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"The way to love anything is to realize that it may be lost." 

 Gilbert K. Chesterton

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Den nächsten Morgen schlief Mae aus. Immer noch müde und mit tiefen Augenringen, da sie wiedermal miserabel geschlafen hatte und wenn dann nur in Verbindung mit schlechten Träumen. Mittlerweile hatte sie sich daran gewöhnt in der Nacht öfters aufzuwachen und meisten war aber auch alles nach einem kurzen Schock und der Vergewisserung, dass sie in ihrem Bett lag wieder vorbei. Es gehörte mit zu ihrem Alltag. Es wurde zu Normalität. Eigentlich war sie schon um 7 wach, hat dann aber doch noch bis 11 Uhr rumgedöst und die Decke beobachtet. Ihre Gedanken ließ sie kreisen und hin und wieder hatte sie T vor sich gesehen, mit seinen Tattoos. Das Verlangen sie malen zu wollen, ihn malen zu wollen wurde immer größer und Mae verbat es sich selber darüber nachzudenken. Andererseits wollte sie aber auch nicht über ihre zurückgelassene Familie nachdenken oder ihre Freunde. Hatten sie ihr wohl geschrieben? Haben sie versucht sie zu erreichen? Oder, Maes Herz wurde schwer bei dem Gedanken, war es ihnen egal? Um nicht länger über diese schrecklichen (oder zu schönen und ästhetischen) Sachen nachzudenken, stand sie auf und machte sich fertig. Als sie durch das kleine, runde Fenster raus guckte verwunderte sie es nicht, wieder einmal die beiden Kinder und das gute, ihr aber deutlich zu heiße, Wetter zusehen. Nächste Woche sollte es wieder abkühlen hatte ihr Julia gesagt. Mae hoffte es nur.

Nachmittag löste sie Betty von ihrer Schicht ab und bediente wie jeden Tag die Kunden im Café. Einige fingen sogar kurze Gespräche mit ihr an, sie fingen an Mae zu fragen wo sie her kam und ihr viel es immer leichter zu antworten. Das zunächst noch schüchterne vorsichtige Lächeln verschwand und dahinter kam Mae zum Vorschein. Eine etwas selbstbewusstere Mae.

Die Klinge über der Eingangstür kündigte das Eintreffen von Julia an. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht, was Mae selber zum Schmunzeln brachte, kam sie direkt auf sie zu und setzte sich auf einen Hocker, der vor der Theke stand.

„Okay, erzähl wie war's?" fragte Julia sie leise und beugte sich etwas vor. Mae fing an ihr einen Milchkaffee zu machen, den Julia immer trank wenn sie im Café war.

„Gut" sagte Mae kurz und knapp. Sie musste sich ein Lächeln verkneifen, es war einfach zu amüsant Julia bei sowas auf die Folter zu spannen.

„Gut im Sinne von Naja oder gut im Sinne von gut gut?" Mae fing an zu lachen, aber Julia blickte nur interessiert zu ihr.

„Gut gut, wenn du es genau wissen willst" Mae stellte den Milchkaffee vor Julia hin „Er ist anders als ich gedacht habe" Leider fügte sie in Gedanken hinzu und seufzte. Sie überlegte kurz Julia davon zu erzählen, dass T sie Blondie genannt hat, entschied sich dann aber dagegen „Aber sag mal was hast du gestern da eigentlich gemacht?" fragte sie Julia jetzt mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Ich? Ich weiß gar nicht was du meinst" Ihr Lächeln verriet sie, aber Mae ging nicht weiter darauf ein und schüttelte nur lächelnd den Kopf.

„Aber ich habe interessante Informationen für dich" Jetzt war es Julia die ihre Augenbrauen wissend hochzog. „Ich weiß wer Taddl ist" Mae war verwirrt.

„Was? Wer sollte er denn schon sein?" fragte Mae eher sich selber als Julia. Julia räusperte sich und holte ihr Handy hervor.

„Ich zitiere" Sie räusperte sich ein zweites Mal und setze sich kerzengerade hin „Taddl ist ein deutscher Rapmusiker. Er war Mitglied der ehemaligen Hip-Hop-/Cloud-Rap-Formation Dat Adam. Bekannt wurde er als Produzent von Webvideos, die er auf dem Videoportal YouTube veröffentlichte. Seit 2018 tritt er vermehrt als TJ_beastboy und TJ_babybrain in Erscheinung." Mae klappte förmlich der Mund auf und wie gelähmt stand sie hinter der Theke gegenüber von Julia.

