Teil 10

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Wenige Tage später...

Es war früh morgens, als man schon leise Geräusche aus dem Trainingsraum vernehmen konnte.

„20, 21, 22, 23...", zählte Mina, ab und zu von einem Keuchen unterbrochen, während sie sie einen Klimmzug nach dem anderen schaffte. Schweiß perlte von ihrer Stirn herab und nach jedem weiteren Zug brannten ihre Muskeln ein wenig mehr, doch das bestätigte sie.

Nach 30 Wiederholungen ließ sie sich auf den Boden fallen und rieb sich die Handflächen.

„Ai, das lief alles mal besser", sprach sie mit sich selbst und schüttelte ihre Arme aus, damit die Schmerzen nach ließen. Vor dem nächsten Satz der Trainingseinheit atmete sie nochmal tief durch und sprang wieder hoch, um die Klimmzugstange zu packen. Und es ging von vorne los.

„1, 2, 3, 4..."

„Du solltest daran denken, dass dein Körper Pausen braucht", kommentierte Law, der mit strenger Miene in der Tür stand, und die Arme vor seiner Brust verschränkte.

„Ich denke dran, Doktor", schnaubte Mina, doch nicht, weil sie von seinen Worten genervt war, sondern durch die Anstrengung. Leider hatte sie beim Reden vergessen, wieviele Wiederholungen sie in dem Satz gemacht hatte, also beschloss sie, dass es genug waren, und ließ sich fallen. Noch immer konnte sie Laws Blick auf sich spüren, der sie zum Schmunzeln brachte.

„Ich habe nur Kreuzheben und Klimmzüge gemacht. Jetzt guck doch nicht so grimmig."

Mina legte sich ein Handtuch in den Nacken und ging zu ihrem Freund. Schnell warf sie einen prüfenden Blick in den Flur, bevor sie ihm einen sanften Kuss auf die Wange gab, was ihn endlich dazu veranlasste, seine Mundwinkel hochzuziehen.

„Wir werden der Crew irgendwann von uns erzählen müssen. Shachi und Penguin schöpfen schon verdacht", sprach der Chirurg nicht ganz so laut, denn die Flure aus Metall waren hellhörig.

„Wie kann man die skeptischen Blicke der beiden nicht bemerken?", fragte Mina ironisch und kam aus dem Grinsen gar nicht mehr raus, doch sie merkte, dass mit dem Captain der Heart Piraten etwas nicht stimmte. Er wirkte sehr angespannt.

„Beschäftigt dich etwas?", murmelte sie nach einem kurzen Moment der Stille. Law tippte mit seinen Fingern gegen seinen Oberarm. Bisher ist Mina diese Angewohnheit selten aufgefallen, doch er tat dies immer, wenn er intensiv nachdachte.

„Wir erreichen bald die nächste Insel und Bepo meldete mir bereits mehrere Marineschiffe, die in unserer Sichtweite waren."

Zögerlich griff die Rothaarige nach ihrer dünnen Goldkette, die sie immer trug.

„Glaubst du, Bastille könnte uns auf dem Fersen sein? Mir ist nicht aufgefallen, dass die Kette gezuckt hätte", murmelte sie dabei von Gedanken geplagt, ihre Crew in Gefahr bringen zu können.

„Ich kann es nicht ausschließen", sprach Law nüchtern, „Allerdings ist die nächste Insel als Pirateninsel bekannt. Mich würde es nicht wundern, wenn die Marine so Handelsschiffe von der Insel fern halten würde. Wir müssen nunmal vorsichtig sein."

„Aye, Captain."

Mina griff liebevoll nach seiner Hand, um sie für einen Moment ein bisschen fester zu drücken. Nur durch diese kleine Geste, nahm sie ein Stück seiner Anspannung, sodass Law weniger Last auf seinen Schultern zu tragen schien.

„Kommst du frühstücken?"

„Ich hüpf noch unter die Dusche und bin gleich da. Pünktlich."

„Dann bis gleich", verabschiedete er sich und ging weiter den Flur entlang, um den schnellsten Weg zur Kombüse einzuschlagen, doch bevor er um die Ecke bog, sah er, wie das Ohr eines Eisbären hinaus lugte.

„Bepo! Was hast du gehört?!"

„Ahhh! Captain!"

Nach dem Duschen stand Mina nachdenklich vor ihrem Kleiderschrank. Um ihren Körper war nur ein Handtuch gewickelt, ebenso um ihre Haare. Sie durchwühlte die Schubladen und Regale und fand schließlich ein schwarzes T-Shirt mit gelben Punkten, auf welchem der Jolly Roger der Heart Piraten eingenäht war. Penguin hatte ihr das Kleidungsstück vor paar Tagen geschenkt und nun war es an der Zeit, es endlich zu tragen. In aller Ruhe streifte sie sich das Shirt über und zog eine kurze Shorts dazu an, bis sie einen lauten Knall vernahm. Sofort schaute sie aus dem Bullauge und sah, wie eine Kanonenkugel nur wenige Meter neben dem U-Boot in die dunkle Tiefe des Meeres hinab sank.

„Wir werden angegriffen!", hallte es panisch aus dem Gang und das U-Boot schwenkte ruckartig nach links, sodass Mina beinahe das Gleichgewicht verlor. Im letzten Moment krallte sie sich im Türrahmen fest und eilte daraufhin schnellen Schrittes zum Steuerraum.

Law hatte Kikoku bereits bei sich und versuchte das aufkommende Chaos unter Kontrolle zu bringen.

„Jean Bart! Du und ich gehen hoch. Wir werden von zwei Marineschiffen attackiert und wir werden sie uns nacheinander vornehmen", befahl der Captain, „Bepo, Shachi und Penguin! Ihr seid für die Polar Tang verantwortlich. Der Rest geht auf seine Posten!"

Alle wuselten wild durcheinander, doch keiner zweifelte im geringsten an Laws Befehlen.

Erneut durchbrach eine Kanonenkugel die Wasseroberfläche mit einem beängstigenden Knall, was alle zusammenzucken ließ.

„Ich komm mit", meinte Mina fest entschlossen und fühlte bereits das Adrenalin, was sie zum Zittern brachte, „Ein Schiff zu versenken, sollte nicht lang dauern."

„Das kommt nicht in Frage."

Die junge Zauberin war von seiner Aussage völlig vor den Kopf gestoßen.

„Ist das dein ernst?", fragte sie ungläubig und hoffte, dass es ein schlechter Scherz war.

„Ja, das ist mein ernst", entgegnete Law grimmig, „Als wir dich aufgegabelt haben, hat dich die Marine fast geschnappt und jetzt willst du dich alleine mit einem ganzen Schiff anlegen? Das ist zu gefährlich."

Mina biss die Zähne fest aufeinander.

„Dann nimm mich mit, damit ich dir und Jean Bart helfen kann. Ich kann kämpfen. Jetzt lass es mich auch beweisen."

Penguin riss das Steuer rum, um der nächsten Kugel auszuweichen, sodass die ganze Mannschaft ins Schleudern geriet. Law und Mina taumelten einige Schritte zurück bis sie von einer Metallwand gefangen wurden. Instinktiv hatte sich die Zauberin in den Oberarm des Captains gekrallt.

„Na gut, aber du bleibst in meiner Nähe", gab er schließlich nach und warf einen prüfenden Blick zu Jean Bart, der nur noch auf die nächsten Anweisungen wartete.

„Captain! Du kannst sie doch nicht einfach mitnehmen, nur weil sie ein paar Zaubertricks drauf hat", warf Ikkaku ein, die von Laws Inkonsequenz enttäuscht war, „Was ist, wenn sie uns in den Rücken fällt? Sie ist noch nicht lang bei uns. Du kannst ihr doch nicht blind vertrauen!"

Sowohl Law, als auch Mina waren von Ikkakus harten Worten sprachlos. Dass die Zauberin noch nicht das volle Vertrauen der Mannschaft genoss, war ihr klar gewesen, doch das die andere Frau der Heart Piraten ihr sogar Misstrauen entgegenbrachte, war ihr nicht bewusst gewesen.

„Wir haben jetzt keine Zeit das zu besprechen", entgegnete der Chirurg gestresst, „Room."

Um seine Hand bildete sich eine blaue Kuppel, die rasend schnell größer wurde.

„Wir sind gleich neben dem ersten Marineschiff", sprach Bepo, der durch das Periskop schaute.

Shambles."

Unravel (eine One Piece FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt