Erschrocken sah ich sie an, doch sie dachte nichtmal daran, auf meinen mitleidigen Blick einzugehen. Brenda öffnete ihren schmutzigen und bereits auseinanderfallenden Rucksack und holte einen Verband raus. Diesen wickelte sie um die Wunde. Ich reichte ihr die Hand und half meiner neu gewonnenen Freundin auf die Beine.
"Brenda, sicher, dass du schon weiterkannst?", fragte ich vorsichtig. Offensichtlich hatte ich keine Ahnung, wie sich so etwas anfühlt. War es schmerzhaft? Oder taub? Spürte man, wie die Infektion langsam ins Gehirn gelangte. So hatte Ava Paige uns das damals erzählt, bevor sie sich auf dem Band eine Kugel in den Kopf jagte.
"Ja, y/n. Wir müssen uns beeilen."
"Wohin sollen wir denn gehen?", fragte ich.
"Jorge wird höchstwahrscheinlich nach Marcus suchen. Ein zwielichtiger Typ, ständig am feiern und von den Drogen ganz hohl geworden, doch er hat Informationen über beinahe alles, was in seinem Umkreis geschieht. Er ist nicht weit von hier entfernt.", erwiderte Brenda und verzog für ein paar Sekunden das Gesicht vor Schmerz, der von ihrer Wunde ausging.
"Und kennst du diesen Marcus?" Ich war mir bei Brendas Plan nicht ganz sicher. Vor allem weil wir beide noch ziemlich jung waren. Wer weiß, was sich dort für Gestalten herumtreiben würden. Und wer weiß was Marcus im Schilde führt. Konnten wir ihm denn vertrauen?
"Nein. Jedenfalls nicht persönlich. Jorge hat mir viel von ihm erzählt. Er war ein guter Freund von ihm, bevor er sich Hals über Kopf ins Drogen- und Partybusiness stürzte."
Ich nickte nur.
Wir liefen aus der Gasse und bogen dann nach rechts ab. Dort waren Menschen. Sie sahen bettelarm aus. Eine Frau mit zerfetzten Klamotten lief an uns vorbei. An ihrer Hand hatte sie einen kleinen Jungen, kaum älter als Chuck damals. Er hatte Dreck im Gesicht und war sehr mager. Traurig sah ich den beiden hinterher. Die anderen Menschen saßen entweder auf dem Boden oder auf Steinen oder verkauften ihr Hab und Gut, für ein wenig Geld. Es sah jämmerlich aus. Ich dachte an die Lichtung zurück und daran, dass wir es grob betrachtet zum Teil ganz gut hatten. Wir hatten unser Essen, ein paar Klamotten, Bäume, Pflanzen, Familie. Ich hätte ohne alles bis auf die Familie glücklich leben können, doch gerade die Familie nahmen sie mir, nun ja... einen sehr großen Teil davon. Ich versuchte meine Gedanken auf Marcus zurückzubringen. Gerade war nicht die richtige Zeit, um in der Vergangenheit zu schwelgen. Wenn wir bei Marcus ankämen, sollten wir ihn einfach nach Informationen fragen und er wird sie uns einfach geben? Wahrscheinlich nicht. Er wird eine Gegenleistung verlangen. Doch wir hatten nichts. Weder Geld noch Essen. Ein fauliger Geruch stieg mir in die Nase und ich musste mir ein Würgen verkneifen. Ich sah nach rechts und sah eine Gasse. Und was ich dort erblickte, hielt meinen Atem an und stoppte mein Herz für eine Sekunde. Dort waren Menschen. Doch nicht wie Brenda und ich oder die, die uns sonst noch umringten. Es waren Leichen. Ekelhaft aufeinander gestapelt und bereits am Verwesen. Brenda, die weitergelaufen war, drehte sich zu mir um und kam auf mich zu. Sie schaute in die selbe Richtung wie ich.
"Was zum Teufel ist das?", fragte ich, obwohl es eigentlich sehr offensichtlich war.
"Das ist üblich hier.", antwortete sie schroff und zog mich am Arm weiter.
"Das macht es nicht weniger unmenschlich.", sagte ich leise und lief schnell mit Brenda in die Richtung unseres ursprünglichen Ziels.
