Kapitel 9

12.9K 560 52
                                    

Wenn man die Cafeteria betrat,hatte man einen guten Überblick über den Raum.Die Tische waren nach Cliquen unterteilt.Es gab den Musiker-Tisch,den Ökö-Tisch,den Comic-Freak-Tisch,den Tisch mit den restlichen Freaks und natürlich den Tisch der Beliebten,den seit Jahren Melissa und Matt mit ihren Freunden belegten.Jeder wollte unbedingt an diesem Tisch essen und manche waren immer noch so dumm und fragten immer wieder.Dass ein Anderer je an diesem Tisch sitzen wird ist so gut wie unmöglich.Nur wer sie wirklich überzeugte hatte eine Chance.

Ich stelle mich an der Essensausgabe an.Fisch mit Kartoffeln und Blattspinat.Es gab auch schonmal bessere Sachen.Die Kartoffeln waren wabbelig und mehr braun als gelb.Der Spinat hatte immerhin eine schöne grüne Farbe,aber,dass lag wohl eher daran,dass dieser kaum gekocht war.Und der Fisch sah viel zu trocken aus.Aber ich sollte mich nicht beschweren.Es war schließlich essbar und somit war alles gut.Ich nahm mein Tablett und sah mich kurz in der Cafeteria um.Da mich wohl kaum jemand zu sich an den Tisch einladen würde,um mit ihnen zu essen,ging ich auf einen Tisch,in der hintersten Ecke des Raumes zu.Hier saß ich eigentlich immer,vorraussichtlich ich konnte mir das Essen leisten.Sonst war ich meistens in einem leeren Klassenraum und machte Hausaufgaben oder so,damit ich zuhause Zeit hatte um zu putzen.Da meine Mutter,aber momentan nicht da war,konnte ich mir jede Pause etwas zu essen kaufen.Die Hausaufgaben konnte ich dann in aller Ruhe zuhause erledigen,da ich keine Mutter daheim hatte,die darauf bestand,dass ich die ganze Wohnung putze und mich ansonsten schlug.Ich wusste aber,dass sie wohl ziemlich bald nachhause kommen würde.Ihre Beziehung hielt für gewöhnlich schon viel zu lange und falls dieser Freund nicht anders sein sollte,als ihre Anderen,wovon ich nicht ausging,machte einer von ihnen sicherlich bald Schluss.

Und dann hatte ich das Biest von meiner Mutter wieder am Hals.In letzter Zeit war sie noch unerträglicher geworden.Sie hatte mich zwar nicht mehr geschlagen,doch war sie der Aufassung gewesen mir mit Schlägen zu drohen,wenn ich nicht die Wohnung putze,ihr Essen zubereite und dafür sorgen,dass genug Alkohol im Haus ist.Früher war es leichter mit ihr zu leben.Sie hat die meiste Zeit nur im Bett gelegen und ist abends in irgendeine Bar gegangen.Sie hatte mich nicht zu irgendwas gedrängt,ich hatte es von allein gemacht.Doch jetzt schien sie sich irgendwie wieder aufgerappelt zu haben,mit dem Entschluss mir mein Leben noch mehr zu versauen.Natürlich war es für mich eine Erleichterung,als sie einen neuen Freund,der übrigens Fabian hieß,mit nachhause schleppte und kurzer Hand beschloss bei ihm einzuziehen.

Ich habe schon oft mit dem Gedankem gespielt,einfach abzuhauen.Doch ich wusste,dass sie mich brauchte,ohne mich würde sie noch mehr verkommen.Und ich?Wo sollte ich hin?Auf der Straße konnte ich kaum leben und kein Mensch würde einem fast sechzehnjährigem Mädchen eine Wohnung vermieten.Also blieb ich.Es waren nur noch zwei Jahre,dann war ich endlich achtzeh und konnte ausziehen.Dann war ich sie für immer los.Doch zwei Jahre waren leider noch eine seeehr lange Zeit.

Ich fing an zu essen,wie ich es mir gedacht habe war der Fisch viel zu trocken und der Rest ebenfalls ungenießbar.Ich hörte ein lautes Lachen und blickte auf.Melissa und ihre Freunde schauten zu mir herrüber und lachten.Wahrscheinlich hatte Melissa einen Witz über mich gemacht,wie sie es so oft tat.Wann war sie eigentlich zu so einem Miststück geworden?Früher hatte sie mich schließlich mehr oder weniger in Ruhe gelassen.

Die Tür der Cafeteria öffnete sich.Ich erfasste sein Aussehen binnen weniger Sekunden.Dunkel blaue denim Jeans,die schlabbrig an seinen Beinen hingen,ein schwarzes T-shirt mit V-Ausschnit und dazu seine schwarze Lederjacke.Einfach unwiederstehlich.Moment hatte ich das gerade wirklich gedacht?Irgendwetwas musst echt nicht mit mir stimmen...

Er sah sich suchend im Raum um bis er mich erblickte.Er fing an zu lächeln.Ich spürte wie sich meine Mundwinkel ebenfalls leicht anhoben und ein Lächeln formten.Karim ging mit seinen Kumpels zur Essensausgabe und kaufte sich sein Mittagessen.Dabei huschte sein Blick immer wieder zu mir.Was hatte das zu bedeuten?Vielleicht mochte er mich ja.Ach so ein Quatsch!Er machte sich sicherlich nur über mich lustig.Obwohl heute Morgen,hatte er mich fast geküsste.Oder hatte er nur kurz sein Gleichgewicht verloren und war zu mir rübergekippt.

AlleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt