2:30 Uhr
Mina lag mit leichten Kopfschmerzen in ihrem Bett und schloss die Augen. Nachdem sie den Piraten offenbart hatte, dass sie bleiben werde, gab es kein Halten mehr. Penguin und Jean Bart hatten den Whisky aus dem Lagerraum geholt und Mina musste mit jedem Mitglied der Crew einen Kurzen trinken, um vollständig anerkannt zu werden.
Und nun wartete sie, bis das berauschende Gefühl des Alkohols langsam nach ließ und die Schwere aus ihren Gliedern wich. Ihre Gedanken kreisten noch eine Weile hinter ihrer Stirn und zogen weite Kreise. Jetzt war sie einfach nur froh, dass sie allein in ihrem Raum war, denn das brauchte sie. Ruhe vor der großen Welt, die hinter der Tür und außerhalb vom U-Boot auf sie wartete. Benebelt dachte sie an Bastille, doch sie ließ keinen Schmerz an sich heran, sondern erinnerte sich lieber an Laws Nähe und seine Umarmung. Er war die erste Person, die ihr nach langer Zeit wieder näher kommen durfte. Mina musste grinsen, denn das Gefühl von Verständnis und Vertrauen löste in ihr ein warmes Kribbeln aus. Ein warmes Kribbeln, welches sie in den Schlaf driften lies.
Und ich sah dich, Mama, wie dein liebevoller Blick innerhalb von einem Wimpernschlag aus deinem Gesicht wich. Du siehst, wie ich mir perplex an die Brust fasse, die Welt nicht mehr verstehe. Meine Beine werden schwach. Ich sacke zusammen, kämpfe um jeden Atemzug, doch merke, wie ich immer weiter an Kraft verliere. Verzweifelt greife ich nach deinem Handgelenk, um es am liebsten nie wieder loszulassen.
„Ich will nicht sterben. Ich hab so Angst", schrie ich panisch mit der Energie, die mir noch blieb, während meine Sicht auf dein ebenso angsterfülltes Gesicht verschwimmt. In all den Jahren zuvor, habe ich dich so noch nie gesehen. Du legst deine Stirn gegen meine, streichst mir über die Wange.
„Du wirst nicht sterben, mein Kind", flüstertest du mir zu, „Ich liebe dich."
Deine Hände berühren mich an der Brust, genau die Stelle, die meinem Herzen am nächsten ist. Und im nächsten Moment fühle ich die Magie, die mein Blut zum Rauschen bringt, und sehe, wie das Leben aus dir weicht.
Binnen Sekunden saß Mina aufrecht in ihrem Bett. Ihr ganzer Körper zitterte und nur langsam realisierte sie, dass sie wieder aus ihrem Traum aufgewacht war.
„Das ist doch krank", keuchte sie schockiert und rieb mit ihren Handflächen über ihre Oberarme, denn ihr war schlagartig kalt geworden, aber sie wollte sich nicht in ihre Decke kuscheln. Mit weichen Knie stand sie auf, riss die Tür auf. Jetzt war ihr alles recht, bloß kein Schlaf.Die Gänge waren still. Eine Stimme in ihr drängte sie raus aufs Deck, um dem Mond und den Sternen etwas vorzusingen oder zumindest zu rauchen, doch die Polar Tang schwamm unter der Meeresoberfläche. Wohin dann?
Mina irrte unruhig durch die Gänge. Ihre schnellen Schritte hallten an den kalten Metallwänden. Vor dem OP-Saal verharrte sie und zögerte, denn es brannte noch Licht. Soll sie klopfen? Einfach auf machen? Wahrscheinlich war Law drin; wäre er sauer?
Ihre Fragen erübrigten sich, als sich die schwere Tür vor ihrer Nase öffnete. Der Captain stand vor ihr. Seine für ihn typische Mütze hatte er nicht an. Hinter ihm konnte sie seinen Schreibtisch erkennen, auf dem zwei große Stapel Bücher und Papierkram türmten. Beide hüllten sich in schweigen und verloren sich in den wachen Augen des jeweils anderen.
„Was jagt dich?"
„Fucking Albträume", flüsterte sie, ohne den Blick abzuwenden, doch ständig trat sie von einem Fuß auf den anderen, „Was machst du?"
„Ich wollte gleich schlafen gehen", antwortete Law, „Wir haben kurz nach 3 Uhr."
„Oh." Mina wusste nicht, dass es so spät war. Sie hatte jegliches Gefühl für die Zeit verloren gehabt. Vorsichtig nahm der Chirurg ihre Hand und sie war überrascht, wie weich die Hände des Mannes waren.
„Du musst die Nacht nicht allein verbringen", erinnerte er sie und strich dabei sanft mit seinem Daumen über ihren Handrücken. Damit weckte er wohlige Erinnerungen, die Mina dazu veranlassten, sich zu entspannen.
„Ich will dich nur nicht noch mehr belasten", gestand sie und ließ dabei die Schultern und den Kopf hängen, doch bald spürte sie Laws Finger unter ihrem Kinn, die sie zwangen, wieder nach oben zu schauen.
„Hör auf, sowas zu denken. Ich bin für dich da, Lumina."
Ihr stockte der Atem, als sie hörte, mit wieviel Gefühl er ihr diese Worte entgegen brachte. Während sie verdutzt blinzelte und verarbeitete, was gerade passierte, hatte Law schnell das Licht an seinem Schreibtisch ausgeschaltete und Tür das Saals geschlossen. Gemeinsam gingen sie zu der Kajüte des Captains und, obwohl Mina bereits bei ihr übernachtet hatte, fühlte sie sich doch ein wenig mulmig. Sie konnte nicht deuten, was für eine Beziehung sie zueinander pflegten. Law war nicht nur ihr neuer Captain, aber war er mehr?
„Mach's dir bequem. Bin gleich da", murmelte der Chirurg und verschwand für einen Moment im Bad, um seine Jeans gegen eine lockere Shorts zu tauschen. Mina hatte sich währenddessen unter die Decke gekuschelt und ihr Nase im Kopfkissen vergraben. Die ganze Bettwäsche hatte Laws herben Eigengeruch angenommen und benebelten die Gedanken der jungen Zauberin, sodass sie erst merkte, dass er wieder da war, nachdem sich die Matratze neben ihr gesenkt hatte.
Zunächst lag sie neben ihm; wohl bedacht, ihn nicht zu berühren, doch die Sehnsucht nach Nähe spiegelte sich trotz der Dunkelheit in ihren Augen wider.
„Willst du über deine Albträume reden?"
„Wenn du mich in den Arm nimmst, dann schon", nuschelte Mina und rutschte an Laws Seite, als er seinen Arm ausstreckte, damit sie ihren Kopf darauf betten konnte. Er hielt sie fest an sich gedrückt und sie lauschte seinem Herz, was schneller zu schlagen schien, als sonst.
„Wenn ich einschlafe, träume ich von den letzten Momenten mit meiner Mama. Und wie sich das alles angefühlt hatte", begann Mina zu erzählen, „Manchmal träume ich auch von Ace und ich mache mir bis heute schreckliche Vorwürfe. Ich habe Whitebeard vor langer Zeit versprochen, dass ich auf ihn aufpassen werde. Er nannte mich sogar Ace' Schutzengel. Und als es dann darauf an kam, habe ich versagt."
Sie pausierte, denn ein dicker Klos in ihrem Hals, machte ihr das Reden schwer.
„Alle Menschen, die ich liebe, sterben. Ich fühl mich so einsam."
Law erstarrte vor den Worten, die von Trauer durchtränkt waren. Er spürte einen Stich in seinem Herz, als er ihm das Leid der jungen Frau bewusst wurde, für die er so viel mehr Gefühle hegte. Vor allem verstand er sie nur zu gut, denn auch er hatte in seinem Leben bereits alle Menschen verloren, die er liebte. Seine Familie... Corazon....
Und weil er wusste, dass es für diesen Moment keine richtigen Worte gab, ließ er Taten sprechen. Law wendete sich ihr zu und strich ihr sanft durch die Haare, was Mina sichtlich genoss, denn sie schloss bei der Berührung die Augen und streckte sich seiner Hand entgegen. Sein Blick wanderte immer wieder zu ihren Lippen, die seinen so nahe waren.
„Du musst nicht mehr allein sein", flüsterte er und sein warmer Atem streifte die Haut der Zauberin, die sich ihm nur weiter entgegen reckte, denn egal wie nahe sie sich waren, sie wollte mehr, um die Einsamkeit zu verbannen. Ihre Fingerspitzen wanderten Stück für Stück zu seinen Schultern und Law strich ihr erneut durch's Haar, doch setzte nicht erneut an, sondern ließ seine Hand in ihren Nacken gleiten. Er sprang über seinen eignen Schatten und überwand den wenigen Abstand, der sie trennte, um seine Lippen mit ihren zu versiegeln.
Ein Feuerwerk an Emotionen entfachte in den geschundenen Seelen der beiden und sie fühlten sich so lebendig wie noch nie zuvor. Für Law und Mina blieb die Zeit stehen, sodass sich der Kuss wie eine Ewigkeit anfühlte, bis sie sich außer Atem voneinander lösten.
Der Chirurg fand als erster seine Stimme wieder, während die Rothaarige überwältigt zu ihm hoch blickte.
„Hör mir zu", begann er zögernd, „Ich weiß, dass im Leben eines Piraten wenig Platz für eine Beziehung ist, doch du bist die erste Frau, die mich mehr fühlen lässt und-"
„Law, eine Bedingung und ich weiche nicht von deiner Seite", unterbrach sie ihn und klang dabei überraschend ernst, doch kurz darauf bildeten sich kleine Tränen, „Du darfst nicht sterben, verstanden?"
„Ich verspreche dir, dass ich nicht sterben werde", murmelte er und hielt sie nur noch fester in seinen Armen, „Aber ich erwarte von dir das Gleiche."
„Deal", erwiderte Mina, „Ich bin einmal schon gestorben. Das werde ich kein zweites Mal."
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Unravel (eine One Piece FF)
AdventureNachdem Wolf D. Lumina (OC) bei der Flucht vor der Marine verletzt worden ist, kam sie bei den Heart Piraten unter. Ihr bester Freund Ace war nun ein Jahr tot und endlich hatte sie das Gefühl, dass die Wunden in ihrer Seele zu heilen begannen. Doch...