4-Chance-

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"When you cease to dream you cease to live."

 —Malcolm Forbes

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Langsam öffnete Mae die Augen und blinzelte ein paar Mal, sobald ihr Wecker klingelte. Die schon frühen Sonnenstrahlen fielen durch das runde Fenster direkt in ihr Zimmer. Ihre Hand suchte ihr Handy auf den Nachttischchen, was neben dem Bett stand und drückte den Wecker aus. Sie drehte sich auf den Rücken und starrte an die Decke.

Wow, das war also kein Traum gewesen. Mae hatte wirklich am ersten Tag eine Unterkunft und einen kleinen Job gefunden. Ihre Schicht startete heute Morgen schon um acht, sie würde sich aber vorher mit Betty schon unten treffen und den Vormittag noch Unterstützung und Hilfe von ihr bekommen. Früher hatte Mae in den Ferien manchmal in einer Eisdiele ausgeholfen aber das ist jetzt auch schon etwas länger her.

Langsam aber sicher musste sie sich aus dem Bett rausquälen und taumelte ins Bad. Vorher hatte sie noch aus ihrer Reisetasche frische Anziehsachen rausgekramt und ihre Playlist angemacht. Der Dutt den sie sich jeden Abend machte, war jetzt nur noch ein Wirrwarr aus Haaren und einem Haargummi und sie hatte Mühe einige Knoten raus zu kämmen. Normalerweise wusch sie sich morgens die Haare, aber nach dem aufregenden Tag gestern, ist sie kurz vorm Schlafen gehen duschen gegangen- Was sich jetzt als Fehler herausstellte. Nachdem sie es irgendwie geschafft hatte ihre dunkelbraunen Haare in einen strengen Dutt zu formen, sich gewaschen, Zähne geputzt und sich umgezogen hatte, schloss sie die kleine Wohnung ab und stieg die schmale Wendeltreppe herunter.

Gerade als Mae unten im Café stand, kam Betty mit einem frischen Blech Kuchen aus der Küche, die direkt hinter der Theke war. Das Gebäck umhüllte das Café in einem unverschämt guten Geruch.

„Guten Morgen Mae, gut geschlafen?" begrüßte sie die außerordentlich gut gelaunte Betty und verschwand gleich darauf wieder in der Küche.

„Sehr gut" antwortete Mae, was eigentlich nicht stimmte. Sie hatte fast die komplette Nacht wachgelegen, sich nur hin und her gewälzt und wenn sie geschlafen hat, dann nur mit schlechten Träumen im Hintergrund. Mit ihren Gedanken war sie nur bei ihrer Schwester. Was sie wohl davon halten würde, würde sie wissen dass Mae gerade in ihrer Lieblingsstadt war? So wie Mae Ruby kannte, hätte sie sie unterstützt und wär wahrscheinlich sogar mitgekommen. Aber Mae hatte ihr nichts davon erzählt, niemanden. Von ein auf den anderen Tag und nur mit einem kleinen Zettel, den sie auf den Küchentisch ihrer Eltern gelegt hatte, wo drauf stand dass sie die Semesterferien woanders verbringen würde, hatte sie ihre Sachen gepackt und ist abgehauen.

Betty kam wieder und hatte in der einen Hand einen großen Korb mit frischen Brötchen und in der anderen eine Schürze, welche sie Mae reichte.

„Du kannst das Schild vorne schon mal umdrehen, wir öffnen jetzt"
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Mae war überrascht wie viele Kunden doch über den Vormitttag herein kamen und Betty kannte jeden einzelnen von ihnen. Sie hatte sich schnell zu Recht gefunden und Betty hatte sie zwischen durch auch alleine gelassen. Maes Erstaunen über Bettys Herzlich- und Freundlichkeit wuchs immer mehr. Die Kunden gaben ihr reichlich Trinkgeld, was sie so gar nicht gewöhnt war.

„Wie ich sehe kommst du gut klar" sagte Betty zu ihr, als sie gerade dabei war einen Kaffee zu machen.

„Es läuft, würde ich sagen. Dabei habe ich schon lange nicht mehr gekellnert. Ich bin echt etwas überwältigt" stimmte Mae ihr zu.

„Von was?" fragte Betty und tippte was in die Kasse ein.

„Es macht Spaß hier zu arbeiten, alle sind freundlich und die ganze Atmosphäre ist einfach so" Sie versuchte die richtigen Wörter zu finden.

„Unbeschwert?" half hier Betty auf die Sprünge und lächelte ihr zu. Mae nickte schnell.

„Genau, keine Hektik, kein Stress, es ist unglaublich"

„Das freut mich zu hören Mädchen. Weißt du, das war immer unser Ziel" Mae wusste sofort dass Betty von sich und ihrem Mann sprach. Ihr brach es das Herz, dass so eine gutherzige Frau ihren Mann verloren hatte.

„Ich bin einfach sehr sehr dankbar für die Chance, die Sie mir geben, vor allem weil ich eine Fremde bin" Betty zog ihre Augenbrauen nach oben.

„Was hatten wir übers siezen gesagt?" Mae musste lachen und machte sich daran das Tablet was sie vorbereitet hatte an den nächsten Tisch zu bringen.

„Das war Ausversehen" rief sie noch und ging hinter der Theke hervor.

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Am Nachmittag hatte Mae frei und entschied sich dazu Köln weiter zu erkunden. Als sie die Gasse wieder entlangschlenderte waren da wieder die beiden Kinder. Sie spielten Fußball. Von der ganzen Rumgetoberei hatten die beiden schon ganz blaue und aufgeschürfte Knie, was sie aber nicht vom Spielen abhielt- Ganz im Gegenteil. Der etwas größere blonde verfehlte den Ball und er kam auf Mae zugerollt. Sie schoss ihn zurück und lächelte die beiden Kinder an.

„Danke" riefen sie synchron und spielten sich den Ball weiter gegenseitig zu.

Mae steuerte den Rhein an und holte sich eine Kugel Eis. Sie spazierte ein bisschen am Rhein entlang und setzte sich dann ans Ufer, zog sich die Schuhe aus und ließ die Füße ins Wasser fallen. Die Sonne strahlte ununterbrochen auf die Erde hinab und Mae wünschte sich, sie hätte doch etwas mehr Sonnencreme aufgetragen. Über ihre Kopfhörer hörte sie Musik und genoss einfach den Augenblick.

Auf den Rückweg hielt sie bei einem Blumenladen an und entschied sich dazu, Betty einen kleinen Blumenstrauß mitzubringen. Die Frau hatte es verdient und verdiente eigentlich noch viel mehr.

Her Name Was Mae - An Unforgettable SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt