Teil 3 (Band 2)

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Leise schlichen und krabbelten wir durch die Schächte. Vorhin hatte Thomas uns nur Einzelheiten verraten. Janson sei auf dem Weg zu uns oder sowas. Thomas erwähnte ebenfalls, dass Ava Paige noch lebte, und dass diese Leute hier eigentlich immer noch WCKED waren. Dies kam alles ziemlich unerwartet.
Wir sind sofort aufgebrochen. Ich hatte alles stehen und liegen gelassen, bis auf die Figur die Chuck mir geschenkt hatte.
Ewig krochen wir durch die Schächte, Aris, als unseren einzigen Wegweiser. Ich wollte garnicht erst wissen, weshalb er sich hier so gut auskannte.
Endlich hopsten wir alle aus dem Schacht und befanden uns wieder in diesen hellen, leeren Gängen mit den Rohren, die an der Decke entlang liefen.
"Ich muss noch was erledigen.", sagte Aris plötzlich.
"Was?", fragte Thomas verwirrt und auch wir anderen blickten den dürren Jungen mit den stechenden blauen Augen, verwirrt an.
"Glaubt mir, es ist wichtig. Ihr wollt doch hier raus, nicht wahr?"
Mit diesen Worten verschwand er wieder im Schacht und Winston kroch ihm nach, um ihn zu begleiten.
Nun waren wir auf uns gestellt, ohne Orientierungssinn und mit dem einzigen Plan, hier hinauszugelangen.
Wir gingen weiter.
Als wir gerade um die Ecke bogen, stießen wir mit der Ärztin zusammen, die uns bei unserem Eintreffen in die Station ärztlich versorgt hatte.
Erschrocken starrte sie uns an.
"Warum seid ihr nicht in eurem Zimmer?", fragte sie deutlich verwundert.
In diesem Moment ertönten die Alarmglocken und eine unangenehme Lautsprecherstimme, die den anderen Jugendlichen befahl, in ihre Zimmer zu verschwinden. Perfektes Timing!
Die Doktorin wollte gerade weglaufen, doch als wir uns ihr langsam und bedrohlich näherten, erkannte sie, dass sie keine Chance gegen uns hatte.
"Wo kommt man hier am schnellsten raus?", fragte ich wütend.
Die Doktorin schien bereits ziemliche Angst zu haben und als ich in meine Tasche griff, um ihr den falschen Eindruck zu verschaffen, ich hätte eine Waffe der Sicherheitsmänner erlangt, begann sie endlich damit, uns Antworten zu verschaffen.
"In der Medizinischen Abteilung! Bitte tut mir nichts!", jammerte sie herum.
Sie führte uns weiter, durch die endlosen Gänge mit den endlosen Gabelungen, Ecken und Winkeln.
Da kam einer der Sicherheitsmänner auf uns zu gerannt.
"Stehen bleiben!"
Er hielt ein Gewähr in der Hand. Und als wir ihm nicht gehorchen wollten, begann er doch tatsächlich, auf uns zu schießen.
Schnell rannten wir in die andere Richtung.
"Warum schießen die auf uns?", fragte Frypan. Tja, das wüsste ich auch nur zu gerne.
Minho drehte sich plötzlich um. Wir schrien seinen Namen, versuchten ihn aufzuhalten, doch er war schon umgekehrt und rannte zurück.
Nur ein paar Sekunden später, krachte er mit dem Sicherheitsmann zusammen, der von der Wucht gegen die Wand geschleudert wurde und bewusstlos zu Boden sank.
An der Wand waren Blutspritzer deutlich zu erkennen.
Wir liefen zu Minho und dem bewusstlosen Mann und staunten ganz schön. Doch was konnte man anderes von einem Läufer erwarten? Noch dazu, von dessen Anführer.
Thomas griff sich das Gewähr. Wir hatten keine Zeit zu verlieren.

Als wir an der Medizinischen Abteilung ankamen, stießen wir die Tür auf. Die Ärzte drängten sich angsterfüllt gegen die Schränke und ließen Spritzen und sonst was fallen, wie Weicheier.
Newt und Frypan kippten einen Tisch um und schoben ihn zwischen einen Zwischenraum aus der Wand und der Tür. Mittlerweile kamen mindestens fünf Sicherheitsmänner zur Tür gerannt und versuchten sie wuchtvoll aufzubekommen.
"Newt, hilf mir mal.", sagte Thomas.
Er hielt einen der Hocker in der Hand und auch Newt, griff sich einen.
Nach gemeinsamen Einschlagen auf die Glasscheibe, die die Größe eines ziemlich großen Fensters hatte, gab das Glas nach und zerkrachte auf dem Boden.
Die beiden Jungs hievten sich hinaus und Newt reichte mir seine Hand, um mir hinüber zu helfen.
Doch ich war wohlgemerkt immernoch sauer, also schwang ich mich selbst rüber und lief einfach an ihm vorbei. Vielleicht war dies nun nicht der richtige Moment um dramatisch zu sein, doch ich war Newt immer noch böse.
Natürlich war es langsam mal Zeit für unseren ersten Streit, doch ich dachte damals eher an einen etwas weniger verletzenderen.
Wir liefen weiter zur nächsten Tür, Thomas, die Waffe in den Händen fest umklammernd.
Als Fry die Tür aufstieß, stand direkt vor uns einer der Soldaten.
Thomas zögerte für eine Sekunde. Dann lud er die Waffe und schoss.
Ich hatte einen normalen Schuss erwartet, doch stattdessen schoss ein metallisches Dreieck aus dem Gewähr, welches den ausgewachsenen Mann mit voller Kraft zu Boden schleuderte.
Elektrizität schien wohl eine Rolle zu spielen, denn der Mann zuckte und strampelte und über seinen ausgerüsteten Körper liefen im 3-Sekundentakt immer wieder helle Blitze.
Wir waren geschockt, doch schleunigst flüchteten wir an diesem Mann vorbei und sahen nach der nächsten Abbiegung auch schon die Tür, vor die Janson uns stellte als er sagte, nun würde sich alles für uns ändern.
Was für eine Lüge. Und ich hatte ihm trotz meines mulmigen Bauchgefühls vertraut.
Wir rannten zur Tür, als wir bereits die Rufe der Soltaten hörten, die sich ganz bestimmt bereits in unserer Nähe aufhielten, bereit, uns aufzuhalten, wie es ihnen nur irgend möglich war.
Minho griff sich die Karte der ängstlichen Doktorin, welche wir in der Medizinischen Abteilung zurückgelassen hatten, und ließ sie durch den Schlitz fahren.
"Zutritt nicht gewährt!", sagte eine weibliche Roboterstimme und eine Schaltfläche flackerte rot auf.
Das konnte doch wohl nicht wahr sein.
Minho versuchte es noch einmal und wieder und wieder. Es wollte einfach nicht funktionieren.
Ich spürte die Angst in mir hochkommen.
"Kinder!"
Wir drehten uns alle gleichzeitig um.
Ungefähr 15 Meter von uns entfernt erschien Janson mit fünf weiteren Soldaten, deren Schutzschilder vor ihnen platziert und Waffen geladen waren und auf uns gerichtet.
Thomas griff sich unsere einzige Waffe.
"Machen Sie die verdammte Tür auf, Janson!", schrie er.
Er war wütend, doch ich konnte auch die Angst in seiner Stimme herausbrechen hören.
"Das willst du sicher nicht!"
Thomas lief auf die Männer zu, hielt das Gewähr dicht an sich und auf Janson gerichtet, der sich mit erhobenen Händen und seinen Männern ebenfalls weiter auf uns zu bewegte.
"Ihr überlebt da draußen keinen einzigen Tag. Wenn euch die Elemente nicht umbringen, werden es die Cranks tun. Ich will euch helfen. Ihr seid hier sicher."
Nun stieg zusätzlich zu der Angst auch die Wut in mir hoch. Wie konnte Janson es wagen, immer noch so scheinheilig zu tun.
"Ja, lassen sie mich raten," ich ging auf Thomas zu und stellte mich neben ihn," WCKED ist gut, nicht wahr?"
Schlagartig veränderte sich Jansons Gesichtsausdruck und sein falsches Lächeln wurde zu einem einzigen kleinen Zucken der Mundwinkel.
Ich hatte ausgesprochen, was ich mir seid ich hier war gedacht hatte.
"Und jetzt lassen Sie uns gehen, Janson!"
Janson fing sich wieder.
"Ihr kommt hier nicht raus."
In diesem Moment hörte ich ein lautes Klacken.
Thomas und ich drehten uns zu den anderen um, aus deren Richtung das Geräusch kam.
Die Öffnung an der sie alle standen, fuhr hoch. Sie waren alle genauso verblüfft wie ich.
Hinter der Tür standen Aris und Winston.
"Hey, Leute!", keuchte Aris außer Atem.
Die anderen schlüpften schnell aus dem Gang.
Thomas und ich standen nur untätig herum und schienen jetzt erst zu bemerken, wie weit wir von der Öffnung entfernt waren.
"Öffnung schließen, jetzt sofort!", schrie Janson aufgebracht in ein Gerät, welches er an seinem linken Handgelenk trug.
Thomas begann zu rennen und auch ich rannte auf die Öffnung zu.
Ich konnte Newts erschrockenen Gesichtsausdruck genau sehen, als die Tür begann, nach unten zu fahren, um sich zu schließen. Frypan, Minho und sogar Aris, mussten ihn festhalten, sodass er nicht auf mich zu rannte. Aufgebracht fuchtelte er mit seinen Armen herum, in der Hoffnung, sich aus den festen Griffen der Jungs zu befreien. Vergeblich.
Die Öffnung war nun nur noch ungefähr 50 Zentimeter offen.
Fast im selben Moment, sprangen Thomas und ich auf unsere Schienbeine und schlitterten unter der sich vollends schließenden Öffnung hindurch.
Schnell rappelten wir uns auf und unsere endlich vereinte Truppe lief durch das Gerüst, welches wir als erstes betreten hatten, seit wir hier waren.
In den oberen Etagen liefen Soldaten die Treppen hinunter, doch wir waren schneller.
Und schließlich waren wir an dem riesigen, metallischen Toren angelangt.
Ein roter Hebel war an ihnen befestigt und ohne zu überlegen, drücke Thomas ihn herunter.
Mit einem Quitschen und Knartzen öffneten sich die Tore.
Hinter ihnen war nichts zu erkennen, denn heller Nebel, versperrte die Sicht.
Wir alle sahen uns gegenseitig an.
Ohne Absprache, liefen wir in den Nebel, auf den Weg ins Ungewisse.

Newt und y/nWo Geschichten leben. Entdecke jetzt