein großes Problem mit Kerlen, die sich bekochen lassen und anschließend nicht einmal beim Abwasch helfen."

Er seufzt genervt. "Das schon wieder! Mann Gerda, so gehört sich das nunmal! Ich verspreche, dass ich mir die größte Mühe geben werde, die ich habe, um der beste Krieger zu werden, der ich sein kann! Ich werde meine Rolle gut erfüllen! Aber du sollst deine Rolle auch erfüllen. Und die ist nunmal im Haushalt."

Ich antworte nicht. Er seufzt nochmal und geht. In Gedanken sage ich ihm 'ich bestimme selbst, wo mein Platz ist'.

Etwa drei Stunden später kommt Alex angetrunken ins Zimmer und legt sich neben mich.

"Gerda? Hey kleine Mate! Hör mal, es tut mir wirklich leid wegen vorhin. Du hast dich in letzter Zeit viel besser benommen als am Anfang. Du legst dich nicht mehr mit meinen Eltern an und du bist richtig nett. Ich weiß, das ist bestimmt nicht leicht für dich, aber ich freue mich, das du das trotzdem tust. Und ich wollte fragen... bist du eigentlich sehr traditionell? Oder religiös?"
Beim letzten Satz beginnt er, leicht anzüglich zu lächeln und legt mir eine Hand auf die Schulter.

Ich drehe mich zu ihm um und sage: "Nein, ich bin nicht besonders religiös oder traditionell. Aber ich werde trotzdem nicht mit dir schlafen, weil ich nicht will."

"Bist du dir sicher, dass du das nicht willst?" fragt er mich schnurrend. Er streichlet mit einer Hand meinen Arm und küst dabei meine Schulter. Fühlt sich eigentlich gar nicht mal übel an. Aber ich habe was anderes vor.

"Alex? Ich habe nein gesagt! Und ja, ich bin mir sicher!" sage ich also mit fester Stimme und schiebe ihn von mir weg. Er sieht mich mit einem sehr enttäuschten Hundeblick an. Ich halte seinem Blick stand und schüttele zum Nachdruck meinen Kopf. Er seufzt und fügt sich seinem Schicksal.
"Ist es wegen der Markierung?" fragt er.

Darüber hatte mir Sarah schon alles erzählt. Sie meinte, Werwölfe würden ihre Mates beim ersten Geschlechtsverkehr beißen und dabei markieren. Es soll angeblich nicht sehr wehtun, ich solle also keine Angst haben. Eine Markierung stärke die Verbindung zwischen den Mates. Aber das ist gerade nebensächlich.

"Nein, daran liegt es nicht. Ich möchte einfach nur nicht." antworte ich. Und das stimmt auch. Alex seufzt und wünscht mir eine gute Nacht.

Weihnachten und Sylvester gehen vorbei. Sie sind nicht besonders spannend. Wir schenken uns gegenseitig ein paar Kleidungsstücke, Bücher und Ähnliches. Wir besuchen Alex' Eltern und sein Bruder kommt auch zu Besuch. James ist nett, auch wenn er bei seiner Mate, Karen, genauso besitzergreifend zu sein scheint wie sein kleiner Bruder. Sie machen Andeutungen zum Thema wann werden Alex und ich denn heiraten und wie viele Kinder würden wir haben und ob ich denn auch gut kochen könnte. Ich lächle mild und warte bis das Thema vorbei ist. Sobald wir über andere Dinge reden, wird es angenehmer. Eigentlich sind die Powells ja auch sehr nette Leute.

Beim Aufräumen nach dem Abendessen darf Karen nicht mithelfen, weil sie schwanger ist. James bleibt - ohne Witz - jede einzelne Sekunde bei ihrer Seite und lässt sie dabei nie aus den Augen. Sie darf sich auf keinen Fall in irgendeiner Weise anstrengen. Er folgt ihr sogar zum Badezimmer, auch wenn er dort vor der Tür wartet.

Und Sylvester verbringen wir mit meinen Eltern. Also, meinem Vater, meiner Mutter und meinem Lehrer, der mittlerweile ihr fester Freund ist. Die beiden sind vor einem Monat zusammengezogen und wollen im neuen Jahr heiraten.

Ich freue mich für meine Mutter und genieße die Zeit. Sehr bald wird es an der Zeit sein, meinen Entschluss, den ich Ende der Sommerferien gefasst habe, in Tat umzusetzen. Davor ist mir, offen gestanden, ein wenig bange. Aber das wird schon. Ich werde es schon schaffen!

Hallo ihr Lieben,

Ich hoffe, meine Geschichte ist akzeptabel. Ahnt ihr schon, was Gerda vorhat? Wenn ja, lasst mich eure Vermutungen gerne hören. 😊

Die Mate des Kriegers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt