Teil 20

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Während die Sonne auf uns herabschien, betrachtete ich die mir so bekannte Lichtung. Ich sah zu wie Fry und einer der Köche die gepflückten Waldbeeren wuschen, wie die Schlitzer an neuen Waffen arbeiteten und wie die Gärtner ihre geliebten Pflanzen pflegten. Alles schien so normal, doch ich konnte die Angst jeden Einzelnen spüren. Jeder tat so, als wäre alles normal, doch insgeheim fürchteten sie sich vor der kommenden Nacht.
Als mein Blick so über die Lichtung schweifte, stieg Trauer in mir auf. Dies war mein letzter Tag hier. Noch heute würden Minho, Thomas, Newt, Frypan Chuck und ich unser Zuhause für immer verlassen. Ob wir nun hinaus kommen würden oder uns die Griever erledigen, keiner von uns wollte weiter auf der Lichtung sein.
Auch wenn ich mir einredete, dass alles gut würde, fühlte ich mich schlecht.
Gally hatte so gut wie alle Lichter davon überzeugt, dass Thomas etwas im Schilde führte und alles seine Schuld sei. Diese Lichter würden uns nicht folgen und ich fühlte mich jetzt schon schlecht bei dem Gedanken daran meine Freunde, nein meine Familie zu verlassen.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich nicht bemerkte, wie Newt zu mir hinüberlief.
"Wie geht es dir, Liebling?", fragte er mich, nachdem er sich neben mich ins feuchte Gras setzte.
"Gut, denke ich. Und dir?"
Er zögerte bevor er antwortete.
"Mir auch. Ich versuche optimistisch zu bleiben."
Dann schwiegen wir und lauschten dem Rascheln der Baumkronen. Wir legten uns zurück und ich legte meinen Kopf auf seiner Brust ab während ich mit ein paar Fransen seines Pullis spielte.
Er schloss die Augen und ich tat es ihm gleich. In diesem Moment konzentrierten wir uns nur auf das was wir hörten.
Das Gras tanzte im Wind und weit entfernt hörte ich die Baumeister auf Nägel hämmern.

"Aufstehen, ihr Faulenzer!"

Abrupt schlug ich die Augen auf. Für einen kurzen Moment dachte ich, dass Alby uns zurecht wies. Bei diesem Gedanken flogen mir blitzschnell die Bilder seines Todes in den Kopf.
Ich sah auf und erblickte Gally, der streng auf uns herunter sah.
Seit ich mich dafür entschuldigt hatte, dass ich ihn mit einer Flasche k.o. geschlagen hatte, kamen wir beide gut miteinander aus.
Ich hoffte insgeheim, ihn nicht zurücklassen zu müssen. Familie lässt man nicht zurück.

Die Sonne war mittlerweile von dunklen Wolken verdeckt, als zwei der Lichter Thomas vor die Öffnungen der Mauer brachten.
Wir alle standen versammelt herum.
Immer wieder tauschte ich mit meinen Komplizen vielsagende Blicke aus.
Bald war es so weit und mein Magen kribbelte bereits.
"Bindet ihn fest!", befahl Gally.
Während die zwei Lichter versuchten, Thomas mit dem Seil festzubinden, sprach dieser plötzlich.
"Denkst du tatsächlich es würde etwas bringen, mich zu verbannen, Gally."
"Nein."
Das war eine merkwürdige Antwort, und ich spürte, dass Gally noch etwas zusagen hatte.
"Deswegen wird das hier auch keine Verbannung, sondern eine Opfergabe."
Ich schnappte nach Luft und Geraune setzte unter den Lichtern aus.
"Gally, denkst du wirklich, das ist das Richtige?", fragte ich ihn schließlich.
Er wandte sich zu mir um und musterte mich kurz.
"Diese Lichtung ist unser Zuhause. Ich lasse nicht zu, dass dieser Strunk alles zerstört. Er hat ja sogar fast alles zerstört."
Plötzlich riss Thomas das Seil durch, welches um seine Hände gebunden war. Newt zog sein Säbel und hielt einen der Lichter auf, der versuchte Thomas festzuhalten.
Auch ich rührte mich, warf ein paar der Lichter um und stellte mich schließlich neben Thomas. Auch Minho, Chuck und Frypan waren dazu gekommen.
"Gally, du kannst meinetwegen hier bleiben, doch wir gehen jetzt."
Gally sah zu Boden und dann wieder zurück.
"Ihr seid voller Überraschungen, nicht war?"
"Bitte komm mit, Gally. Wir werden vielleicht frei sein. Und selbst wenn nicht, lieber sterbe ich bei dem Versuch zu entkommen als hier ohne es zu wagen. Die Griever werden wieder kommen. Immer wieder, bis jeder von euch tot ist. Heute ist eure letzte Möglichkeit, zu entkommen.", sprach ich zu den Lichtern.
Ein paar sahen sich um.
Winston entschloss sich schließlich, zu uns zu gehen. Auch Jeff lief hinüber und ein paar andere folgten ihm.
Gally schien nachzugeben. Er sah uns an.
"Viel Glück gegen die Griever."
Ich nickte ihm traurig zu, dann machten wir auf dem Absatz kehrt und liefen ins Labyrinth.
Minho, Thomas und ich führten die Truppe durch die Gänge entlang.
Endlich!
Wir versteckten uns hinter einer Mauer.
"Okay, die Grieversind ganz in der Nähe. Wir müssen jetzt angreifen.", sagte Thomas.
Wir nickten. Dann zogen wir alle unsere Waffen. Nach einem lauten Kampfesschrei rannten wir los. Der erste Griever kam uns bereits entgegen.
Aus Instinkt nahm ich Chuck an die Hand. Wir kämpften mit den selbst angefertigten Waffen gegen den Griever. Dann, endlich hatten wir mit ihm die Seiten getauscht. Schnell liefen Chuck und ich zu einer Art Anzeigetafel. Wir mussten etwas eingeben. Zahlen waren zu sehen.
"Minho, in welcher Reihenfolge öffnen sich die Abschnitte.", schrie ich so laut, dass er mich auch hören konnte."
"Was?", fragte der kämpfende Läufer.
Ich wiederholte meine Frage gestresst und er sagte mich die Zahlen von eins bis 8 in einer Reihenfolge an.
Die Anzeigetafel wurde grün.
"Wir sind drin, Leute.", schrie Chuck.
Die anderen begannen sich mit dem Rücken weiter auf uns zu zu bewegen, während sie den Griever bekämpften.
Dann waren sie endlich nah genug.
Nach und nach stiegen wir in die steinerne Luke, welche sich geöffnet hatte.
Jeff schaffte es nicht. Der Griever packte ihn und verschlang ihn bei lebendigem Leibe, als das Blut nur so spritzte. Auch ein paar der Übergelaufenen würden entweder von dem steinernen Mittelweg geworfen oder zerschmettert.
Plötzlich begannen sich die Steinmauern zu schließen.
Mehr Griever kamen auf uns zu, während wir nur so kauerten und sie vor Schreck nur anstarrten.
Doch auch den letzten Griever erfassten die herunterfahrenden Steinplatten und zerquetschten sie.
Als die Luke sich schloss wurde alles schwarz.
Sie fuhr irgendwo entlang, doch ich konntenicht genau sagen, ob nach oben oder nach unten.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich klammerte mich an Newt fest.
Er hielt meine Hand und küsste immer wieder sanft meinen Kopf.

Newt und y/nWo Geschichten leben. Entdecke jetzt