Der Schultag hatte sich gezogen wie Kaugummi, doch jetzt war ich endlich auf dem Weg nachhause. Ich sehnte mich unglaublich nach meinem Bett und nach etwas zu Essen. Das Essen in der Cafeteria war mal wieder unerträglich gewesen. Leider gingen die Vorräte, die Karim angeschafft hatten, langsam zur Neige, dass hieß ich musste bald wieder einkaufen gehen und dafür brauchte ich meinen Gehalt, den ich aber erst in ca. drei Wochen bekam. Wir hatten nämlich erst Ende November. In ein paar Tagen war mein Geburtstag, doch ich hatte mich noch nie so wenig auf diesen Tag gefreut wie dieses Mal. Es würde ein ganz normaler Tag werden. Ohne Glückwünsche, ohne Geschenke. Obwohl, vielleicht würde Karim mir ja gratulieren? Dann hätte der Tag immerhin etwas positives.
Karim war zu sich nachhause gefahren. Er würde aber später wieder zu mir kommen. Das hatte er versprochen.
Jetzt waren es nur noch ein paar Meter, die mich von meinem Zuhause trennten und die Erschöpfung machte sich nun deutlich bemerkbar. Diese ganze Lauferei den ganzen Tag über strengte mich an. Morgens 15 Minuten zur Schule laufen, nachmittags den selben Weg zurück. In der Schule die ganze Zeit von einem Raum zum Anderen hetzen. Eigentlich sollten solche Sachen einen nicht anstrengen, dass wusste ich. Doch durch mein enormes Untergewicht erschien mir jeder Spaziergang wie einen 10 Kilometer langer Marathon - Lauf. Ich hasste es, doch was konnte ich schon ändern ? Jetzt wo die Vorräte zur Neige gingen hieß es wieder hungern und die zugewonnen Kilos würden wieder verschwinden. Aber im Endeffekt waren zwei bis drei Kilo nicht wirklich eine Veränderung. Wie ein Skelett sah ich immer noch aus.
Mühselig schleppte ich mich die letzten paar Stufen unserer Treppe rauf und schloss keuchend die Tür auf. Am liebsten wäre ich sofort auf dem Teppich eingeschlafen. Doch ich riss mich zusammen und betrat die Wohnung. Ich merkte sofort, dass etwas anders war. Woran ich dies feststellte konnte ich nicht genau sagen. Ich wusste es einfach. Vielleicht aus Intuition heraus ?
Es war noch jemand in der Wohnung und das konnte nur eines bedeuten. Sie war wieder da. Meine geliebte Mutter war wieder zurück gekehrt und, dass konnte wiederum nur heißen, dass Florian sie abserviert hatte oder aber sie hatte Schluss gemacht. Beide Varianten bedeuteten, dass sie in in einer äußerst schlechten Verfassung war.
Ich betrat das Wohnzimmer. Sie viel mir sofort ins Auge. In einer Decke gehüllt lag sie auf dem Sofa und machte einen sehr bekümmerten Eindruck. Eine Welle des Mitgefühls erfasste mich und plötzlich tat sie mir unglaublich leid. Egal was sie mir angetan hatte, sie war immer noch meine Mutter. Die einzigste Familie die ich noch hatte.
„Hallo,Mom.", sagte ich leise.
„Ich hab Hunger. Fang an zu Kochen",antwortet sie ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen.
„Ich hab dich vermisst", flüsterte ich.
„Ich hab gesagt du sollst anfangen zu kochen ! Was ist daran so schwer zu verstehen ?!", brüllte sie.
Einen Moment lang starrte ich sie ausdruckslos an und bewegte mich langsam in Richtung Küche. Tränen fingen an leise meine Wangen hinter zu laufen. Ich ärgerte mich über mich selbst. Was hatte ich schon erwartet ? Das sie sich entschuldigen würde und sagen würde, dass sich alles ändern würde ? Einfach lächerlich. Aber du hast gehofft, dass sie sich immerhin etwas freuen würde dich wieder zu sehen, gestand sich eine leise Stimme in meinem Kopf ein.
In der hintersten Ecke eines Schrankes fand ich noch eine Packung Spagetti und ein Glas mit Tomatensoße. Damit stand fest, was ich kochen würde. Ich füllte einen Topf mit Wasser und fing an es zu erhitzen. Die Nudeln warf ich kurze Zeit später in den Topf und erwärmte die Soße in einem separaten Topf. Meine Tränen versiegten langsam und unglaubliche Trauer und Wut machten sich in mir breit. Ich sollte meiner Mutter nicht so egal sein. Ich sollte ihr etwas bedeuten und in diesen schwierigen Zeiten sollten wir zusammen halten. Und das wohl wichtigste SIE sollte sich um MICH kümmern und nicht umgekehrt. Sie sollte arbeiten gehen, die Miete zahlen, putzen, waschen und kochen. Nicht ich !
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Allein
RomanceAllein,jeden Tag,jede Stunde. Sie ist immer allein. Das ist Clarissa .Seit dem Tod ihres Vaters und ihres Bruders,ist nichts mehr wie es einmal war.Ihre Mutter kriegt Depressionen,fängt an zu trinken und sie zu schlagen. In der Schule wird sie zur k...