Teil 5 (Band 2)

1K 44 7
                                    


Dort kauerten wir nun. Mehrmals wachte ich auf und sah mich ängstlich um, nur um zu erkennen, dass uns immer noch die Dunkelheit umhüllte und der Tag noch nicht herangebrochen war. Meistens war es das Keuchen und Stöhnen von Winston, welches mich hochschrecken ließen. Ihm schien es sogar über Nacht bereits schlechter zu gehen. Mein Kopf lag nicht länger auf Newts Brust. Mittlerweile hatte er seinen Kopf auf meiner Schulter abgelegt und schlief tief und fest, ohne auch nur ein einziges Mal aufzuwachen. Bei den restlichen das Selbe. Ich wusste, dass ich nicht länger schlafen konnte.
Ich zog vorsichtig eine Taschenlampe aus dem Rucksack, welcher Minho einem der Wärter aus der WCKED-Station gestohlen hatte.
Ich knipste sie an und leuchtete ins Dunkel. Winston lag nicht mehr wie wir anderen unter dem Steinblock, sondern ein paar Meter weiter weg von uns. Ich konnte klar erkennen, dass er noch wach war und Schmerzen hatte, denn er bekam nicht mal den Mund richtig auf, um mich anzusprechen, als ich auf ihn zu lief. Traurig kniete ich mich neben ihn. Und obwohl ich natürlich betete, dass er es schaffen würde, hatte ich alles andere als Hoffnung.
Als Winstons Kopf sich langsam zu mir drehte, konnte ich ein schwaches Lächeln von seinen Lippen ablesen.
Ich wollte etwas sagen, irgendetwas. Doch es kam nichts heraus.
"Ich werde sterben, nicht wahr?", fragte er mich und eine Träne rollte seine mit Dreck verschmierten Wangen hinunter.
Nun stiegen auch mir die Tränen in die Augen. Kurz zögerte ich.
Dann beugte ich mich näher zu Winston und flüsterte heiser.
"Ja."
Winston lächelte nur, als hätte er die Antwort bereits gekannt, bevor sie meinen Mund verließen.
Ich wendete mich schnell ab, als eine Träne auch über meine Wangen lief.
Winston nahm meine Hand in seine beiden und drückte sie beschützend.
"Das ist in Ordnung.", sagte er nur.
Ich wandte mich wieder dem Jungen zu und konnte durch den Tränenschleier nur verschwommen sehen.
"Y/n, ich erinnere mich."
Verdutzt sah ich ihn an und die Tränen trockneten fürs Erste.
"Ich erinnere mich an dich.", fügte er hinzu.
"An was genau?", fragte ich.
"Alby hatte Recht. Mit dem was er damals gesagt hatte, kurz bevor die Griever angriffen. Du hast für WCKED gearbeitet, y/n."
Obwohl ich diesen Satz nun zum dritten Mal hörte, verblüffteer mich aufs Neue.
"Ist-ist das alles?" Es musste doch wohl noch etwas über mich zu wissen geben.
"Nein", Winston legte eine Pause ein. "Du hast nicht wirklich für sie gearbeitet. WCKED dachte es, doch es stimmte nicht."
Ich wurde ungeduldig und ich wusste, dass Winston noch mehr zusagen hatte.
"Mehrere Tausend."
Was meinte Winston damit?
"Was soll das bedeuten?"
Er verschnaufte kurz, bevor er wieder zum Reden ansetzte.
"Tausende Kinder hast du vor WCKED gerettet. Sie wollten mit diesen Kindern ebenfalls experimentieren. Du hast sie in Sicherheit gebracht. WCKED hielt das Verschwinden der Lieferungen mit diesen Kindern für normal. Sie dachten, daran seien Angriffe der Cranks Schuld. Stattdessen hast du mit einer Organisation die Züge und Hubschrauber überfallen und es so ausgesehen, als wärst du immer die einzige Überlebende. Glaub mir, y/n."
Ich musste diese Informationen erstmal verdauen.
"Ich weiß nicht, Winston. Bist du dir sicher?"
Er legte den Kopf erschöpft in den Nacken und ich strich ihm die verschwitzten Haare aus dem Gesicht.
Dann schaute er mich wieder an.
"Du hast es mir erzählt."
Bitte was? Wann sollte das gewesen sein. Als ob Winston meine Gedanken lesen konnte, antwortete er mir.
"Damals, noch vor dem Labyrinth. Ich war deprimiert, denn am nächsten Tag sollte ich ins Labyrinth geschickt werden. Auch wenn alle sich immer darüber freuten, hatte ich Angst. Auch ich sah meine Freunde im Labyrinth sterben und vergessen."
Winston wurde leiser und schwächer.
Ich rückte näher zu ihm auf, damit er nicht so laut sprechen musste.
"Ich saß auf Treppenstufen. Dann kamst du vorbei. Wir kannten uns nur vom Sehen und hatten nie wirklich gesprochen. Du hast mir alles erzählt, weil du wusstest, dass ich mich schon bald nicht mehr erinnern würde. Und-"
Es fiehl ihm immer schwerer, wach zu bleiben. Ich versuchte seinen Kopf zu stützen und seinen Körper etwas aufzurichten.
"Was?", fragte ich. Ich war nur zu gespannt, was ich noch von mir hören würde.
"-und du hast mir versprochen, dass du mich und die anderen hier raus holen würdest."
Eine weitere Träne lief über seine Wangen, doch trotzdessen sah er mich mit einem glücklichen Lächeln an.
"Du hast dein Versprechen gehalten, y/n. Ich danke dir."
Ich wollte etwas erwidern, doch in dieser Sekunde schlief er ein.
Nachdem ich für Minuten einfach in die Dunkelheit gestarrt hatte, lief ich zurück zu Newt und kuschelte mich an ihn heran. Trotz der schockenden Nachricht über mein früheres ich, konnte ich besser schlafen als vorher.

Newt und y/nWo Geschichten leben. Entdecke jetzt