Kapitel 40

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„Guten Morgen mein Schatz", sagte eine tiefe, raue Stimme am nächsten Morgen. „Es ist Zeit zum aufstehen."

Ich streckte mich einmal kurz aus und öffnete schließlich meine Augen.

„Guten Morgen", nuschelte ich etwas verschlafen und drehte mich zu ihm um. Wir lagen nun auf Augenhöhe und starrten uns gegenseitig an.

„Du siehst so süß aus", flüsterte er.

„Hahaha", gab ich auf eine ironische Weise zurück. Wer sah morgens schon süß aus? Sanft strich ich ihm durch seine wuscheligen Haare. Er lehnte sich zu mir herüber und küsste mich auf meine Stirn.

„Wir müssen uns beeilen", sagte er und stand abrupt auf.

„Wieso?" hauchte ich.

„Vor der Schule müssen wir noch bei dir vorbei. Du hast keine Schulsachen dabei, chérie" erklärte er mir.

Ich stöhnte laut auf, daran hatte ich noch gar nicht gedacht.

„Na gut", gab ich von mir und stand ebenfalls auf. „Ich hab aber keine frischen Klamotten dabei", erinnerte ich ihn.

„Das ist kein Problem. Du kannst Sachen von mir haben", sagte er und deutete dabei auf eine Tür, die sich auf der gegenüberliegenden Wand befand. 

„Ein begehbarer Kleiderschrank? Ist das dein Ernst?", fragte ich halb erstaunt und halb überrascht.

„Äh... ja", antwortet er verlegen.

„Ich sag doch wie in einem Märchen!" 

Ehrfürchtig öffnete ich die Tür. Überall waren offene Schränke mit einer beträchtlichen Anzahl an Klamotten. Ich sah diverse Hemden in allen möglichen Farben, unzählige Hosen und noch viel mehr T-Shirts, Tops und Sweatshirts.

„Such dir einfach was aus", sagte er lässig. „Meine Boxershorts sind in der untersten Schublade, falls es dich interessiert", fügte er frech hinzu.

Er deutete auf eine weiße Kommode und verließ dann den Raum, damit ich mich umziehen konnte. Erst dann wurde mir die Bedeutung seiner Worte bewusst. Erwartete er etwa, dass ich mich auch an seiner Unterwäsche bediente? Es schien ganz danach auszusehen. Aber wieso eigentlich nicht?


Vorsichtig öffnete ich die besagte Schublade und griff wahllos hinein. Ich erwischte eine schwarz weiß karierte Boxershorts von irgendeiner Luxusmarke. Schnell zog ich meine Hose sowie meinen Slip und schlüpfte hinein. Ich musste zugeben, diese Dinger waren echt bequem. Meine Jeans zog ich wieder an und verstaute den Slip vorerst in meiner Hosentasche. Irgendwie ekelig, aber ich konnte ihn hier schließlich nicht so einfach rumliegen lassen. Dann widmete ich mich den Oberteilen zu. Welches sollte ich nur nehmen? Am besten etwas altes, was er nicht mehr so oft anzog. Dann konnte er es nicht vermissen.

Ich entschied mich für ein schwarzes Sweatshirt, welches ziemlich klein und alt aussah und schlüpfte hinein. Es war natürlich trotzdem ein paar Nummern zu groß, doch es war im Gegensatz zu den anderen Sachen die hier hingen, dass wohl kleinste Teil.


Dann schlich ich mich aus dem Zimmer heraus und suchte den Weg ins Badezimmer. Von Karim war keine Spur zu sehen. Im Bad wusch ich mir einmal schnell übers Gesicht und suchte dann in den unzähligen kleinen Schränken nach einer unbenutzten Zahnbürste. Schließlich fand ich eine und fing an mir die Zähne zu putzen. Die Zahnpasta benutzte ich von Karim. Danach fuhr ich mir vergeblichste mit meinen Fingern durch die Haare, um sie etwas zu bändigen, jedoch vergeblichst. Eine Bürste konnte ich weit und breit nicht sehen.

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