Der Gestank verflog und ich konnte wieder aufatmen. Nun musste ich noch etwas aus meinem Kopf verbannen, auch wenn ich daran zweifelte, dieses grauenvolle Bild jemals zu vergessen.
Nach einiger Zeit dachte ich an Newt. Ich vermisste ihn schrecklich doll und wagte es kaum mich zu fragen, ob ich ihn je wiedersehen würde. Oder meine anderen Freunde. Minho, Frypan, Aris und Thomas. Ich hoffte, sie würden sich nicht in Gefahr begeben um mich zu retten oder sowas. Das sah ihnen verdammt ähnlich. Ich musste grinsen, doch so schnell dieses Grinsen
"Was wollen wir jetzt eigentlich von Marcus?", fragte ich um die Stille zu durchbrechen. Ein anderes Gesprächsthema fiehl mir gerade nicht ein und ich wusste, dass Brenda jetzt nicht über ihre Infektion reden wollte.
"Wir fragen ihn, wo der rechte Arm ist.", antwortete Brenda und schaute weiterhin nach vorne.
"Und er weiß das? Ich meine...würde er es wissen, wäre er doch schon längst bei denen und hätte Zuflucht gesucht."
"Nach allem was Jorge mir über ihn erzählte, ist er nicht so. Er denkt lieber, es würde ihn nicht treffen, also dass er nicht infiziert werde oder sowas. Er macht immer noch Geld mit seinen Clubs, wobei nur noch ein oder zwei so richtig in Takt sind. Die Gäste sind meistens die, die früher reich waren. Sie sind nun arm, doch sie haben immer noch mehr Geld als die wirklich armen Menschen. Und das verpulvern die meisten dann gerne für Drogen und Spaß. Ziemlich dumm, wenn du mich fragst.", erklärte Brenda.
"Klingt sympatisch, dieser Marcus.", sagte ich in einem sarkastischen Ton und Brenda musste sofort grinsen.
"Ja, nicht wahr?", sagte sie Kichernd und ich lächelte. Für einen kurzen Moment war alles so leicht, so einfach. Ein Schrei aus einer weiteren modrigen Gasse, holte uns wieder in die Realität zurück und eine weitere Stille brach an.
Es war nicht mehr weit, das versicherte mir Brenda jedenfalls immer wenn ich fragte. Meine Knöchel schmerzten und die Sonne prallte gnadenlos auf uns nieder. Hin und wieder hörten wir Gejaule, bei dem ich nicht genau sagen konnte, ob es von einem streunenden Hund oder einem infizierten Menschen kam. Das machte mir Angst. Etwas nicht bestimmen, verstehen oder erkennen zu können, war verdammt schaurig und Unsicherheit breitete sich in mir aus. Ich wusste, dass es Brenda genauso ging wie mir, doch auch sie versuchte es zu verstecken.
Wir liefen immer weiter. Dann stoppte Brenda abrupt.
"Was ist?", fragte ich.
"Wir sind da."
Ich sah mich auf der Straße um. Laute Musik kam aus einem offenen und kapuutem Gebäude. Ich sah blitzende Lichter und Menschenmengen. Sie liefen herum wie Zombies, gefühllos und ohne wirkliches Ziel. Das mussten die Gäste sein.
Ich atmete tief ein und aus und gemeinsam mit Brenda näherten wir uns der Party. Als wir am offenen Eingang ankamen, schien uns niemand zu bemerken. Einige Leute trugen komplett schwarze und zerfetzte Kleidung, hohe Absätze, fette Klunker und zerzaustes Haar. Andere trugen normale Sachen, doch auch diese waren kaputt. Man konnte nicht erkennen, wer wirklich zu der Party und den Gästen gehörte, oder wer einfach nur vorbeikam und vor irgendetwas Schutz suchte. Wir liefen an den Empfangsbereich, nun ja, wahrscheinlich sollte der klapprige Tisch und die bunten, schmutzigen Teppiche genau das darstellen. Ich drückte auf die kleine Klingel, die auf dem Tisch stand. Für einen kurzen Moment drehten sich alle zu uns um. Dann wandten sie den Blick wieder von uns. Einige Teppiche hingen wie ein Vorhang von der Decke hinunter. Genau durch diesen Vorhang trat nun ein Mann. Er hatte blondes Haar, wenn auch nicht viel. Er hatte eine kleine Statur und war etwas dicklich. Zahllose Ketten hingen um seinen Hals. Der Mann trug ein dunkelblaues Hemd und darüber eine dünne Jacke die aussah, als hätte man ganz viele bunte und gemusterte Stofffetzen genommen und zu dieser Jacke zusammengenäht. An der rechte Hand trug er viele große Ringe, die meisten aus Silber und ein Glas, gefüllt mit Bourbon hielt er in der linken.
"Kann ich euch helfen, meine Damen?", sagte er und sein Gesicht verzog sich zu einer hässlichen Fratze. Ich sah Brenda an. Wir beide fühlten uns unwohl.
"Wir suchen Marcus.", sagte ich einfach heraus.
Das doofe Grinsen verschwand für kurze Zeit, doch genauso schnell, setzte er es wieder auf.
"Marcus...Er wohnt hier leider nicht mehr.", sagte er und seine kleinen Augen erzeugten einen mitleidigen Blick.
"Wo ist er dann?", fragte Brenda und runzelte verwirrt die Stirn. Der Mann kaute auf seinen Fingernägel herum und machte dann eine knappe Handbewegung hinter sich.
"Na da drüben, in Zone B."
Ich wusste nicht was er damit meinte, Brenda aber schon. Sie seufzte.
"Haben Sie dann wenigstens eine Gruppe von Kindern gesehen.", fragte sie. Der Mann zuckte mit den Schultern. "Wie sehen Sie denn aus?"
"Einer ist blond, drei andere dunkelhaarig, und-", versuchte ich zu erklären, doch der Mann unterbrach mich.
"Wisst ihr was, Kinder. Ich kann mich nicht ganz erinnern. Ich habe sehr viele Gäste. Wär möglich, dass sie drinnen sind." Er deutete auf den Eingang seines Clubs, der eigentlich nur ein schwarzer Vorhang war, damit man von außen nichts sehen konnte. Ich hatte ein schlechtes Gefühl bei den Typen. Irgendetwas verheimlichte er uns. Als ich so nachdachte, kam eine blonde Frau zu uns. Sie trug ein Tablett und auf diesem stand eine kleine Flasche, welche eine grüne Flüssigkeit enthielt. Die Frau schaute uns an und wartete offensichtlich darauf, dass wir die Flasche nahmen.
"Was ist das.", fragte Brenda skeptisch.
"Eure Eintrittskarte. Ihr wollt doch eure Freunde finden, nicht wahr?"
Wieder tauschten Brenda und ich Blicke aus. Egal! Wenn die Chance bestand, dass ich meine Freunde wiedersehen würde, nahm ich das in Kauf. Ich griff nach der Flasche, schraubte den Deckel ab und trank die Hälfte aus. Mit dem Handrücken wischte ich meinen Mund ab und reichte Brenda den Rest. Auch sie kippte das widerliche Zeig hinunter.
Der Mann trat vor den Vorhang und schubste uns ohne Vorwarnung hindurch.
"Amüsiert euch.", hörten wir es nur noch hinter uns schallen. Die Musik war verdammt laut. Überall blitzten Lichter auf und sie machten es schwer, die Orientierung zu behalten, oder gar etwas anderes zu erkennen als wild herumtanzende Menschen. Brenda lief vor mir und ich versuchte sie nicht aus den Augen zu verlieren. Als sich dann jedoch eine Masse zwischen uns drängelte, war der Versuch gescheitert. Ich hatte nun keine Zeit sie zu suchen. Ich musste meine anderen Freunde finden. Ein paar Leute rämpelten mich immer wieder an und drängten mich an einen einen Ort. Ich konnte nichts erkennen, nur lauter Menschen, die herumschrien und irgendjemanden anfeuerten. Ich zwängte mich an den Schreohälsen vorbei und stellte mich auf die Zehnspitzen. Wie vorhin schon einmal, blieb mir der Atem weg. Es war eine Art Ring, der zum Kämpfen diente. Doch die Gestalten, die versuchten aufeinander loszugehen waren keine Menschen. Nein, es waren Cranks. Beide mir Ketten an den Säulen befestigt, dass sie gerade so noch an einander rankamen, jedoch nicht an die jubelnde Menge. Ich wollte keinen Blick mehr auf die Cranks werfen. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich drehte mich um. Brenda war nirgends zu sehen. Ich entfernte mich wieder vom Ring. Nun spürte ich wie mir schwindlig wurde. Ich versuchte mich irgendwo festzuhalten, doch da gab es nichts. Taumelnd lief ich durch die Gegend. Diesmal rämpelte ich die Leute an.
