Karims Sicht:
Wir saßen auf der Couch in ihrem Wohnzimmer und schauten irgendeine Kochsendung im Fernseher,doch keiner von uns passte wirklich auf. Ihr Kopf lag auf meiner Brust und sie hatte die Augen geschlossen. Ob sie wohl schlief? Außenstehende würden jetzt vielleicht sagen,dass sie friedlich aussieht. Ihre Gesichtszüge waren entspannt und ein kleines Lächeln lag auf ihren Lippen. Ihre blonden Haare fielen ihr in leichten Wellen den Rücken hinunter und endeten kurz vor der Taille.
Doch der Schein trügt. Ich wusste es besser. Ihr Gesicht war übersät von Hämatomen.Ihr Kiefer,ihre Wangenknochen und ihre Schläfen waren überall blau lila verfärbt. Und ich wusste,wenn ich ihr Oberteil ein Stück hochziehen würde,was mich erwarten würde.
Ihr Rücken musste noch schlimmer aussehen.
Ihre Knie hatte sie fast bis zu ihrer Brust rangezogen und ihre Lippen waren blau vor Kälte. Ich legte meinen Arm um sie und wie ich vermutet hatte war sie eiskalt. Hektisch sah ich mich nach einer Decke um,doch ich fand keine.Auf dem Sofa lag lediglich ein vereinzeltes Kissen mit Streifenmuster.
Wieso war es hier drinnen überhaupt so kalt?! Besaßen die hier keine Heizung?
Ich würde ihr ja jetzt gerne mein Sweatshirt geben,doch das konnte ich wohl kaum bringen. Auf meinem Unterarm leuchtete die Narbe immer noch in einem hellem rot. Jedoch hatte es sich in den letzten Monaten deutlich verbessert. Am Anfang hatten die Buchstaben noch geblutet und waren dann irgendwann zu einer Art Kruste verheilt. Sichtbar für jeden,falls ich nicht immer eine langärmliges Oberteil angehabt hätte. Das Rot war mit der Zeit fast vollständig verblasst und ich hoffte,dass mein die Buchstaben irgendwann nicht mehr sehen würde. Ich hatte nämlich keine Lust nochmal bei 30° in einem Sweatshirt rumzulaufen und von jedem komische Blicke zugeworfen zu bekommen.
„Ist dir nischt kalt?",fragte ich leise.
„Mhhh...",antwortet sie etwas verschlafen. Hatte ich sie geweckt?
„Soll isch dir eine Decke aus deinem Zimmer holen?"
„Wärm du mich doch",sagte sie.
„Verlockendes Angebot.Dann komm mal her."
Sie setzte sich auf meinen Schoß und ich schloss meine Arme um sie. „So besser?",fragte ich.
Sie nickte. „Viel besser!"
Ihre kalten Hände schoben sich unter mein Sweatshirt. Ich zuckte zurück. Die Kälte war ein Schock.
Sie zog ihre Hände blitzschnell zurück. „Entschuldige,dass wollte ich nicht",sagte sie schüchtern.
„Nischt schlimm. Die Kälte hat misch nur überrascht."
Sie lehnte sich an meine Schulter,ließ ihre Hände jedoch in ihrem Schoß liegen. Ihre Augen fielen langsam zu und ich hörte wie anfing ruhig und gleichmäßig zu Atmen. Ich beobachtete sie ein Weile lang und beschloss,dass es besser wäre sie würde in ihrem Bett schlafen. Sie brauchte Ruhe,hatte die Krankenschwester gesagt. Der Gedanke daran,wie sie plötzlich einfach umgekippt ist,ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Ich hatte solche Angst gehabt,dass sie nicht mehr aufwachen würde. Im Nachhinein hatte ich mir wohl nur das Schlimmste ausgemalt,doch ich konnte mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen,dass ist mir in diesem Moment bewusst geworden.
Ich hob sie sanft hoch und trug sie auf meinen Armen hinaus in den Flur. Wo war ihr Zimmer? Ich hatte keine Ahnung,schließlich war ich noch nie darin gewesen. Zur Auswahl standen vier Türen. Die Tür,die direkt links von mir lag,führte in Jaces Zimmer,dass wusste ich. Die Tür dahinter hatte ein Schild mit der Aufschrift „Bathroom",dass also auch nicht. Blieben also nur das Zimmer rechts von mir und das dahinter übrig. Mutig öffnete ich die erste Tür.
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Allein
RomanceAllein,jeden Tag,jede Stunde. Sie ist immer allein. Das ist Clarissa .Seit dem Tod ihres Vaters und ihres Bruders,ist nichts mehr wie es einmal war.Ihre Mutter kriegt Depressionen,fängt an zu trinken und sie zu schlagen. In der Schule wird sie zur k...