1994Draußen verwandelt der Schnee unsere kleine Stadt in eine wunderschöne Winterlandschaft. Dies ist allerdings den anwesenden Personen in diesem Raum herzlich egal.
Heute ist der 14. Januar. Wir befinden uns im Krankenhaus. Mein Mann, mein Sohn und ich stehen oder sitzen irgendwo im Raum herum. Und meine neue Schwiegertochter liegt auf einem Krankenhausbett in den Wehen.
"Ist es wirklich noch zu früh für das Epidural?" fragt Irene. Sie klammert sich an Clarke's Hand und wimmert.
Ich rufe mir die Erklärungen des Arztes in Erinnerung. "Ja, jetzt gerade ist es wohl noch zu früh. Wenn meine Schätzung stimmt, wird es das allerdings in weniger als einer Stunde nicht mehr sein."
"Hoffentlich bald." weint die werdende Mutter. Die Schmerzen sind schlimm, das sehe ich.
Nach einem kurzen Blick auf meine Armbanduhr sage ich: "Wenn du willst, kann ich die Schwester rufen, damit sie nochmal nachsieht. Aber eines solltest du dir vorher definitiv bewusst machen." sage ich und sehe sie ernst an. Irene erwidert meinen Blick und wartet, bis ich fortfahre.
"Jetzt gerade befindest du dich in einer Situation, in der jeder Mensch, Werwolf oder sonstwelche Kreatur Verständnis für deine Schmerzen hat. Solche Situationen sind extrem selten. Im Grunde könntest du jetzt jeden anzicken oder beleidigen, den du willst. Sie würden es dir nicht übelnehmen. Wenn du hingegen das Epidural akzeptierst, werden die Schmerzen weniger werden und somit auch die Toleranz für unfreundliches Benehmen. Dann würde die arrogante Schwester es dir doch wieder übelnehmen, wenn du sie mit Eiswürfeln bewirfst und laut fluchst. Überlege es dir also gut. Das ist eine der seltenen Gelegenheiten, in denen du alle mal gehörig anmotzen darfst."
Meine Schwiegertochter zieht verwirrt die Augenbrauen zusammen. "Welchen normalen Menschen interessiert denn sowas?!" fragt sie ungläubig.
... Alle sehen mich an. Ich sehe vom einen zum anderen und schüttele dann strategisch den Kopf. "Leute! Es ist nicht höflich, jemanden so anzustarren! Ich meine, gut, ihr habt zwar recht, aber höflich ist es trotzdem nicht!"
Will fängt an, leise zu lachen. "Oh Gott, ich glaube, der Arzt hat sich noch nicht von der Geburt der Zwillinge erholt." meint er, wodurch auch Clarke leise anfängt zu kichern. Ich werfe meinem Mann einen Blick zu, von dem ich hoffe, dass er ihm die Stimme im Hals gefrieren lässt. Nur ist mein reizender Ehegatte leider immun gegen meine Blicke. Möglicherweise hat ihm jemand gesteckt, dass sich ihn liebe. Könnte eventuell sogar ich gewesen sein, ich dumme Nuss.
Glücklicherweise kommt in diesem Moment die Schwester ins Zimmer. "Hallo. Ich komme um Ihren Status zu überprüfen. Jetzt, wo der wichtigste Teil kurz bevorsteht." Mit einem künstlich-süßlichen Lächeln im Gesicht geht sie zu Irene.
Ich verdrehe hinter ihrem Rücken leise die Augen.
***
Und ab da dauert es wirklich nicht mehr lange. Weniger als eine Stunde später gebärt meine Schwiegertochter ein wunderschönes kleines Mädchen. Die Kleine bewegt ihre winzig kleinen Arme und Beine während sie zum erstem Mal ihre Eltern ansieht. Sie hat klare blaue Augen und macht total niedliche Geräusche als mein Sohn, völlig in ihren Bann gezogen, ihre winzige Wange streichelt.
"Sie ist perfekt." haucht Clarke leise. Seine Frau strahlt mit ihm um die Wette und stimmt ihm zu. Sie ist war noch sehr erschöpft von de Geburt, weswegen sich das Baby auf Clarke's Arm befindet anstatt auf ihrem, aber glücklich wirkt sie trotzdem.
Ich halte Wills Hand in meiner fest. Gemeinsam betrachten wir unser erstes Enkelkind. Das süße kleine Mädchen auf dem Arm unseres Sohnes.
"Wisst ihr schon, wie ihr sie nennen wollt?" fragt mein Mann mit erstickter Stimme. Er versucht offenbar angestrengt, nicht vor Rührung zu weinen. Ich drücke unterstützend seine Hand.
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Die Mate des Kriegers
WerewolfAnfang der 70er Jahre erkennt ein mächtiger Werwolfkrieger eine junge Menschenfrau als seine Mate. Er nimmt sie mit und sie lebt von nun an bei ihm. Allerdings ist sie sehr stur und liebt nichts mehr als ihre Freiheit. Außerdem hatte sie, bevor ihr...