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"Maybe at some point you will understand why storms are named after people"

—Unknown

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Die letzten beiden Tage hatte Mae entweder im Café verbracht, wo sie immer besser zurechtkam und mittlerweile einige Gesichter wiedererkannte oder in Köln, am Rhein oder in der Stadt. Die Temperaturen waren immer noch hoch und unerträglich, aber ab heute Abend sollte es Gewittern. Ein bisschen Regen könnte die Erde echt mal wieder vertragen. Obwohl Mae sich keine Gedanken mehr um die Zukunft machen wollte, konnte sie nicht vom Rhein wegsehen wo seit Jahren an gewissen Stellen gekennzeichnet wurde, wie stark der Wasserspiegel gesunken ist. Zahlen hören sich bitter an, aber wenn man einmal dasteht und es wahrhaftig vor Augen hat ist es erschreckend. Es ist schrecklich was die Menschen aus ihrer Erde machen und wie sie einfach immer weiter weggucken. Probleme aufschieben- Mae kannte es von sich selber, Telefonate, E-mails, lernen einfach soweit aufzuschieben bis es fast zu spät ist, aber im Gegensatz zu dem was auf der Erde, ihrem einzigen Planeten geschieht, ist das nichts. Schneestürme im April und hohe frühlings Temperaturen im Winter- und die meisten lachen noch darüber. Die Menschen haben es nicht anders verdient und irgendwann ist es zu spät und dann lacht niemand mehr.

Mae wischte gerade mit einem Lappen den Tisch sauber, wo vor ein paar Minuten noch ein Ehepaar ein Stück von Bettys besten Kuchen gegessen und ihr, wie fast jeder andere hier, extrem gutes Trinkgeld gegeben haben. Die Glocke an der Tür klingelte und eine große Frau mit blonden langen Haaren trat ins Café. Mae schätzte, dass sie ungefähr so alt wie sie selber war.

„Oh hallo Julia, wie lange ich dich schon nicht mehr gesehen habe" Betty eilte auf die Frau zu und umarmte sie. „Sag mir mein Kind, wie geht es dir? Wie war's in Island?"

„Mir geht's gut und es war wunderschön dort, aber ich bin jetzt auch wieder froh hier zu sein" Julias Auftreten faszinierte Mae. Sie sah makellos aus. Ihre blonden langen und dicke Haare passten perfekt zu ihren blauen Augen und dem fröhlichem Lächeln, welches sie Betty zuwarf.

„Arbeitest du jetzt wieder in der Bibliothek?" fragte Betty.

„Betty, du weißt doch, dass Köln mein Zuhause ist und dass ich die Bibliothek liebe. Natürlich. Aber sag mal, wie geht's dir? Wie kommst du mit dem Café klar" Julia blickte etwas besorgt zu Betty.

„Ach, alles super. Mae?" Mae guckte zu den beiden rüber und Betty winkte sie zu sich her. „ Seit ein paar Tagen hilft Mae im Café aus und ist mir eine große Hilfe. Mae das ist Julia" sie deutete auf die blonde Schönheit, die gegenüber von ihr stand.

„Hey" begrüßte Mae sie und setzte ein schiefes Lächeln auf.

„Hi" Julia lächelt zurück. „Das Paket wurde heute ausversehen bei uns abgegeben, das wollte ich dir noch geben Betty" sagte sie noch und reichte Betty ein Päckchen.

„Ich habe gehört du arbeitest in der Bibliothek?" fragte Mae nochmal dazwischen. Julia nickte.

„Wir haben leider jetzt schon zu, aber wenn du möchtest kannst du morgen gerne mal reingucken, ich bin den ganzen Tag da"

„Werde ich machen, ich brauche dringend ein gutes Buch"

„Gute Bücher sind wichtig" stimmte ihr Julia zu und zwinkerte. „Ich verabschiede mich dann wieder, schönen Feierabend!"

Mae und Betty bedankten sich und bedienten noch die letzten Kunden. Passend um 18:00 drehte Mae das Schild von „Open" auf „Close" und wischte jeden einzelnen Tisch ab, während Betty durch den Laden fegte.

„Ich bleibe heute noch ein bisschen länger hier, ich muss noch die Abrechnungen für den letzten Monat machen" erzählte ihr Betty, als sie das Putzzeug in die Abstellkammer stellten. Mae nickte.

„Ich müsste dann gleich einmal in dein Zimmer, in der Kommode liegen noch die Unterlagen"

„Kein Problem" antwortete Mae und ging daraufhin mit Betty nach oben.

Betty holte gerade die Rechnungsberichte aus der Kommode, als Mae was dazwischen sah.

„Sind das Farben?" fragte sie Betty und deutete auf die wahrscheinlichen Acrylfarbefläschchen.

„Ja, Acrylfarben. Malst du in deiner Freizeit?" In Maes Hals bildete sich ein Knoten und ihr Herz wurde schwer.

„Hm, hab ich mal, ist schon länger her" antwortete sie etwas gequält.

„Ich hab dich in den letzten Tagen öfters beobachtet wie du die Bilder unten im Café betrachtet hast. Weißt du, die sind von meinem Mann. Er hat das Malen geliebt und war immer Stunden im seinen Atelier"

„Die Bilder unten sind wirklich sehr beeindruckend. Er hatte ein Atelier?" fragte Mae interessiert. Betty nickte und sie lächelte.

„Komm mal mit"

Her Name Was Mae - An Unforgettable SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt