Kapitel 28

369 27 3
                                    


Wills PoV

Gestern haben meine Frau und ich unseren dritten Hochzeitstag gefeiert. Ihre Mutter ist dafür aus Florida zu Besuch gekommen und wird noch ein paar Tage bleiben. Sie und ihr Mann wohnen in einem Hotel in der Nähe. Wir hatten ihnen angeboten bei uns zu wohnen, aber sie hatten abgelehnt. Meine Frau hatte dies nur kommentiert indem sie sagte, so würde sie ihre Mutter zumindest nicht bei ihren nächtlichen Aktivitäten hören. Und sie uns auch nicht.

Die letzten Monate waren voller Spannung. Zuerst ist Gerry zu der Überzeugung gekommen, dass Frederic und Frances keine fünf Jahre gemeinsam aushalten werden und angefangen, sich um um ihre beste Freundin zu sorgen. Dann hat Frederic Frances einen Antrag gemacht und seine Auserwählte hat ja gesagt.

Jetzt bereiten wir uns auf eine Hochzeit vor. Und Gerdas Mutter hilft dabei. In diesem Moment hilft sie mit dabei, das Essen vorzubereiten während meine Frau der Braut beim Aussuchen des Brautkleides hilft.

"Sag mal, William, dürfte ich dich wohl etwas fragen?" beginnt sie zögerlich.

Ich nicke.

"Haben du und Gerda eigentlich schon über Kinder nachgedacht? Immerhin seid ihr jetzt seit einiger Zeit verheiratet. Und in euren Berufen läuft es soweit ganz gut. Da könnte man doch..." an dieser Stelle bricht sie ab und sieht mich unsicher an.

Ich lächle nachsichtig. "Interessant, dass du das ausgerechnet jetzt ansprichst. Es stimmt nämlich. Gerry und ich haben vor zwei Monaten beschlossen, dass die Zeit dafür richtig ist. Wir versuchen also gerade tatsächlich, ein Kind zu bekommen. Wann es soweit sein wird, kann ich dir aber leider noch nicht sagen."

Es sieht ein bisschen so aus, als hätte jemand ein Licht in ihrem Gesicht angezündet. Sie strahlt mich an. "Das ist ja wunderbar! Da muss ich gleich mal mit meinem kleinen Mädchen reden. Von Frau zu Frau. Um ihr ein paar Tipps zu geben." An dieser Stelle kichert sie wie ein Schulmädchen. Ich verkneife mir ein Grinsen. Gerda hatte mir nämlich von ihrem Gespräch mit ihrer Mutter vor der Hochzeitsnacht erzählt. Da hoffen wir doch mal, dass das Gespräch, dass sie diesmal im Sinn hat, für sie erfreulicher verläuft.

Ich höre, wie sich die Tür zum Garten öffnet. Das heißt dann wohl, dass meine Frau und ihre beste Freundin wieder Zuhause sind. Wie auf Stichwort.

Gerda kommt durch die Küche gelaufen. Sie grüßt uns kurz, küsst mich flüchtig und geht dann weiter ins Badezimmer. Wenige Sekunden später kommt sie wieder mit einem Bademantel in der Hand. Damit geht sie zurück zur Gartentür und verschwindet wieder.

"Was war denn das? Wieso nimmt sie ihren Bademantel mit in den Garten?" fragt Gerrys Mutter, völlig verwirrt.

Ich grinse. "Das bedeutet, Frances ist als Wolf hierher zurückgekommen." erkläre ich.

Da kommen die zwei gefragten Damne auch schon wieder ins Haus. Fran trägt nur den Bademantel und wirkt grummelig. "Dich nehm' ich nie wieder mit zum Shoppen!"

Gerda grinst. "Warum nicht? War doch lustig."

"Lustig? Die Verkäuferin war völlig fertig! Sie ist fast in Ohnmacht gefallen! Und hast du gesehen, wie die Leute uns angesehen haben???" Frances ist richtig wütend.

"Hey, sie hatte es verdient. Hast du gesehen, wie sie dieses arme Mädchen aus dem Laden gejagt hat, nur weil sie ihre Hochzeit abgesagt hatte?! Ihr Verlobter hatte sie betrogen und sie war am Boden zerstört. Da hätte sie es nicht verdient gehabt, von dieser fürchterlichen Frau zusammengestaucht zu werden! Die Verkäuferin hat sie doch glatt als arrogante Hure bezeichnet! Damit konnte ich sie doch unmöglich davonkommen lassen!" verteidigt sich meine Frau.

Meine Schwiegermutter neben mir legt vorsichtig das Messer aus der Hand. Langsam, mit bekümmertem Gesichtsausdruck geht sie zum Küchentisch und setzt sich.

"Was hast du mit der armen Frau getan, Kind?" fragt sie leise, beinahe schon ängstlich.

"Ach, eigentlich gar nichts Schlimmes." meint Gerda leichthin.

Frances schnaubt verächtlich. "Nichts Schlimmes? Ja sicher!" Sie wendet sich an Gerdas Mutter. "Erst hat sie der Verkäuferin total ernst gesagt, dass wir zum Kleiderkauf dasind, weil wir einander heiraten wollen. Außerdem hat sie angemerkt, dass wir uns dafür beide von unseren Ehemännern scheiden lassen und unsere Familien zurücklassen mussten. Zuerst ist die Verkäuferin deswegen blass geworden, dann rot. Sie sagte, wir sollten uns schämen und uns fortscheren. Das hat Gerda zum Anlass genommen, ihr eine Szene zu machen. Hat sie als eine gottlose, intolerante und inkompetente Witzfigur bezeichnet. Und das war noch der nettere Teil davon. Irgendwann ist die Verkäuferin geflüchtet."

Meine Schwiegermutter vergräbt den Kopf in den Händen. "Kind, wann wirst endlich aufhören mit sowas?!?" Ihre Stimme klingt verzweifelt.

Gerda geht zu ihrer Mutter und legt einen Arm um sie. "Tut mir leid, dass du das mitkriegst, Mom. Ich weiß, du magst das nicht. Falls es die Sache irgendwie besser macht: nachdem die Verkäuferin weggerannt ist, bin ich dem Mädchen nachgegangen. Nach dem, was sie von dieser intoleranten Frau hören musste, war sie ganz schön fertig."

Meine Schwiegermutter seufzt.

"Stummt, das ist sie. Und mich hat man kurz darauf wegen ihrer Szene aus dem Laden geworfen. Nächstes Mal gehe ich alleine shoppen!" grummelt Frances.

Jetzt sieht meine Frau doch etwas schuldig aus. Ich kenne sie gut genug um zu wissen: das hatte sie nicht gewollt. Sie ist zwar öfter mal ein Hitzkopf, aber böse Absichten gegenüber ihren Freunden hegt sie nie. Also entschuldigt sie sich.

"Wie wäre es, wenn du als Entschädigung zum Abendessen bleibst?" frage ich Fran. "Es gibt Ratatouille."

Gerry wirft mir einen dankbaren Blick zu und Frances willigt ein. Das wird sicher ein schöner Abend.


Hi,

Hier mal ein Kapitel aus Wills Perspektive. Hoffe, es gefällt euch.

Die Mate des Kriegers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt