Kapitel 24

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Nach der Trauung gibt es ein kleines Fest, das im Haus von Wills Großeltern stattfindet. Diana und Carl freuen sich sehr über die Hochzeit ihres Enkels. Es ist nur eine kleine Fete, aber wir brauchen ja auch nichts Großes.

Als erstes werden mein mir frisch angetrauter Ehemann und ich von einer Horde Freunde überfallen.

"Gerda, Will! Herzlichen Glückwunsch ihr beiden! Ich wusste ihr zwei würdet irgendwann heiraten, ich wusste es einfach!" quietscht Linda und umarmt uns.

Maggie schnieft richtig vor Rührung. "Alles, alles Gute, ihr zwei!" sagt sie und umarmt uns lang und fest.

"Und dabei seid ihr nur knapp vor uns dran!" fügt Grace hinzu und deutet lächelnd  auf sich und Benny. Ich hebe verzückt meine Hände zum Mund und strahle.

"Hey, ich dachte das sollte eine Überraschung sein! Und dafür habe ich Will gegenüber gestern geschwiegen als er gefragt hat?" beschwert sich Benny bei seiner Verlobten.

Ich lache und umarme die beiden gleichzeitig. "Danke, ihr beide, ich freue mich riesig, dass ihr hier seid! Und korrekt, Benny, dafür hast du gestern geschwiegen!" Ich grinse ihn kurz an, woraufhin er ein "Pff!" ausstößt und Grace herzlich lacht.

"Grace, magst du mir mal deinen Ring zeigen?" frage ich als nächstes.

"Klar doch!" antwortet Benny für sie und zeigt stolz die Hand seiner Liebsten vor. An Besagter befindet sich ein schöner, goldener Ring mit rosafarbenem Stein.

"Na? Da bin ich richtig stolz drauf, dafür habe ich wochenlang gearbeitet und Geld gespart." brüstet sich Benny mit seiner Leistung. "Ach, wer bin ich schon, dass ich dir da widersprechen würde! Ich finde auch, da kannst du stolz drauf sein! Und tu dir keinen Zwang an, falls du sowas nochmal machen willst!" bemerkt Grace grinsend. Wir lachen.

Will hebt die Hände. "Leute, hier geht es doch nicht darum, wer den schönsten Verlobungsring besorgt hat!" meint er beschwichtigend. Im nächsten Moment hebt er meine Hand mit seinem Ring dran und verkündet breit lächelnd: "Aber wenn es so wäre, habe ich gewonnen!"

David steht daneben und schüttelt leicht den Kopf. Dann kommt er zu uns rüber, um uns ebenfalls zu umarmen. "Herzlichen Glückwunsch!" sagt er schlicht.

Unsere Hochzeit ist einfach traumhaft! Wir haben ein kleines, aber leckeres Buffet, etwa zwanzig Gäste und sogar eine kleine Tanzfläche im Wohnzimmer. Die benutzen mein Mann und ich auch gleich zum Tanzen. Darin sind wir beide sehr erfahren und mittlerweile ein perfekt aufeinander abgestimmtes Paar. Unter den anerkennenden Blicken unserer Gäste tanzen wir den traditionellen Hochzeitswalzer.

Als wir bei meiner Mutter und ihrem Mann vorbeiwirbeln, sehe ich, dass meine Mom sich wahrhaftig ein paar Tränen aus dem Gesicht wischt. Glücklicherweise sind es, ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, definitiv Tränen der Rührung und der Freude. Ich nehme mir im Stillen vor, später nochmal mit ihr zu reden.

Ein paar Stunden später machen Will und ich gerade eine Pause vom Tanzen. Unsere Freunde haben sich zu uns gesetzt. Nicht weil sie alle zufälligerweise gerade auch nicht mehr tanzen wollten, sondern weil Will sie darum gebeten hat. Er hat ihnen nämlich etwas zu sagen. Etwas, das bisher nur er und ich wissen.

Mein Mann nimmt meine Hand und holt tief Luft bevor er sagt, was los ist.

"Wie ihr wisst, war ich in den letzten Jahren ziemlich unentschlossen was meinen Berufswunsch betrifft." beginnt er und sieht in die Runde. Alle nicken und sehen ihn weiter erwartungsvoll an. Er fährt fort: "Aber in letzter Zeit habe ich mich viel um meine Großeltern gekümmert, weil vor allem Granpa ja langsam immer dementer wird. Dabei habe ich festgestellt: dieser Pflegerjob macht mir richtig Spaß! Außerdem bringt er mir ein gutes Selbstgefühl, weil ich damit ja anderen Leuten helfe! Also habe ich mich entschieden, Altenpfleger zu werden."

Ich lächle ihn zärtlich an und drücke seine Hand. Er hatte es mir vor ein paar Tagen schon erzählt. Jetzt wissen  es unsere Freunde auch.

"Das ist toll. Aber, verdient man da auch genug?" fragt Linda vorsichtig.

Will nickt. "Meine Frau hier hat ihre Ausbildung als Kindergärtnerin ja schon vor ein paar Monaten begonnen. Während sie noch in der Ausbildung ist, werde ich weiter gelegentlich im Café arbeiten und mich um meine Großeltern kümmern. Und sobald sie fertig ist, kündige ich und fange mit der Ausbildung zum Pleger an. Zusammen werden wir mehr als genug verdienen."

"Und falls wir Kinder kriegen, werde ich meinen Job aufgeben um mich um sie zu kümmern. Für einige Jahre zumindest." füge ich hinzu. Darauf habe ich bestanden, weil Will sich ja schon bereit erklärt hatte, für mich mit seiner Ausbildung zu warten. Im Gegenzug wollte ich ihm auch etwas entgegenkommen. Das ist das Mindeste, was ich tun kann.

"Wir freuen uns für euch!" sagt Grace, ernst und herzlich zur selben Zeit. Die anderen stimmen ihr zu.

Als es schon fast 1 Uhr nachts ist, beenden wir die Feier schließlich. Die meisten Gäste sind sowieso schon gegangen. Nur meine Frances, meine Mutter und ihr Mann sind noch da. Und Tante Robin; sie hat versprochen beim Aufräumen zu helfen. Auch wenn sie mittlerweile nicht mehr in diesem Haus wohnt. Hier wohnen gerade nur noch Will, Diana, Carl und ich.

"Geht ihr nur, wir machen das!" sagt meine Mutter und schiebt Will und mich aus dem Raum. "Dies ist eure Hochzeit. Ihr sollt sie einfach nur genießen. Ums Aufräumen kümmern wir uns." bestärigt sie nochmal.

"Danke!" sagt Will und geht nach oben. Als ich ihm gerade folgen will, werde ich von meiner Mutter aufgehalten. "Gerda, Schatz, wir müssen vorher noch kurz reden." sagt sie leise zu mir. Ich nicke und wir gehen an die Haustür, wo wir ungestört sind.

"Also," fängt Mom an, "jetzt, wo dir die Hochzeitsnacht bevorsteht, wollte ich dir noch Mut zusprechen. Ich weiß, du musst nervös sein, natürlich bist du das! Wie könntest du es auch nicht sein, schließlich wirst du gleich zum ersten Mal mit deinem Mann die Ehe vollziehen."

Oh Gott! Hilfe! Bitte nicht falsch verstehen, ich bin nicht nervös wegen der Hochzeitsnacht. Das Problem gerade ist ein etwas anderes. Ich habe meine Jungfräulichkeit nämlich schon vor einer gefühlten Ewigkeit an Will verloren. Aber das würde ich meiner Mutter lieber nicht sagen, sie würde ausflippen. Mist, was tun?

"Es wird beim ersten Mal sehr ungewohnt sein für dich, mein Liebes. Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dein Mann ist ein guter Mann. Er wird bestimmt vorsichtig sein. Schließlich weiß er um deine Angst und-"

"Mom!" unterbreche ich sie jetzt doch. Nachdem ich ihr für mehr als 5 Sekunden zugehört habe, bin ich plötzlich der Meinung, es wäre doch besser, ihr die Wahrheit zu sagen.

"Ich bin schon seit Jahren keine Jungfrau mehr. Will und ich teilen uns schon lange ein Bett."

Meine Mutter sieht mich an als hätte ich ihr gerade ihr Lieblingsspielzeug weggenommen.

"Oh! ... Verstehe... nun denn... gute Nacht." sagt sie zögerlich, immernoch enttäuscht wirkend. Ich finde das Ganze ein bisschen paradox. Immerhin müsste, der Tradition zufolge, der Mann der Enttäuschte sein. Aber während Will die Umstände völlig egal sind, ist meine Mutter geradezu beleidigt. Die Welt ist schon komisch.

Die Mate des Kriegers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt