Kapitel 5

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Fassungslos starre ich meine Mutter an. Das meint sie doch hoffentlich nicht ernst?

"Mom, was genau meinst du damit, ich würde heute bei ihm einziehen? Ich kann mich nämlich nicht daran erinnern, dem zugestimmt zu haben." In meinem Inneren bin ich gerade extrem aufgewühlt. Ich bin wütend, weil das offenbar ohne mich entschieden wurde, verletzt, weil Mom mir nichts gesagt hatte und unwillig mit Alex einzuziehen. Normalerweise würde ich jetzt ausflippen! Aber wenn ich mit meiner Mom rede, bin ich irgendwie immer auf Nett-Modus. Wie gesagt, ich liebe sie und sie ist sensibel.

Außerdem versteht sie auch so, was ich meine. Sie sieht mich bedauernd an und sagt: "Ich weiß, dass kommt alles sehr plötzlich, meine Kleine. Aber das Gesetz schreibt es leider so vor. Wenn du nicht bei Alexander wohnen würdest, würde ihn das in den Wahnsinn treiben, und dich vermutlich auch. Er hat mir erklärt, dass Werwölfe die Nähe ihrer Mates brauchen, besonders in der Anfangsphase. Also wurde gesetzlich festgelegt, dass neugefundene Mates zusammenziehen müssen. Es tut mir leid, Gerda."

Wortlos gehe ich zurück in die Küche. Wo ich einen leicht verärgerten Alex vorfinde.

"Rede nie wieder so mit mir wie eben!" sagt er wütend.

Ungerührt erwidere ich: "Wenn du wirklich willst, dass ich bei dir einziehe, dann solltest du dich besser daran gewöhnen. Im Übrigen habe ich Hunger und es ist Zeit fürs Frühstück."

Damit hole ich mir, ohne ihn noch weiter zu beachten, eine Schüssel Müsli. Als ich mich an den Tisch setze, deutet er auf unsere Kaffeekanne, die, wie ich gerade merke, neven ihm auf dem Tisch steht. Ich schließe daraus, dass das dampfende Zeug in seiner Tasse Kaffee ist. Er fragt mich, ob ich auch etwas Kaffee haben will; das würde angeblich die Nerven stärken und mir über meine Nervösität hinweghelfen.

Ich schüttele verneinend den Kopf. "Ich mag keinen Kaffee. Ich trinke lieber Kakao." sage ich.

***

"So, das war's auch schon." sage ich. Alex, Mom und ich haben den Vormittag damit verbracht, meine Sachen in Alex' Haus zu bringen. Natürlich wohnt er da nicht alleine, er ist ja erst 18. Er teilt sich das kleine Haus mit zwei weiteren Kriegern, Freunde von ihm. Einer davon hat seine Mate, die bei ihm lebt, der andere nicht. Sobald wir dort angekommen sind, hat Alex erstmal beiden Jungs befohlen, sich von mir fernzuhalten. Ich fand das übertrieben, aber die beiden Krieger nahmen Alex' Benehmen als selbstverständlich hingegen und versprachen ihm hoch und heilig, sich mir nicht nähern.

Jedenfalls sind wir jetzt fertig mit dem Umzug und ich wende mich also an Alex: "Jetzt, wo wir endlich fertig sind, würde ich gerne an den Strand fahren. Meine Freunde sind schon seit Stunden da. Ich verpasse da gerade was." sage ich.

Alex verengt die Augen und fragt: "Werden auch Männer da sein?"

Ich verdrehe meine Augen und antworte: "Nein, Benny, David und Will sind alle Mädchen im Jungskostüm! Ernsthaft, was soll die Frage? Sich einem Jungen auf weniger als drei Meter zu nähern muss nicht immer zwangsläufig tötlich enden, weißt du?"

"Darum geht es nicht. Du bist meine Mate und ich will nicht, dass andere Männer dich im Badeanzug sehen! Oder dass du dich am Strand mit Männern triffst, die nur eine Badehose tragen!" sagt er aufgebracht.

Wenn es das Wort 'Eifersucht' nicht schon geben würde, müsste es jetzt extra für ihn erfunden werden!

"Dir ist schon bewusst, dass Will mein fester Freund ist, ja? Und dass wir uns seit Jahren mit unserer Gruppe an Freunden treffen?" merke ich an.

Ich lege großen Wert auf Ehrlichkeit, weswegen ich nicht bereue, Alex von Will, Benny und David erzählt zu haben. Aber im Nachhinein gesehen würde so Mancher sagen, dass es sehr dumm von mir war. Es hatte nämlich einen ziemlichen Effekt. Tatsächlich wäre eine einschlagende Bombe vermutlich sanfter gewesen als Alex' Reaktion. Er ist vollkommen ausgeflippt! Dass es in meinem Leben vor ihm schon einen Jungen gegeben hatte, ließ ihn komplett den Kopf verlieren vor Eifersucht. Und dann noch die Sache mit meinen männlichen Freunden...

Um es kurz zu machen, wir hatten einen langen, heftigen Streit und anstatt an den Strand zu gehen, sitze ich jetzt mit Sarah in meinem neuen Zimmer und versuche die Zeit totzuschlagen.

Sarah ist die Mate von Brian, einem von Alex' Mitbewohnern und somit außer mir die einzige Frau in diesem Haus. Alex hat sich geweigert, mich in die Nähe des Strandes zu lassen. Ich habe ihn angeschrien, ihm eine gescheuert, aber es hat nichts geholfen. Er behauptete, er sei der 'dominante' Partner von uns beiden und ich dürfe nicht zum Strand. Dann hat er mich ins Haus gesperrt und dafür gesort, dass ich es nicht wieder verlassen würde.

Also habe ich jetzt praktisch Hausarrest. Mit Sarah als Aufpasserin. Das nervt! Sie ist total naiv und unterwürfig gegenüber ihrem Mate. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, behauptet sie auch noch, es wäre doch toll, wenn Alex und ich bald auch so eine tolle Beziehung haben würden wie sie und Brian. Aber daraus wird nichts, das weiß ich schon! Seit Alex mir verboten hat heute das Haus zu verlassen, rede ich nämlich nicht mehr mit ihm. Er ist schon ein paar Mal zu mir gekommen und hat versucht, mir Avancen zu machen, aber ich habe ihn durchgehend ignoriert.

Eins weiß ich sicher: zwischen mir und Alex wird es in absehbarer Zukunft gar keine Beziehung geben, solange er sein Verhalten nicht ändert und sich bei mir entschuldigt!



Ihr Lieben,
Ich wollte von der Geschichte nicht die ersten Kapitel schnell veröffentlichen, damit jeder, der sie lesen möchte, einen Eindruck von ihr bekommen kann. Mit dem nächsten Kapitel werde ich mir etwas mehr Zeit lassen. Und bis dahin würde ich mich riesig über jede Art Anmerkung freuen. Besonders bezüglich der Hauptfrage des Buches:

Mit wem sollte Gerda zusammen kommen: Alex oder Will?

Die Mate des Kriegers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt