19-Fear-

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"A ship in harbor is safe, but that is not what ships are built for."—John A. Shedd

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Als Mae Abends, nach ihrer Schicht im Café, im Bett lag und über den Tag nachdachte, lastete die Schwere ihrer Gedanken auf ihren Schultern. Oh Gott , sie hatte so unglaublich Angst. Sie ließ die Menschen um sich herum viel zu sehr an sich ran. Dieser Sommer sollte endgültig alles klären und nicht neue Probleme mit sich bringen. Aber das tat er. Taddl würde mit ihr, ihre Liste abarbeiten.
Rubys Liste.
Er machte alles so unglaublich kompliziert und schwieriger für Mae. Er machte es so schön, dass es ihr wehtat. Bei ihm hatte sie ein Gefühl von Freiheit, sie war selbstbewusster und konnte nicht anders als bei Taddl Anspielungen zu Lächeln. Sie bauten gerade eine Basis auf für eine unglaublich gute Freundschaft, ähnlich wie bei Julia. Maes Herz wurde schwer. Sie wollte keinen von ihnen verletzten. Aber sie musste Ende des Sommers weg gehen und ihre, selbst in ihren Gedanken stockte sie vor diesem Wort, Freunde zurücklassen.

Mae wollte nicht länger darüber nachdenken und nahm sich das Buch was Julia ihr empfohlen hat in die Hand. Sie hatte in den letzten Tagen schon das ein oder andere Kapitel gelesen und es gefiel ihr ganz gut. Aber nachdem sie zwei Seiten gelesen hatte, merkte sie, dass sie überhaupt nicht bei der Sache war. Sie lehnte sich an die Wand am Kopfende des Bettes und zog die Knie ganz nah an sich. Vielleicht sollte sie jetzt schon gehen? Jetzt? Warum war sie so? Warum hatte sie so eine unglaubliche Angst? Es war einfach gewesen. Einen Sommer in Köln verbringen und Rubys Liste abklappern, danach wieder gehen. Keine Freunde. Eigentlich dachte sie das würde kein Problem werden und jetzt hat sie drei Leute die sie nicht gehen lassen will. Julia, Betty und Taddl. Wahrscheinlich wusste sie das schon in der ersten Sekunde wo sie das Café betrat, aber erst jetzt wurde ihr es bewusst. Sie war so ein Feigling. Feigling. Feigling. Feigling. Feigling.

Sie könnte gehen. Jetzt. Hektisch stand sie von ihrem Bett auf und mit schon feuchten Augen stopfte sie unordentlich und völlig unkontrolliert ihre Kleidung in die große Reisetasche. Blockieren. Sie würde einfach die Nummer von Betty, Julia und T blockieren. Tränen strömten mittlerweile über ihr Gesicht und sie brach über der Reisetasche zusammen. Mit zittrigen Händen und einer unregelmäßigen Atmung zog sie ihr Handy aus ihrer Jogginghose und starrte auf das Display.

Taddl rief sie an.

Ohne wirklich nachzudenken hob sie ab. Es war  wie ein natürlicher Reflex.  Sie konnte gar nichts dagegen tun.

„Mae?"

Taddl hörte wahrscheinlich nur teilweise von ihrer abgehackten und fast schluchzenden Atmung. Mit immer noch zittrigen Händen presste Mae das Handy gegen ihr Ohr.

„Mae?" fragte T etwas lauter. Aber Mae wollte nicht- Nein, sie konnte einfach nicht.

„Mae? Hallo? Bitte sag was" seine Stimme war nun mit einer Besorgnis erfüllt, die Mae nie von ihm erwartet hätte.

„Hm" brachte sie nur hervor. Viel zu hoch, fast schon quitschig, untermalt von einem Schluchzer.

„Hey, hey, hey alles gut? Wo bist du? Brauchst du Hilfe?" Mae hörte durch das Telefon wie er aufstand und sich bewegte. Mae schüttelte den Kopf, bis sie bemerkte, dass T das ja nicht sehen konnte.

„Nein"

„Willst du erzählen was los ist, soll ich vorbei kommen?" Mae schüttelte hektisch den Kopf. Alles nur das nicht.

„Nein, es ist alles gut" Sie versuchte sich zusammenzureißen, konnte aber ihre zittrige Stimme nicht unter Kontrolle bringen.

„Das hört sich aber nicht so an" Er hatte Recht.  Und Mae war das bewusst. Sogar mehr als ihr lieb war.

„Lenk dich ab, erzähl mir was von dir" sagte T nach kurzer Stille. Mae machte den Mund auf, bekam aber nichts raus.

„Du studierst doch oder?" fragte er sie. „Was studierst du?"

„Kunst"

„Oh wow, das ist cool, was machst du in deiner Freizeit gerne, um dich abzulenken?"

„Malen" Sie hatte es gesagt, obwohl gerade ihm, nie sagen wollte.

„Hast du gerade die Möglichkeit dazu?" Mae bejate. „Dann auf auf, mal was für mich!" Mae runzelte die Stirn und ihre Hände fingen an zu schwitzen. „Mir ist egal was du malst, irgendwas schönes, was dich glücklich macht. Wann hast du morgen Schicht?"

„Morgens" antwortete Mae.

„Dann hol ich dich danach ab, ich ruf dich vorher an. Wir werden den nächsten Punkt auf der Liste abhaken, vielleicht sogar mehrere" Langsam gewann Mae die Kontrolle über sich zurück.

„Den nächsten?"

„Du, wie schon gesagt, dass mit dem in einen mysteriösen Fremden verlieben haben wir schon"

„Du T, ich glaube das sollte immer noch ich entscheiden" sagte sie in einem etwas amüsierten Ton, aber immer noch mit einem gewissen Druck auf der Stimme.

„Das ist die Mae die ich kenne und jetzt los, ich will morgen ein Bild"

Damit legte er auf und ohne weiter darüber nachzudenken folgte sie seinem Rat und ging runter in das Atelier.

Her Name Was Mae - An Unforgettable SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt