Kapitel 47

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Ich musste noch vier Tage im Krankenhaus bleiben. Mittlerweile war es Montag. Heute würde ich endlich entlassen werde, ich konnte es kaum erwarten! Die letzten Tage waren nämlich zunehmender immer langweiliger geworden. Zwar war Karim jeden Tag nach der Schule zu mir gekommen und hatte mir die Hausaufgaben gebracht und mich den Rest der Zeit probiert zu unterhalten, doch die Zeit in der ich alleine war, war unglaublich eintönig gewesen.

Ich hatte Karim die ganze Geschichte, seit dem Unfall, erzählt und er hatte mir still und sorgfältig

zugehört und mich getröstet, wenn meine Gefühle mich zu überrollen schienen. Außer die Sache mit der Nahtoderfahrung. Die hatte ich ihm nicht erzählt. Die würde für immer mein Geheimnis bleiben!

Doktor Fisinger betrat gerade den Raum, damit er mich nochmal ein letztes Mal untersuchen konnte, bevor mich Karim abholen würde und mich nachhause fahren würde.


„Wie geht es ihnen heute, Frau Gießener?", fragte er munter.

„Sehr gut", antwortete ich lächelnd.

„Dann wollen wir doch mal schauen."

Er führte verschiedene Untersuchungen an mir aus, bis er schließlich zufrieden nickte.

„Sie scheinen das ganze einwandfrei und ohne Schäden überstanden zu haben. Ihre Gehirnerschütterung ist verheilt genauso wie ihre Rippen. Ihr Körper hat wieder genau die richtige Temperatur. Sie müssen mir nur noch eine paar letzte Fragen beantworten, dann können sie zu ihrem Freund gehen, der draußen vor dem Raum auf sie wartet", sagte er freundlich.

Ich nickte.

„Also meine erste Frage lautete, wieso sind sie auf dem Friedhof einfach so umgekippt?"

„Ich bin den ganzen Weg zum Friedhof gesprintet und das hat meinen Körper ziemlich erschöpft", antwortete ich wahrheitsgetreu.

Denn Teil, dass ich freiwillig dort gelegen hatte, obwohl ich mich bewegen konnte, übersprang ich einfach. Er musste nicht wissen, dass ich Selbstmord begehen wollte.

„Okay und wie haben sie sich die zwei geprellten Rippen und die Gehirnerschütterung zugezogen?"

„Ich denke die Antwort auf ihre Frage wissen sie schon", sagte ich leise.

„Also liege ich mit meinen Vermutungen richtig", fragte er.

Ich nickte kurz.

„Passen sie auf sich auf. Sie haben das Ganze hier nur haarscharf überlebt. Das grenzt an einem Wunder. Suchen sie sich Hilfe, dass Jugendamt ist solche Fälle gewohnt. Und fangen sie an genügend zu Essen, sonst werden wir sie bald schon wiedersehen, da ihr Körper, aufgrund ihres Gewichtes, kapituliert. Die Zwangsernährung hat nicht bewirkt, dass sie ein gesundes Gewicht haben", sagte der Arzt.

Wieder nickte ich nur. Dass ich zwangsernährt wurde, hatte ich erst vor ein paar Tagen erfahren, als ich gefragt hatte was diese Infusion eigentlich bewirkte. Ich hatte die Krankenschwester ziemlich dumm angeschaut, als sie mir die Lage erklärt hatte. Doch jetzt war ich eigentlich ganz froh darüber. Ich hatte drei Kilo zugenommen. Man konnte es zwar nicht sehen, doch es war immerhin ein Anfang.

„Dann verabschiede ich mich jetzt von ihnen Frau Gießener", sagte der Doktor und reichte mir die Hand.

„Auf Wiedersehen und danke für alles", antwortete ich und stieg aus dem Bett.

Freudestrahlend ging ich nach Doktor Fisinger aus der Tür und fiel dort dem wartendem Karim in die Arme.

„Ma chérie", flüsterte er und wirbelte mich einmal um sich herum. Ich quietschte laut auf und erntete einen bösen Blick von einer vorbei laufenden Krankenschwester.

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