Warum? Verdammt nochmal warum hatte er ihr das nicht gesagt? Musiker?

M U S I K E R?

Wann hatte er ihr vor das zu sagen? Ach übrigens ich bin Youtuber und Rapper, also das ist mein Beruf. Julia riss sie wieder aus ihren Gedanken.

„Und jetzt kommt der ober Hammer. Halt dich fest, nicht dass du mir noch umkippst" Mae hielt sich tatsächlich fest „ Er hat 1,8 Millionen M I L L I O N E N" sie betonte das Wort besonders „Follower auf Instagram" Maes Mund stand immer noch weit offen und weil sie auch nicht im Stande war ihn wieder zu schließen hielt sie sich eine Hand davor. Ungläubig schüttelte sie den Kopf, aber Julia nickte nur und legte ihr Handy zur Seite.

„Hat er dir das nicht erzählt?" Mae konnte nur weiter den Kopf schütteln. Wow, 1,8 Millionen Menschen die einen verfolgen, dachte sich Mae. 1,8 Millionen. Und sie fand ihre 2500 Follower schon nicht wenig. Nach kurzem Schweigen, bis Mae sich einigermaßen wieder gefasst hatte, schnitt Julia ein anderes Thema an.

„Ach übrigens denkst du ans Wochenende? Samstag auf Sonntag? Wär echt schön wenn du kommen könntest" Mae die gerade noch auf den Boden gestarrt hatte, zuckte kaum merklich und blickte langsam zu Julia.

„Ja klar ich muss nur noch mit Betty reden aber ich schätze das wird kein Problem sein, ich komme gerne" Das stimmte sogar, Mae freute sich auf Julias Geburtstag, einerseits weil sie auf ihre Reaktion auf das Bild gespannt war, andererseits weil Julias Freunde echt nett waren und sie kein Problem damit hätte mit ihnen zu reden und sich anzufreunden.

„Freut mich, du kannst ja auch wen mitbringen" Julias Mundwinkel bogen sich wieder nach oben und ihre weißen Zähne kamen zum Vorschein. Mae musste lachen.

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Abends ging Mae mal wieder ins Café um noch weiter an Julias Bild zu malen, es sollte schließlich passend fertig werden. Nach vielleicht 2, 3 Stunden wusch sie die Pinsel aus und setzte sich noch mit einem Skizzenblock auf die Couch. Während sie kleine Zeichnungen machte, bewegte sich ihr Kopf passend zu der Musik die im Hintergrund spielte und summte ab und zu mit. Ihr klingelndes Handy holte sie aus ihrer kleinen heilen Welt, welche sie um sich herum aufgebaut hatte und als sie sah, dass Taddl sie anrief wurde sie nervös und setzte sich gerade hin.

Sie hob ab.

„Ja?" fragte sie unsicher.

„Hey" die tiefe Stimme beruhigte sie erst etwas, bis ihr dann das mit den 1,8 Millionen Follower wieder einfiel.

„Hi" antwortete sie nur schnell und in einer ihr nicht bekannten hohen Stimmlage. Sie hätte schwören können Taddls amüsiertes Schmunzeln durch das Telefon zu hören.

„Wie sieht's mit Morgen aus?" Mae hatte es schon fast wieder vergessen.

„Vielleicht so gegen halb 10?" Sie wunderte sich direkt darauf einzugehen, aber jetzt war es eh zu spät.

„Also ist aus dem Vielleicht ein Ja geworden?" fragte T und sie konnte förmlich das Lächeln aus seiner Stimme heraus hören, welches sich jetzt auch unbemerkt auf ihre Lippen schlich.

„Vielleicht" antwortete sie gespielt provokant und Taddl musste im Hintergrund lachen.

„Okay, dann zeige ich dir morgen Vormittag eines meiner Lieblings Cafés zum Frühstücken"

„Okay dann" Mae zögerte. Wie zur Hölle gehen nochmal Verabschiedungen? Sollte sie einfach Tschüss sagen? Taddl nahm ihr diese schwere Entscheidung ab.

„Schlaf gut, wir sehen uns morgen" Mae guckte auf die Uhr und tatsächlich hatten sie fast schon 00:00 Uhr.

„Bis morgen"

Dann legten sie auf.

Her Name Was Mae - An Unforgettable SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt