Kapitel 9

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Alex wirft sich mit voller Hingabe in die rechte untere Ecke seines Tores und gibt alles, um meinen Ball abzufangen. Nur, blöderweise für ihn, schieße ich ebenjenen Ball gerade nach links. Das mit rechts hatte ich nur vorgetäuscht. Mein Ball landet also schön zielsicher in Alex' Tor und sichert mir damit den Sieg.

Ich recke eine Faust in die Luft und rufe: "Ja! Gewonnen!"

Alex wirft mir einen sauertöpfischen Blick zu und mault: "Na gut, dann hast du diesmal eben gewonnen. Aber das wird sich noch mal ändern! In ein paar Jahren wirst du Zuhause bleiben müssen um dich um unsere Welpen zu kümmern. Wenn du dann nochmal mit mir zum Fußball spielen kommen kannst, wirst du ganz schön aus der Übung sein!" meint er, siegessicher grinsend.

Ich höre sofort auf zu lächeln. Es ist kaum zu glauben, aber offenbar hat Alex mir gerade tatsächlich meinen Siegesmoment ruiniert. Ich meine, wir hatten bisher noch nie über unsere Zukunft gesprochen! Ich hatte nie behauptet, in ein paar Jahren schon Kinder kriegen zu wollen! Außerdem könnte ich doch auch weiter Fußball spielen, selbst wenn ich Kinder kriege! Aber im Moment kann ich mir gar nicht vorstellen, mit Alex Kinder zu kriegen! Und ich finde, er sollte über sowas zuerst mit mir reden, bevor er irgendetwas einfach annimmt oder entscheidet!

Alex bemerkt meinen Blick nicht. Er nimmt einfach den Ball und macht sich auf den Weg zum Spielfeldrand.

Spontan beschließe ich, ein kleines Experiment durchzuführen.

"Hey Alex!" rufe ich ihm also nach und warte, bis er sich zu mir umdreht. "Ich will keine Kinder." sage ich ihm ins Gesicht.

Er ist verwirrt. Und etwas wütend. Und traurig. "Was? Aber warum denn nicht?" fragt er enttäuscht.
"Ich mag Kinder einfach nicht. Und ich kann mir leider nicht vorstellen, je welche zu haben. Ich fürchte also, dass mit dem Zuhause bleiben wird nichts." fahre ich fort und sehe ihn entschuldigend an.

"Hör mal, Gerda... das sagst du doch jetzt nur so... du wirst deine Meinung bestimmt bald ändern! Und du und ich werden sicher irgendwann Kinder kriegen! So kannst du doch nicht für immer denken... oder?" Alex schwankt sichtlich zwischen Unsicherheit, Enttäuschung und Entschlossenheit.

Kurz verziehe ich mein Gesicht zu einer Grimasse. Dann schmunzele ich und sage: "Entspann dich! Ich leg dich rein. Eigentlich habe ich nichts gegen Kinder. Aber ich mag es nicht, dass du einfach davon ausgehst, dass wir in ein paar Jahren welche haben werden ohne mich vorher zu fragen, was ich davon halte."

Nach diesen Worten mache auch ich mich auf zum Spielfeldrand. "Wir sollten nach Hause gehen. Es ist schon spät und ich habe Hunger." meine ich.

Den ganzen Nachhauseweg über sagt keiner von uns einen Ton.

Erst als wir Zuhause sitzen und zu Abend essen fange ich wieder an zu reden.
"Hör mal, Alex! Diese ganze Einander-anschweigen-Sache ist echt nicht mein Ding! Also: über Kinder können das nächste Mal reden, wenn unsere Beziehung weiter geht als nur 'einander einigermaßen ertragen' so wie jetzt. Man kann auf ein brüchiges Fundament keinen Wolkenkratzer bauen."

Alex nickt. Dann sieht er mich an und sagt: "Mit deiner Einstellung wegen Kindern könntest du aber bei meinen Eltern etwas anecken. Das wollte ich dir noch sagen. Meine Eltern wollen uns morgen besuchen kommen."

Ich hebe die Augenbrauen. "Wenn die Herrschaften Erzeuger auch nur ansatzweise so sind wie du, könnte das möglicherweise schwierig werden. Aber keine Sorge, ich werde mich bemühen, mich so gut zu benehmen, wie ich kann." erwidere ich verbindlich lächelnd.

Und ernte einen leicht besorgten Blick von meinem Mate.
"Also, das, was du sagst, klingt vernünftig. Aber die Art und Weise, wie du es sagst..." er hält inne und sieht mich zögerlich an; ich hebe die Augenbrauen. "... also, die beunruhigt mich irgendwie." beendet er seine Aussage.

Ich tätschele ihm gutmütig die Hand und meine nur, dass er nicht beunruhigt sein muss. Es werde schon gut gehen.

Erschöpft gehe ich schließlich in mein Zimmer und mache mich fertig fürs Bett.

Da kommt Alex rein.
"He, was machst du denn hier?" frage ich verwundert.
"Na, ich schlafe doch hier! Wir sollten nämlich wirklich mal anfangen, zusammen in einem Bett zu schlafen." lautet seine Antwort.

Betont langsam gehe ich zu ihm hin.
Ich stelle mich vor ihn und sehe ihm direkt in die Augen.
Mit dem Mund lächele ich sanft, aber mit dem Rest meines Gesichts signalisiere ich Mordlust.
Langsam, schnurrend und gefährlich leise sage ich: "Willst du dir das wirklich antun?"

Alex steht für einen Moment still da und versucht offenbar, die Lage einzuschätzen.

Dann kneift er wütend die Augen zusammen und sagt: "Na schön, diese Nacht noch nicht. Aber versuch nie wieder, mich zu bedrohen!" Damit verlässt er mein Zimmer.

Ich lege mich ins Bett und denke noch: eigentlich gar kein so übler Kerl, dieser Alex. Aber er könnte mal eine Therapie gegen sein Neandertaler-Syndrom vertragen.


Hallo ihr Lieben,
Ich hoffe, das neue Kapitel gefällt euch. Anmerkungen und Sonstiges ist jederzeit willkommen. 😊

Die Mate des Kriegers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt