Teil 6 (Band 2)

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⚠️TW⚠️Reden über Suizid(versuch).

Es war, als wolle der Tag nie enden.
Außerdem herrschte eine unangenehme Stille. Jeder schwieg und wir liefen immer noch alle hintereinander, in einer Reihe, die Schultern tief unten hängend.
Hier und da rollten Kieselsteine, welche von den seltenen Luftzügen angetrieben wurden, über die ich mich immer freute, wenn sie durch mein Haar wehten.
Alles was wir vor uns sahen, waren die Ruinen der Stadt, doch wir schienen ihnen im Schneckentempo näher zu kommen. Heute würden wir es sicher nicht mehr schaffen.
Und als wir da so liefen, beschloss die Sonne, endlich unterzugehen.
Es wurde ein kleines bisschen kühler und nach und nach färbte sich der Himmel tiefblau.
Mit meinen Gedanken war ich bei Winston. Ich traute mich kaum, an etwas anderes zu denken. Ich hatte ihm versprochen, ihn nicht zu vergessen. Auch wenn Winston sich schlussendlich selbst erschossen hatte, so plagte mich doch der Gedanke, dass ich es hätte verhindern können.
Er war zu jung, um von uns zu gehen. Er hatte es nicht verdient.
Natürlich fiehl es mir heute besonders schwer, positiv zu bleiben. Doch anderes blieb mir nicht übrig. An was sonst hätte ich mich klammern können, wenn nicht an Hoffnun. An Hoffnung an ein vergessenes Heute und besseres Morgen.
"Wir sollten hier die Nacht verbringen.", schlug Minho vor und riss mich somit aus meinen Gedanken.
Ich erschrak für eine Milisekunde. Dies waren die ersten Worte, die ich seit Stunden gehört hatte.
Ich sah vom sandigen Boden auf und erblickte riesige Kontainer, welche unter normalen Verhältnissen auf Frachtschiffen gelagert werden. Doch es war nicht normal, nichts war normal.
Wir stimmten Minho's Vorschlag murmelnd zu und begannen, ein Lager zu errichten.
Aris begann die Decken, die er aus dem Einkaufszentrum hatte, aus den Rucksäcken zu ziehen und sie nebeneinander in einem Kreis auszubreiten.
Frypan holte ein paar Holzblöcke und entzündete kurzerhand das Feuer.
Wie sehr mich dies nur an die Lichtung erinnerte.
Ich nahm den anderen die noch gefüllten Wasserflaschen ab und stellte sie in den Schatten, den der riesige Kontainer auf den warmen Sand warf.
Die anderen begannen wieder sich zu unterhalten. Zwar nicht besonders lustvoll, doch wenigstens wurden wieder Worte gewechselt. Es machte die ganze Situation irgendwie...normaler für mich.
Nur von Newt hatte ich keinen einzigen Ton vernommen.
Schweigend saß er etwas abseits von unserem Lager, auf dem es sich die Jungs bereits gemütlich machten.
Er saß mit dem Rücken zu uns gekehrt auf einem kleinen Hügel und schaute in den Himmel.
Ich zögerte nicht und lief zu ihm.
Vorsichtig berührte ich seine Schulter. Er sah auf und als er mich erkannte, lächelte er. Doch es war sein müdes, trauriges Lächeln.
Ohne etwas zu sagen, setzte ich mich neben ihn.
Eine Zeit lang, blickte ich nur in der Gegend herum.
"Wie geht es dir?", fragte ich ihn.
"Gut."
Ich wusste, dass er log. Ich kannte ihn.
"Wie geht es dir wirklich?"
Nun sah er zu Boden.
"Ich weiß nicht genau", er legte eine Pause ein,"ob ich dir das erzählen sollte."
Ich sah ihn nur verwirrt an. Was meinte er nur damit? Er konnte mir doch alles erzählen, oder nicht?
"Ich kenne das Gefühl.", sprach Newt.
"Das Gefühl, sterben zu wollen."
Ich war überrascht.
Newt? Der steht's gutgelaunte, ehemalige Gärtner?
Es gab offensichtlich eine Seite von ihm, die ihn nicht kannte, von der er mir nicht erzählen wollte.
Ich konnte sehen, dass er mit sich rang. Ihm stiegen sogar Tränen in die Augen, doch er sah weg.
Ich nahm seine Hand und drückte sie sanft.
"Ich liebe dich, Newt. Was immer passiert ist, du kannst es mir erzählen. Du musst dich nicht vor mir verstecken, Liebling."
Und genau so meinte ich es. Ich liebte Newt und ich konnte mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Er war mein Fels in der Brandung. Er musste sich vor mir nicht schämen, egal was vorgefallen war.
Nun schien er bereit zu sein. Er holte tief Luft.
"Ich bin ein paar Monate nach Alby angekommen. Also im Labyrinth. Na ja, ich kam mit dieser Situation nicht wirklich klar. Immerhin waren wir eingesperrt. Y/n...Ich hasste diesen Ort mehr als alles andere."
Ruhig lauschte ich seinen Worten und beobachtete seine Miene, die sich Satz für Satz verdunkelte.
"Eines Tages wurde  es zu fiehl. Ich wollte, dass es aufhört. Oder ich wollte diese Leere in mir loswerden. Oder mich selbst. Ich weiß es nicht genau. Jedenfalls kletterte ich die Mauern hoch und-", er schluckte mühsam und ließ sein Bein nervös auf und ab hüpfen.
"- dann bin ich gesprungen."
Für einen Moment sagte er nichts. Ich hatte so viele Fragen, doch es war besser, sie erstmal beiseite zu schieben und Newt weiter zuzuhören. Er setzte wieder zum Sprechen an.
"Es hat nicht geklappt. Alby hatte mich gefunden und Clint und Jeff hatten mich verarztet. Von da an durfte ich kein Läufer mehr sein."
Ich schaute ihn an.
"Du warst Läufer?", wagte ich nun zu fragen.
Er nickte und lächelte dabei.
"Ich weiß, was du jetzt denkst."
Er deutete auf sein Bein.
"Ich habe mir beim Sprung das Bein gebrochen. Deswegen humpel ich auch."
Newt schien fertig zu sein. Er blickte wieder hinauf ins Himmelszelt.
Ich schwieg. Er hatte mir etwas sehr, sehr privates anvertraut und ich war ihm dankbar.
Dann drehte ich mich zu ihm und nahm sein Gesicht in meine Hände.
"Danke, dass du es mir erzählt hast. Ich liebe dich, Newt."
Dann platzierte ich einen einzigen Kuss auf seine Nase, was ihn sofort zum Kichern brachte.
Dann lehnte er sich nach hinten, bis er mit dem Rücken auf dem Boden lag. Er zupfte an meinem Ärmel und ich legte mich zu ihm.
Aus dieser Position hatte man perfekte Sicht auf den Nachthimmel, an dem die Sterne funkelten wie tausend galaktische Diamanten.
Newt streckte seinen Arm aus und deutete nach oben.
"Guck mal, siehst du das Sternbild?"
Um mir zu helfen, es zu erkennen, zeichnete er die Linien mit dem Finger in der Luft nach.
"Jetzt erkenne ich es."
"Es heißt Reticulum.", erklärte Newt, fachmännisch.
"Woher weißt du das?", fragte ich neugierig.
Er zuckte nur mit den Schultern.
"Keine Ahnung. Ich weiß es einfach."
Wir sahen weiter nach oben und betrachteten den glühenden Mond, der von den Sternen umringt war.
Nachdem Newt noch ein paar Sternbilder aufgezählt hatte, wurde es langsam kalt.
Wir standen auf und liefen zurück zum Lager. Die anderen schliefen bereits tief und fest. Kein Wunder. Der Tag war anstrengend gewesen.
Newt ließ sich auf seiner Decke nieder. Ich wollte zu meiner laufen, doch er hielt meine Hand fest.
Er schlug die Decke auf und bedeutete mir, mich neben ihm zu legen.
Das musste mir nicht zweimal gesagt werden.
Schnell kuschelte ich mich an ihn heran und er schlug die Decke zu. Er schlang seine Arme von hinten um mich und vergrub seinen Kopf in meinem Nacken. Dann sagte er noch etwas. "Y/n, du sollst wissen, ich habe mit diesem Kapitel meines Lebens abgeschlossen."
"Und selbst wenn nicht, Newt. Ich bin für dich da, Newt. Du bist alles für mich."

Wenig später war er eingeschlafen und schnarchte leise hinter mir.
Ich sah auf die Feuerstelle und blickte zu wie das Feuer vergnügt und gefährlich tanzte und hin und wieder glühende Funken versprühte.
Es dauerte nicht besonders lange, da wurden auch meine Augenlider schwer, bis sie schließlich zufiehlen und ich ganz tief in den Schlaf sank. Vielleicht in eine andere Welt. In der es Einhörner gab, in der ich fliegen konnte, in der Winston noch lebte.






Hey, Freunde!
Ja, diese Kapitel ist etwas kürzer als das davor.
Tut mir echt leid.
Ich schreibe das hier seit 2 Uhr.
Jedenfalls ist diese Kapitel auch etwas düster.
Ihr müsst wissen, ich hatte nie Probleme mit Suizidgedanken oder Depressionen.
Mir ist der Ernst dieses Themas durchaus bewusst, sonst würde ich nicht darüber schreiben.
Trotzdem bitte ich euch, mir zu verstehen zu geben, wenn ich mich nicht richtig ausgedrückt habe.
Es ist mir wichtig, dieses Thema richtig zu behandeln, wenn ich es schon in die Geschichte mit einbringe.
Also klärt mich gerne auf.
Außerdem:
Sollte eine/r von euch mit Suizidgedanken und/oder Depressionen zu kämpfen zu haben, möchte ich euch wissen lassen, dass ich für euch da bin.
Ich bin eine gute Zuhörerin und wenn ihr reden wollt, findet ihr mich genau hier.
Vergesst nicht, jede Person die das liest, ist mir wichtig.
Wir sind sowas wie eine kleine Familie und ich lasse euch nicht im Stich, ihr Schlingel.
Ich liebe jede einzelne Person die das hier liest.
Ja, ich meine dich!♡

4,8 K mal gelesen.
WOW.
OMG.
Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.
Das ist einfach unfassbar und zu schön um wahr zu sein.
Vielen Dank, ich hätte das ohne euch nicht geschafft und es bedeutet mir sehr viel.
Ganz fette Umarmung und liebevolle Küsschen auf die Stirn,
-J

Newt und y/nWo Geschichten leben. Entdecke jetzt