Teil 16 (Band 2)

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Jorges Stimme weckte mich. Es war kühl und in jenem Augenblick, in dem ich meine Augen aufschlug, zog ich meine Decke fester um mich. Am liebsten wollte ich mich unter ihr verstecken und erst wieder herauskriechen, wenn das Wetter angenehmer war. Doch ich hatte keine Wahl. Jorge lief in einem Kreis um unser kleines Lager und weckte die restlichen auf.
"Nicht so laut!" Harriet warf Jorge einen genervten Blick zu, "wenn hier Cranks vorbeikommen haben wir ein Problem."
"Na und? Dann knallen wir sie eben ab." Nach dieser Antwort herrschte wieder Stille.
Ich half Newt dabei, die Decken aufzurollen. Auch Frypan, Thomas und Minho halfen beim zusammenpacken und als unser Lager vollkommen in den Kofferräumen der Autos verstaut war, waren wir endlich bereit aufzubrechen.
Auf der Fahrt sah ich fast die ganze Zeit nur aus dem Fenster heraus. Mein Magen zog sich zusammen und mein Bein hüpfte ungeduldig. Ein paar von uns schliefen und lehnten ihre Köpfe an die Fensterscheiben, ich jedoch konnte kein Auge zu tun.
Bald würden wir ankommen. Zwar wären wir noch nicht im sicheren Hafen aber so gut wie.
Wer waren diese Leute? Zweifel kamen in mir hoch. Gab es den rechten Arm wirklich oder war es doch nur Geflunker...nur ein übles Gerücht? Ich seufzte. Ich war nur paranoid. Es gab für uns bestimmt ein Happy End.
Ein paar Stunden verstrichen.
Ich war immer noch nicht müde, doch ich fand mich mit dem Gedanken ab, dass wir bald ankommen würden und schaffte es, meine Nervosität in den Griff zu bekommen.
Wir fuhren um einen großen Felsen herum. Er stand einfach so mitten in der Wüste. Alles was man hier sonst fand waren kleinere Felsen, erbärmliche Sträucher und Sand...sehr viel Sand...verdammt viel Sand...zu viel.
Gerade als wir den Felsen hinter uns ließen, erblickte ich unser Ziel. Dort war ein Lager, größer als unseres von vergangener Nacht aber klein genug um zu wissen, dass es nur vorübergehend war.
Eine Minute später kamen die Autos zum Stehen. Ich konnte nur bewaffnete Erwachsene sehen, die misstrauisch zu uns hinübersahen, bis sie Harriet sahen, die aus dem Auto kam. Sie ging zu einem Mann und klopfte ihm auf die Schulter. Ich stieg aus. Aus dem anderen Auto kamen Minho und Aris, Fry und Newt kamen aus dem, in dem ich saß.
Harriets Leute stiegen ebenfalls aus und gingen zu ihren Kameraden aus dem Lager. Wir standen nur ratlos da und schauten uns verwirrt an.
"Kommt her.", sagte der Mann neben Harriet. Er war großgewachsen, hatte fast schulterlange helle blondbraune Haare und einen kleinen Schnauzer.
Sein ernstes Gesicht verunsicherte mich ein wenig. Ich konnte sehen, dass er uns nicht traute.
Mittlerweile waren auch Brenda und Jorge ausgestiegen und sie waren genauso verstummt wie wir.

"Hast du sie gecheckt?" Der Mann schaute Harriet fragend an.
"Das ist Aris. Er war mit uns im selben Labyrinth. Ich vertraue ihm.", antwortete sie.
"Hast du sie gecheckt. Du weißt, auf Vertrauen kann man zu diesen Zeiten nicht vie geben." Dann nickte er ein paar der Leute zu. "Checkt sie."
Die Leute gingen um uns herum und suchten nach etwas, das uns infiziert aussehen ließ. Ich schielte zu Newt herüber, um zu bemerken, dass er dasselbe tat. Er rückte näher zu mir und nahm meine Hand. Ich schmunzelte als er den Ring an meinem Finger betastete.

"Was ist mit ihr?" Ein anderer Mann schaute Brenda schief an. Er umgriff sein Gewähr noch fester und sah aus als wäre er bereit alles zu tun.
Ich wusste natürlich, was mit Brenda los war. Ich war dabei, als sie gebissen wurde.
Brenda stand schlaff da. Sie hatte dunkle Augenringe und blaue Lippen. Ihr Atem war schwer und laut und sie ließ den Kopf in den Nacken fallen.
Gleich danach kippte sie wie eine Puppe nach vorne und schlug auf dem sandigen Boden auf.

"Scheiße. Was hat sie?" Der Typ der mit Harriet geredet hatte trat weiter vor und schaute auf ihr Bein. Er erblickte den Verband kurz über ihren Knöchel, der unter der Hose hervorschaute. Vorsichtig zog er den Verband runter. Heftige Bissspuren kamen zum Vorschein. Der Mann zuckte erschreckt zurück und griff sofort zu seiner Pistole die an seinem Gürtel beschäftigt war.
"Crank! Crank!", schrie er, was die Aufmerksamkeit der Menschen erregte, die im Lager waren.
Jorge wollte Vince von Brenda verdrängen und sie somit beschützen, doch er wurde von einer Frau und einem Mann gepackt und gewaltsam festgehalten.
"Ich hatte keine Ahnung davon.", sagte Harriet.
"Beruhige dich, Vince!", sagte ein Anderer.
Vince ziehlte immer noch auf Brenda, sein Gesicht aufgebracht verzogen, seine Augen aufgerissen.
Ohne noch länger zu warten, sprang ich vor Brenda. Ja, ich hatte Angst vor der Waffe, doch genauso fürchtete ich mich davor, Brenda einfach so dem Tod zu überlassen. Ich wollte nicht, dass sie zu einem dieser grauenvollen Viecher wurde, doch es musste doch einen anderen Weg geben.
Ich hob schützend die Hände.
"Hey! Hey! Hey!", sagte ich, ebenfalls aufgebracht, die Waffe jetzt nur ein paar Zentimeter vor meinen Augen.
"Weg da.", sagte Vince. Ich rührte mich nicht.
"Es muss doch einen anderen Weg geben."
"Weg da, ich warne dich."
"Wollen Sie wirklich ein Kind erschießen?", fragte ich in dem Versuch, sein Mitleid anzuregen. Es klappte nicht.
"Das ist kein Kind. Das ist ein verdammter Crank und jetzt geh zur Seite."
Ich schwieg und schaute ihm in die Augen, auch wenn ich wusste, dass es dumm war.
"Y/n.", flüsterte Newt zwei oder drei Meter hinter mir. Ich weiß, dass er mich in Sicherheit wissen wollte, doch genau das wollte ich auch für Brenda.
"Aber wir müssen ihr doch irgendwie helfen!", sagte ich etwas lauter.
"Ja. Ich erlöse sie von ihrem Leid. Glaub mir, das ist ihr lieber und es ist besser für uns alle."
Vince umklammerte die Waffe und schubste mich weg.
Jorge versuchte sich zu befreien, als Vince wieder die Waffe auf Brenda richtete.
"Nein!", schrie Jorge.
Ich rannte zu Vince, griff seine Waffe und zog sie hoch, gerade als er einen Schuss abfeuerte. Der Schuss ging zu Boden und Brenda war sicher...für's Erste.
Ich versuchte Vince die Pistole wegzureißen und grub meine Fingernägel in seine Hände. Dann trat ich ihn und schubste ihn, bis es mir gelang die Waffe endlich am mich zu reißen.
Ich sah zu Brenda. Ihr ging es noch schlechter und ihre Augen waren nur halb offen.

"Y/n?"

Niemand den ich kannte hatte meinen Namen gerade gesagt. Ich war verwundert. Wer kannte mich hier? Ich drehte mich langsam um.
Eine kleine Frau stand ein paar Meter vor einem Zelt. Sie hatte kastanienbraunes gewelltes Haar, das ihr über die Schultern fiel. Ihre Hand fuhr erschrocken zu ihrem Mund und ihre eisblauen Augen waren aufgerissen, als würde sie ihnen nicht trauen. Kurz drehte ich mich zu Minho, Fry, Aris und Newt um. Die vier waren genauso überrascht wie ich.

"Ja?", sagte ich vorsichtig, als ich mich ihr wieder zuwandte. Auch Vince wusste nicht was er sagen sollte. Er schaute mich an, dann sie, dann mich. Plötzlich sank die kleine Frau Ende vierzig auf die Knie und brach in bittere Tränen aus. Ich runzelte die Stirn. Antworten! Ich brauchte jetzt Antworten, vielleicht mehr denn je. Diese Frau kannte mich und ich wollte wissen woher.
Während sie weinte, rappelte sie sich auf und lief stürmisch und mit ausgestreckten Armen auf mich zu. Dann schloss sie mich in eine stürmische Umarmung und
schlagartig, fühlte ich mich Zuhause.

Ihre Wärme umhüllte mich wie ein Mantel und ihre Tränen durchnässten meinen Pulli. Ich konnte nicht anders als sie auch zu umarmen.
Es war still. Ich konnte nicht sagen ob die restlichen des Lagers alles wussten oder nichts, denn sie starrten mich bloß an, als hätten sie einen Geist gesehen.

"Ich erinnere mich ni-"
"Schon gut, Liebes. Ich weiß. Ich weiß.", unterbrach sie mich und plötzlich fühlte ich mich nicht wie eine Person die sich selbst verloren hatte, sondern wie ein ganz normaler Mensch...und es fühlte sich perfekt an.
Nach der langen Umarmung ließ mich die Frau wieder los.
Sie lächelte, ja, sie strahlte gerade zu. Mit dem Handrücken wischte sie sich die Tränen weg, dann klopfte sie mir auf die Schulter.
"Ich bin stolz auf dich." Es fühlte sich an, als hätte ich gerade eine Eins in der Schule geschrieben und würde nun Anerkennung von meiner Mutter bekommen. Ein ganz neues und unbekanntes Gefühl.
Dann drehte die Frau sich zu den ganzen Leuten um, die mich mit ihren Blicken zu durchbohren schien, aber trotzdem nicht wussten was geschah.

Dann nahm sie meine Hand und hielt meinen Arm hoch in die Luft.

"Freunde, der rechte Arm...ist zurückgekehrt!"



Hey, Freunde!
Ich hab mir schon wieder viel zu lange Zeit gelassen...einen Monat um genau zu sein.
Tut mir echt leid.
Die Schule geht nach den Herbstferien wieder los und die ganze Erholung ist wie weggeblasen.
Na ja...da muss ich jetzt durch.
Danke für 30.8 K !!!
An diesem Punkt bin ich einfach mehr als sprachlos.
Worte können nicht beschreiben wie dankbar ich euch bin!
Ich hoffe euch hat dieses Kapitel gefallen.
Feedback ist immer erwünscht, genau wie neue Ideen für den Verlauf der Story.
Traut euch!
Wenn ihr eine Idee habt, schreibt sie gerne in die Kommentare.
Wie geht es euch so?
Ich hoffe alles ist okay bei euch!
Hab euch lieb, ihr Schlingel.
30.8 K Küsschen, fette Umarmungen und geilomatische(sorry musste sein ^^) Grüße,

-J

Newt und y/nWo Geschichten leben. Entdecke jetzt