8-Overwhelming-

355 28 11
                                    

"Are we what we do with time, or are we what time does with us?"

―Mahmoud Darwish

----------------------------------------------------------------------------

„Mae?" die Stimme von Betty zerrte Mae aus ihrem Schlaf. Sie richtete sich auf und ihre Schultern schmerzten. Verschlafen blickte sie zu Betty die in dem Türrahmen zum Atelier stand. Fuck. Ruckartig setzte sich Mae sofort auf. Sie ist gestern einfach eingeschlafen. Scheiße.

„Oh, sorry, sorry, sorry" Sie sprang vom Sofa und suchte ihr Handy, was wohl unters Sofa gerutscht war. „Wieviel Uhr haben wir? Ist das Café schon offen?"

Betty beobachtete sie sichtlich amüsiert und konnte sich ein unterdrücktes Kichern nicht verkneifen.

„Alles gut, in 10 Minuten öffnen wir, mach dich schnell fertig ich kümmere mich solange um die Kasse und die Gäste" Mae nickte und wollte gerade die erste und zweite Treppe nach oben in ihre Wohnung sprinten als Betty sie stoppte. Betty war einmal um die Staffelei gegangen und betrachtete die fast fertige Leinwand.

„Wow, Mae, das ist besser als ich erwartet hatte" sagte sie begeistert.

„Ich hab's für dich gemalt" Mae lächelte ihr zu. Sie hatte die letzten Tage vereinzelt mal Bilder vom Café gemacht, weil sie es so schön fand und als sie sich dann gestern entscheiden musste, was sie malen wollte, fiel ihre Entscheidung ganz schnell. Sie nickte Betty noch einmal kurz zu und ging dann zu ihrer Wohnung. Ihre Schulter war immer noch angespannt und jede Bewegung schmerzte. Auf dem Sofa würde sie auf jeden Fall nicht noch eine weitere Nacht verbringen. Nach einigen Minuten sprintete sie die Wendeltreppe wieder runter und kam schwer atmend im Café an. Betty lächelte ihr amüsiert zu und Mae warf sich die Schürze über.

„Ich lass dich dann jetzt erstmal alleine und komme heute Nachmittag wieder wenn du frei hast" teilte ihr Betty mit. Mae nickte kurz und dann verließ Betty auch schon das Café.

Mittlerweile kannte Mea schon die Gesichter und die Namen der Leute, die sich jeden Tag im Café was zum Mitnehmen holten oder dort ihren ersten Kaffee tranken. Das Ganze war sehr... familiär. Wie Betty schoneimal gesagt hatte, so unbeschwert. Wie im Märchen, würde Mae fast sagen. Es hatte einfach so einen gewissen magischen Flair.

Nachmittags entschied sie sich dazu Julia in der Bibliothek zu besuchen und sich ein Buch zu kaufen. Sie betrat vorsichtig die kleine Bibliothek, welche gegenüber von dem Café lag. Die großen Schaufenster ließen das Licht der Sonne den Laden in einem angenehmen Licht erstrahlen. An den Wänden standen riesige Bücherregale, welche von oben bis unten vollgestellt mit Büchern waren. Direkt am Eingang standen auf einem Tisch Bestseller und Neuerscheinungen. Neben der Kasse standen Schreibwaren und Kleinkram und dahinter eine lächelnde Julia, die ihr zuwinkte. Etwas überrumpelt winkte Mae zurück und ging auf sie zu.

„Hey, wie geht es dir?" begrüßte Mae sie etwas überfordert.

„Gut, gut, ich bin froh wieder in Köln zu sein, hab das hier alles ganz schön vermisst. Kommst du auch von hier?" fragte sie Mae interessiert.

„Ne tatsächlich nicht, ich komme aus einem kleinem Kaff in der Nähe von Berlin, nichts sehendwertes" Antwortete Mae schnell, um dem Thema nicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken.

„Und was hat dich nach Köln gezogen?" Julia schien ernsthaft interessiert.

„Meine Schwester schwärmt immer von Köln und ich wollte die Semesterferien mal woanders verbringen"

„Du studierst?" Mae nickte als Antwort.

„Kunst" sagte sie knapp.

„Wie cool, weißt du schon was du danach machen willst?" Mae hasste eigentlich diese Frage und wollte diesen Sommer am liebsten kein einziges Mal darüber sprechen geschweige denn nachdenken. Aber Julia war so freundlich und offen zu ihr, da konnte sie gar nicht anders.

„Ne leider noch nicht, mal gucken" Julia nickte.

„Du wolltest ein Buch oder? Schon irgendeine Idee was es ungefähr sein soll? Welches Genre?"

„Ich habe gehofft du könntest mir was empfe-" Die Tür von der Bibliothek ging erneut auf und, nein- Mae traute ihren Augen nicht. Es war dieser Typ von gestern. Ohne lange drüber nachzudenken und in einer Geschwindigkeit die selbst Julia überrumpelte setzte sich Mae hinter die Kasse und zog die Beine an, um sich zu verstecken. Julia guckt fragend zu ihr.

„Was ist los?" flüstert sie.

„Der Typ ist los, ich erkläre es dir später" Julia nickte und guckte schnell wieder nach oben und setzte ihr strahlendes Engel Lächeln auf.

„Hallo, was darf's sein?" fragte sie.

„Die beiden Bücher" Diese Stimme ließ Mae schneller Atmen und ihr Herz schien lauter zu schlagen als alles andere. Warum machte sie eigentlich so einen Kindergarten daraus, sie muss sich nicht verstecken. Mae wollte eigentlich schon wieder aufstehen, aber der Gedanke daran gleich wieder in diese blaue Augen zu gucken und sich wieder in diesen Tattoos zu verlieren, brachte sie dazu, einfach abzuwarten bis es vorbei war.

„Alles Klar" kam von Julia und Mae hörte das Piepsen von dem Scan Gerät.

„Das macht dann 23,99€" Julia öffnete die Kasse und wechselte das Geld.

„Entschuldigen Sie wenn ich frage, aber kennen sie ein Mädchen Namens Mae? Sie arbeitet gegenüber im Café und hat brustlange braune Haare, grüne Augen, Sommersprossen-" Julia unterbrach ihn.

„Noch nie gesehen tut mir Leid"

„Okay trotzdem Danke, schönen Tag noch"

„Gleichfalls"

Nacheinigen Sekunden hörte Mae wie die Tür erst erneut auf und wieder zuging und stellte sich wieder hin.

„Danke, also-"

„Na, Na, wenn will ich die ganze Story hören. Jetzt kümmern wir uns erstmal um dein Buch. Ich hab in einer Stunde Feierabend, wenn du Lust hast, kann ich dir meine Lieblingspizzeria zeigen und du erzählst mir was es mit diesem Typen auf sich hat. Ich bin neugierig!"

Her Name Was Mae - An Unforgettable SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt