Als ich am nächsten Morgen nach unten komme, sitzt Alex am Küchentisch und trinkt etwas dampfendes aus einer Tasse. Meine Mutter sitzt ihm gegenüber und wirkt nervös.Alex sieht mich als ich in die Küche komme.
"Guten Morgen, kleine Mate! Hast du gut geschlafen?" fragt er.
Ich schüttele missbilligend den Kopf und erwidere: "Guten Morgen auch dir, und ja, ich habe gut geschlafen, danke der Nachfrage. Aber bevor wir hier anfangen ernste Gespräche zu führen, muss ich eins klarstellen: 'kleine Mate': wenn du vorhast, diesen Spitznamen öfter zu verwenden, werde ich nicht mit dir reden! Ich heiße Gerda! Und falls dir der Name nicht gefällt, Miss Young! Und wo wir schonmal beim Thema sind: wie lautet eigentlich dein voller Name?"Meine Mutter verzieht das Gesicht zu einem gezwungenen Lächeln und stupst mich unterm Tisch an. Vermutlich findet sie ich bin unhöflich. Was sich für ein gutes Mädchen natürlich nicht gehört. Durchaus interessant, Mom, aber momentan habe ich andere Probleme.
Der Kerl, der mir gegenüber sitzt, merkt nichts von Moms Verhalten. Er beantwortet einfach nur meine Frage.
"Ich heiße Alexander Powell. Hier im Rudel habe ich den Rang eines Kriegers."Ich nicke kurz und nehme ihn unter die Lupe. Zum ersten Mal sehe ich ihn mir genauer an. Er ist 18, soweit waren wir schon. Er hat schwarze Haare und grüne Augen. Er trägt ein schwarzes T-shirt zu seinen Jeans und einen Anhänger an einem Lederband um den Hals. Ich erkenne das Motiv. Es ist das Wappen des Rudels: ein Halbmond mit einem Pfeil durch dessen Mitte und einer Kugel an der Spitze des Pfeils. Da sein T-shirt ziemlich eng anliegt, hat man einen guten Ausblick auf seine Bizeps. Überhaupt ist er, seinem Körperbau nach zu urteilen, verdammt gut gebaut und muskulös. Er sieht ziemlich gut aus.
Und seinen ganzen Namen kenne ich jetzt auch, das ist doch schon mal ein Anfang! Allerdings werde ich bezüglich seiner zweiten Aussage nachfragen müssen.
"Was genau bedeutet es, ein Krieger zu sein?"Alex lächelt ein bisschen und erklärt es mir.
"Angeführt wird das Rudel vom Alpha. Danach kommt der Beta, sein Stellvertreter. Danach kommen die Krieger, danach die Jäger und zum Schluss die Omegas. Traditionell ist es so, dass die Krieger in der Hierarchie knapp über den Jägern stehen. Sie beschützen das Rudel. Die Jäger kümmern sich um die Jagd und die Omegas bleiben dabei Zuhause und kümmern sich um den Haushalt und die Welpen."
Ich lege den Kopf schief. "Für die Art traditionellen Omega kenne ich noch ein anderes Wort: Frau! Aber nur um das klarzustellen, dass ich irgendwann mal Zuhause bleiben werde um Hausmütterchen zu spielen, ist äußerst unwahrscheinlich!"
Alex grinst verschmitzt und kontert: "Verwechsele die beiden Wörter nicht. Omegas können sowohl Männer als auch Frauen sein. Und was dich betrifft: du bist meine Mate, also praktisch schon meine Frau. Irgendwann wirst du also sicher zu Hause bleiben um dich um unsere Welpen zu kümmern. Aber das hat noch Zeit. Du kannst dich in Ruhe an die Situation gewöhnen."
Wenn Blicke töten könnten, wäre dieser Kerl, der sich mein Mate schimpft, jetzt mausetot. Blicke können aber nicht töten. Was bedauerlich für ihn ist, denn jetzt wird er noch am Leben sein, wenn ich ihm die Meinung geige.
"Jetzt hör mir mal ganz genau zu, du drittklassiger Möchtegern-Fifi! Wenn du vorhast mir vorzuschreiben, was ich mit meinem Leben zu tun habe, dann kannst-" an dieser Stelle wird mein Wutausbruch von meiner Mutter unterbrochen. Sie lispelt schnell eine Entschuldigung in Richtung Alex und zieht mich dann aus der Küche raus und rein ins Gästezimmer. Dort angekommen schließt sie die Tür und wendet sich dann an mich.
"Kind, was tust du denn da?" fragt sie, völlig entsetzt. Ich hebe nur die Augenbrauen. Sie fährt fort: "Liebling, das da drinnen ist dein Mate! Du hast einen Mate! Und er ist ein starker Krieger! Ist dir eigentlich klar, was das bedeutet?" Die Frage scheint mir rhetorisch, also antworte ich nicht. Sie lächelt mich glücklich an. "Das bedeutet, er wird dich sein ganzes Leben lang lieben, nur dich! Denk doch mal nach! Er kann dich beschützen. Du wirst bei ihm immer sicher sein. Und du wirst dir dein ganzes Leben lang keine Sorgen darüber machen müssen, ob er vielleicht irgendwann aufhören wird, dich zu lieben und sich scheiden lässt. Deine gesamte Zukunft ist damit gesichert! Ist das nicht fantastisch?"
Hmmm. Jetzt verstehe ich, warum sie so aufgeregt ist. Allerdings werde ich mir in dieser Sache leider auch von ihr nicht den Mund verbieten lassen. Ich muss ihr das nur möglichst schonend beibringen; sie ist ziemlich sensibel.
Aber bevor ich etwas sagen kann, sagt sie etwas, was mich aus der Kurve wirft.
"Wenn du nun so gemein zu ihm bist, schadest du damit eurer Beziehung. Und das wäre sehr schlimm, besonders jetzt, wo du doch heute bei ihm einziehen wirst."
Moment mal, ich soll heute WAS?
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Die Mate des Kriegers
WerewolfAnfang der 70er Jahre erkennt ein mächtiger Werwolfkrieger eine junge Menschenfrau als seine Mate. Er nimmt sie mit und sie lebt von nun an bei ihm. Allerdings ist sie sehr stur und liebt nichts mehr als ihre Freiheit. Außerdem hatte sie, bevor ihr...