"Y/n.", hörte ich jemanden rufen. Wär das Einbildung.
"Y/n." Schon wieder. Es war Newts Stimme.
Ich drehte mich nach allen Seiten um. Wo war er nur? Als ich mich wieder umdrehen wollte, stand plötzlich Newt vor mir. Aber es war nicht mein Newt. Er hatte grässliche dunkle Adern im Gesicht und sein ganzes Auge war schwarz.
"Newt?", fragte ich mit zittriger Stimme. Er antwortete nicht. Zu meinem Entsetzten streckte Newts Kopie, die Hand nach mich aus. Ich wusste, dass es die Drogen sein mussten, trotzdem machte ich auf der Stelle kehrt und rannte weg. Ich dachte jedenfalls, dass ich rannte. Wahrscheinlich lief ich wie eine Betrunkene durch den Club. Plötzlich stieß ich mit einer weiteren Person zusammen. Es war ein Junge. Als er aufschaute, traute ich meinen Augen kaum. Es war Winston. Er sah genauso aus, wie das letzte Mal, als ich ihn gesehen hatte. Jemand tippte mir auf die Schulter. Es war Minho, erkannte ich, als ich mich ihm zuwendete. Er hatte die gleichen Adern im Gesicht und gab jaulende und wütende Geräusche von sich. Ich drückte mich an Winston vorbei. Dann packte mich jemanden am Arm. Frypan. Und Thomas saß daneben. Ich sah in die verzerrten Gesichter meiner Freunde. Wie auf Knopfdruck, kamen mir alle näher. Ich war von ihnen umzingelt. Sie redeten auf mich ein, doch ich verstand nur wirres Zeug. Ich drehte mich im Kreis, unsicher, wen ich anschauen sollte. Dann wurde mir noch schwindliger, meine Beine konnten mich nicht länger halten und ich viel zu Boden. Alles was ich sah waren die blitzenden Lichter, danach verschwamm alles.
"Y/n!"
"Y/n.", hörte ich es wieder.
Meine Augenlider waren müde. Ich spürte den Boden unter mir vibrieren, meine Freunde waren nicht mehr zu sehen.
Ich blinzelte....Meine Augen fielen zu.
Dann wurde alles schwarz und ich sank in die Tiefe.
Hey, Freunde!
Oh mein Gott.
19.9 K Reads !!!!!!!
Was zum GEIER????
Das ist so wunderbar und macht mich so unfassbar glücklich.
Vielen lieben Dank.
Danke, dass ihr meine Geschichte verfolgt, mir liebe Nachrichten schreibt und mich immer unterstützt. Mehr brauche ich gar nicht.
Wow! Hätte ich heute nichts veröffentlicht sondern morgen, wäre das letzte Update genau einen Monat her. (Das letzte Update war ja am 19.06.2021)
Das tut mir echt sehr leid. Ich war irgendwie zu faul dafür.
Aber hier habt ihr euer Kapitel.
Ich versuche mich wieder mehr zu beeilen, denn so viel Zeit habe ich mir glaube ich noch nie gelassen.
Ich hoffe ihr hattet viel Spaß beim Lesen.
Irgendwelche Ideen oder Wünsche für die nächsten Kapitel?
Ich freue mich auf eure Vorschläge.
Außerdem suche ich immer noch nach einem neuen Titel für mein Buch.
Ich habe schon einige Ideen erhalten aber ich bin trotzdem noch am überlegen.
Falls ihr auch gerade Ferien habt, genießt sie.
Wenn ihr noch keine habt, drücke ich euch die Daumen, dass ihr die letzten paar Tage gut meistert.
Ich liebe euch, ihr Schlingel. ♡
19.9 K Küsschen und zuckersüße Grüße,
-J
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Newt und y/n
FanficY/n ist plötzlich in diesem Labyrinth gefangen. Zuerst ist es ziemlich verwirrend und angsteinflößend für sie. Aber Y/n ist stärker als die meisten denken. Der Frischling, Minho, Chuck und andere Freunde müssen nun zusammen das Labyrinth bezwingen. ...