Kapitel 11

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Als ich zuhause angekommen war,warf ich mich als erstes auf mein Bett und durchlebte nocheinmal den Nachmittag.Als wir unser Eis gegessen hatten und es bezahlt hatten wollten wir eigentlich ins Kino,doch wir entschieden uns stattdessen im Park spazieren zu gehen.Wir sind Stunden lang, so schien es mir,zwischen immer kahler werdenden Bäumen und spielenden Kinder lang gegangen.Irgendwann hatte mir die Kälte nichts mehr ausgemacht und ich habe die paar Stunden richtig genossen.Zum Abschluss des Tages haben wir noch eine kleine Tour auf seiner Vespa gedreht und schließlich hatte er mich dann nachhause gebracht.Und hier war ich nun müde,hungrig und leicht am frieren.Da es erst halb sechs war hatte ich noch rund dreizig Minuten bis meine Schicht im "Quartier"anfingen und so gerade noch genug Zeit um etwas zu essen.Ich stand mühselig auf und schlurffte in Richtung Küche.Dabei kam ich an dem Zimmer von meiner Mutter vorbei.Stimmt,die gibts auch noch,dachte ich mir.Doch Karim hatte mich einen wundervollen Nachmittag all meine Probleme vergessen lassen und so war es eine eher unschöne Tatsache der Wirklichkeit jetzt an sie zu denken.Wann war sie das letzte Mal zuhause gewesen?Ich glaube vor zwei Wochen,als sie kurz rein kam,mir Bescheid gesagt hat,dass sie jetzt bei ihrem Freund einziehen würde,sich ein paar Sachen geschnappt darunter Vodka und Whiskey-Flaschen und 100 Euro aus meinem Port-Monnaie und dann war sie auch schon ohne ein weiteres Wort verschwunden.Obwohl sie hatte doch etwas gesagt:"Wenn ich zurück komme ist die Wohnung sauber und ohne ein einziges Staubkorn!!!Sonst wirst du etwas erleben!"Dann erst war sie gegangen.

Ich hatte nur perplex die Tür angestarrt,in der sie verschwunden war.Meine Mutter haute ab,ließ mich allein,klaute mir Geld und erwartete dann auch noch,dass ich die Wohnung jeden Tag putzte?!Das konnte sie vergessen,ich hatte wichtigere Sachen zu tun wie zum Beispiel arbeiten gehen,damit wir uns Essen kaufen können!

Ich öffnete den Kühlschrank.

"Wow,die Auswahl ist ja echt riesig",sagte ich ich die Stille hinein.Im Kühlschrank lag ein Ei und eine Tomate.Der Brottopf war leer.Super,dann gibts wohl Rührei mit Tomate.Vor einem Monat wurde unsere Miete um 50 Euro erhöht und so blieb nun so gut wie kein Geld für Essen mehr.Ich probierte zu sparen,wo es ging.Ich benutze die Heizung nicht mehr,weshalb es hier auch so kalt war und nutze so wenig Strom wie möglich,doch trotzdem war das Geld immer zu knapp.Und da ich entschlossen hatte,das Essensgeld in Schulessensgeld und Einkauf-Geld einzuteilen,konnte ich immer nur sehr wenig kaufen.Dafür hatte ich immer eine warme Mahlzeit am Tag.Jedoch machte ich mir große Sorgen,was ich tun sollte,wenn meine Mutter hier wieder aufkreuzt.Dann musste ich wohl oder übel,mein Schulessen streichen und wieder für zwei Personen einkaufen gehen.Und das hieß ich bekam so gut wie nichts zu essen am Tag!

Pünklich um 18:00 Uhr betrat ich durch die Hintertür,das Resturant und mich umfing sofort wohlige Wärme und ich spürte wie mein Körper so langsam auftaute.Ich zog mir schnell meine Arbeitskleidung an,schnappte mir Block und Stift ging dann durch die Küche hinaus in den Hauptraum.

"Na du ?Wie gehts dir heute an diesem besonderem Tag?" Lena kam auf mich zu und begrüßte mich überschwänglich.Für sie war jeder Tag "besonders". "Seehr gut und dir?" Normalerweise lügte ich Sie,sowie jeden Anderen,immer an,was meine Laune betraf.Denn abgesehen von einmaligen Glücksphasen war ich ansonsten immer beschissen gelaunt.Kein Wunder bei meinem Leben.Umso erstaunter war ich,als ich merkte,dass ich ausnahmsweise mal die Wahrheit sagte,mir ging es wirklich gut!Da war so ein flattern in meinem Bauch,was mich in Hochstimmung versetzte.

"Freut mich,ich bin leider viel zu gestresst!Übernimm heute doch bitte Viertel zwei,in Ordnung?"

"Wird gemacht." Ich begann damit,dreckiges Geschirr von einem der Tische abzuräumen und die ersten Bestellungen entgegen zu nehmen.Ich hörte wie die Tür auf und zu ging und wollte mich gerade umdrehen,um den neuen Gästen einen Tisch anzubieten,als diese auch schon geradewegs auf mich zukamen.Matt,Johan,Nils und Lukas.Alle blöd am grinsen.Ich muss zugeben ich kann verstehen,wieso sie so beliebt sind,besonders bei den Mädchen!Sie sahen alle klasse aus. Matt mit seinem muskolösem Oberkörper,seinen dunkelblonden Haaren und den eisblauen Augen.Johan ist eher der schächtige Typ.Das steht ihm aber trotzdem irgendwie.Sehr dünne Beine,noch dünnere Arme,dafür aber ein sehr kantiges Gesicht mit den schönsten grünen Augen die es gab.Nils hatte wiederum wie Matt Muskeln,braune Haare,Undercut.Dazu hat er noch volle Lippen,an denen schon jedes Mädchen aus unserer Klasse wortwörtlich "gehangen" hat.Und zum Schluss Lukas.Er hatte braune Haare,olivgrüne Augen und eine etwas dunklere Hautfarbe,als die Anderen.Soweit ich weiß kommen seine Eltern aus Marroko.

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