Kapitel 3

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O Gott, das meint der jetzt hoffentlich nicht ernst! Ich bin seine Mate? Och nee! Ich meine, was soll ich denn mit einem Mate? Nach allem, was ich gehört habe, sind die Dinger nicht nur überflüssig sondern auch lästig.

Also erwiedere ich: "Sag mir bitte, dass das ein Witz ist."

Er packt mich am Arm und sieht mich anklagend an.
"Nein, das ist kein Witz! Du bist meine Mate! Und deshalb wirst du dich von jetzt an von keinem anderen Mann mehr anfassen lassen! Du bist meine Mate!" sagt er.

"Jetzt mal ruhig mit den jungen Pferden! Also erstens: es gibt hier nur eine Person, die entscheiden darf, wer mich anfassen darf. Und das bin ich!" stelle ich klar.
"Aber ich bin dein MATE! Dein Seelengefährte! Ich sage -"
"Du hast dazu aber nichts zu sagen!!" unterbreche ich ihn ungerührt.
"Das ist mein Privatleben von dem wir hier reden! Ich bin diejenige, der dieses Privatleben gehört! Ich erlaube NIEMANDEM in meinen privaten Entscheidungen herumzupfuschen!"

"O Nein, als dein Mate habe ich definitiv etwas dazu zu sagen!" widerspricht er mir stur.

Ich verenge die Augen zu Schitzen und sage herausfordernd: "Versuch's doch, wenn du dich traust!"

Er sieht mich verwirrt an. Auf mein Verhalten scheint er nicht vorbereitet gewesen zu sein.

Plötzlich ertönt eine Stimme hinter ihm. "Hey Alex, ist das deine Mate? Du hast sie also schon gefunden, gleich am ersten Tag? Na, herzlichen Glückwunsch! Ich habe meine immernoch nicht gefunden. Du bist ein echter Glückspilz!"

Ich bedenke den Neuankömmling mit einem flüchtigen Blick.
Dann wende ich mich an die zwei werwölfischen Störenfriede im Raum.
"Wer hier wen gefunden hat, spielt hier gerade überhaupt keine Rolle! Das hier ist ein Spieleabend unter Freunden! Ihr stört!! Also sei so gut und nimm deinen 'Glückspilz' wieder mit nach draußen! Um diese Mate-Sache können wir uns morgen kümmern."

Ich hoffe, mich mit meinen Worten klat und deutlich ausgedrückt zu haben. Die beiden ruinieren hier nämlich gerade einen sehr schönen Abend! Aber dieser Alex, dessen Mate ich offenbar bin, scheint leider etwas schwer von Begriff.

Er nimmt mich - seltsamerweise lächelnd - bei der Hand und sagt: "Wenn du gehen möchtest, dann können wir das gerne tun, süße Mate. Es ist mir sowieso lieber, dich nicht in der Nähe dieser Menschenmänner zu sehen."

Meine Reaktion auf seine Worte ist eine Mischung aus verbindlichem Lächeln und mordlustigem Zähnefletschen.
"Du hast offenbar nicht richtig zugehört, Kleiner! Ich sagte, IHR sollt gehen! ICH werde noch bleiben! Schließlich ist das hier, wie schon gesagt, ein Spieleabend unter Freunden. Und du und dein Kumpel hier seid keine Freunde von uns! Also raus hier; wir können morgen über dich und mich reden!" sage ich, betont langsam und beherrscht.

Alex sieht mich entschlossen an und schüttelt den Kopf. "Nein! Ich gehe nicht ohne dich! Und ich lasse dich garantiert nicht mit diesen Menschenmännern allein!" bestimmt er. Dann legt er besitzergreifend einen Arm um mich und zieht mich in Richtung des Ausgangs.

Tja, er hat es so gewollt.

2 Minuten später, vor dem Haus:

"Hör auf, das tut weh!" beschwert sich Alex. Zur Erklärung: das liegt daran, dass ich ihn gerade mit zwei Fingern am Ohr gepackt und vors Haus gezerrt habe. Jetzt, wo wir endlich draußen sind, lasse ich ihn wieder los, drehe mich ohne ein weiteres Wort um und gehe zurück zum Haus.

Allerdings werde ich kurz vor der Haustür von einer Hand auf meinem Arm aufgehalten. Ich drehe mich mit einem genervten Seufzer um und sehe Alex ins Gesicht. Er sieht wütend aus. Aber er fasst sich und sagt: "Wenn du willst, können wir gerne nochmal kurz reingehen um deinen Freunden Auf Wiedersehen zu sagen. Aber hau nicht einfach ohne mich ab! Ich könnte dich aus den Augen verlieren und dir könnte was passieren."

Ich muss lachen. Das irritiert ihn sichtlich. Als ich mit Lachen fertig bin, erkläre ich ihm, was los ist: "Okay. Erstens, dass du dir Sorgen um mich machst, finde ich rührend. Also, nur fürs Protokoll. Zweitens, du musst dir keine Sorgen machen; das da drinnen sind nur meine Freunde! Und drittens: Erfahrungen zufolge musst du dir auch so keine Sorgen machen. Wenn ich von einem Kerl angegriffen werde, dann solltest du viel eher den Kerl beschützen!"

Ich muss nochmal kurz kichern, bei der Erinnerung an einen Kerl, der mich letztes Jahr mal blöd angemacht hatte. Aber dann werde ich wieder ernst. Ich stämme die Hände in die Seiten, strecke die Brust raus und sage, langsam und deutlich: "Du! Bleibst! Draußen!"

Damit gehe ich wieder ins Haus und verschließe mangels Haustür die Tür vom Wohnzimmer, sobald ich es erreiche.

Ich lasse mich auf einen Stuhl sinken und atme erschöpft aus. Die Anderen sehen mich an. Ich strecke eine Hand nach Will aus. Ich möchte, dass er mir jetzt beisteht.
Er kommt auf mich zu.
Aber bevor er bei mir ankommt, wird er von Benny aufgehalten.

Benny stellt sich zwischen uns und sagt, wobei er abwechselnd mich und Will ansieht: "Ihr dürft euch nicht anfassen! Zumindest vorübergehend nicht mehr! Dein Mate würde es riechen, wenn ein anderer Mann außer er selbst dich anfasst. Und Werwölfe können ihre Eifersucht dann oft nicht kontrollieren. Versteht doch, er könnte Will verletzen oder sogar töten! Dass er das eben überlebt hat, ist wohl vor allem Gerda zu verdanken. Mit ihrem groben Durchgreifen hatte er nicht gerechnet."

Traurig lasse ich die Schultern hängen. Es war so ein schöner Abend gewesen. Warum musste dieser Kerl mich auch suchen gehen? Er hätte mich doch auch morgen finden können!

Aber egal, lässt sich nicht ändern. Der Abend ist vorbei, das wissen hier alle. Ich verabschiede mich also - von den Jungs nur mit Abstand - und bitte Grace, mich nach Hause zu begleiten. Sie sagt ja; sie wohnt bei mir gegenüber.

Zwei Stunden später liege ich im Bett. Und kann hören, wie Alex an die Tür klopft. Der Kerl ist aber auch ungeduldig! Auf dem Weg hierher hat er hartnäckig versucht, mich dazu zu bringen, mit zu ihm zu kommen und bei ihm zu schlafen. Das konnte er natürlich vergessen! Aber aufgeben scheint nicht sein Ding zu sein. Hmm. Nun ja, wie ich es ihm schon gesagt hatte: wir werden das morgen regeln.

Die Mate des Kriegers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt