„Ich habe eure Klausuren korrigiert, die sind ziemlich schlecht ausgefallen. Bis auf eine eins."
Der Lehrer schaute zu mir, wie die anderen Schüler auch.
„Bestimmt hat Hilal wieder die eins", verdrehte Aleyna ihre Augen. Ich ignorierte ihre Art, wie sie sich über mich lustig machte.
„Was hast du den für ein Problem damit?", fragte meine Freundin. „Jetzt seien wir mal ehrlich, ihr Vater ist Psychologe und ihre Mutter ist Juristin. Es wäre doch komisch wenn sie keine guten Noten schreibt.", redete sie. Hätte sie ein Mal die Berufe meiner Eltern nicht erwähnt, würde ich gegen die Wand laufen.
Ich blickte ihr kurz in die Augen und sah diese Eifersucht in ihnen. Ich schüttelte meinen Kopf und schaute zu dem Lehrer. „Ja es stimmt, Hilal hat die eins. Doch sie so zu verurteilen ist nicht wirklich freundlich, Aleyna.", Herr Koch sah mich entschuldigend an, doch ich schüttelte meinen Kopf. Ich hatte diese Gespräche langsam so satt, so dass es mich selber nervte immer Einsen zu schreiben.
Wieso definierte jeder meinen Wert daran, weil meine Eltern einen guten Job hatten? Ich war immer die Tochter von dem Psychologen oder der Anwältin. Nie sah man mich als „Hilal"
Unbewusst kaute ich auf meiner Unterlippe und hoffte, dass die Schule endlich zu Ende ging.
Als mein Lehrer mir die Klausur gab, steckte ich sie in meine Tasche. Ich war die erste, die die Klasse verließ. Meine Freundin Mercan rief nach mir.
„Hilal", ich drehte mich um und blickte zu ihr. „Sei nicht genervt, du kannst nur stolz auf dich sein..", lächelte sie. „Danke, dass du versuchst mich aufzumuntern..", in dem Moment bekam ich eine Nachricht auf meinem Handy. Hazar hatte mir geschrieben, gespannt öffnete ich die Nachricht. „Hast du Zeit?", schrieb er. Ich hätte noch zwei Stunden Englisch, doch ich hatte keine Lust mehr. „Kannst du Frau Klempner sagen, dass es mir nicht gut geht?", blickte ich zu Mercan. Sie sah mich streng an. „Hilal, du schwänzt die letzten Tage sehr oft.. Was wenn das Bilal Abi mitbekommt?", ich zuckte mit meinen Schultern.
Mein Vater verstand mich so wieso nicht.
Ich verabschiedete mich von Mercan und verließ die Schule.
Hazar war mein fester Freund. Als ich ihn von weitem sah musste ich lächeln. Ich hatte das Gefühl, er wäre der Einzige, der mich verstand und mich so akzeptierte, wie ich war. „Wer bist du denn?!", brüllte eine Stimme in mir, die ich so gut wie es ging, zu verdrängen.
Als ich vor ihm stand umarmte er mich. Normalerweise konnte ich Körperkontakt nicht ab, doch bei ihm war das anders. Ich liebte seinen Duft. Lächelnd löste ich mich von ihm. „Du hast wieder angefangen zu rauchen?"
Ich blickte ihn in seine dunklen Augen, die mich schuldbewusst ansahen.
„Hilalim, es ist so schwer.", ich zog meine Augenbrauen zusammen. „Und wie habe ich das geschafft?", ich setzte mich auf die Bank und blickte hoch zu ihm. „Du bist was anderes. Du schaffst alles was du willst.", er lächelte und küsste mich auf die Wange. Als er neben mir Platz nahm, schwieg ich. „Du bist genervt.", stellte er fest. „Wieso musst du mich so gut kennen?", fragte ich und blickte ihm liebevoll in die Augen. „Ich bin dein Freund, Hilalim.. wäre doch verwerflich wenn ich meine Freundin nicht kenne?", fragte er und warf seinen Arm um mich.
„Die Klausur wieder?", ich nickte. Viel mehr ging es um meinen Vater, welches aber ich nicht erzählen konnte.
„Keiner gönnt mir die Note wirklich. Sie sehen es als selbstverständlich..." Ich hörte auf zu reden. „Manchmal nervt es mich so sehr, dass meine Eltern solche Berufe haben. Ich werde damit immer konfrontiert.", Hazar sah mich an. „Besser als Eltern wie meine, Hilal.", ich seufzte. „Das ist nicht schlimm!" protestierte ich.
Hazars Eltern hatten vor längerer Zeit einen Autounfall und konnten nicht wirklich mehr arbeiten, sie wurden vom Staat unterstützt. Seine Eltern waren solche liebevollen Menschen.
Es nervte mich, dass immer darauf geschaut wurde, welche Berufe unsere Eltern machen oder gemacht haben.
Viele unserer Lehrer hatten Hazar immer als den typischen Ausländer betitelt und oft gar nicht ernst genommen. Hazar hatte sein Abitur abgebrochen, weil er einfach keine Lust mehr darauf hatte, verurteilt zu werden. Wir hatten was gemeinsam, wir beide wurden verurteilt, doch verurteilten uns nie gegenseitig.„Ich liebe deine Eltern", sah ich ihn an. Und ich merkte die Verletztheit in seinen Augen. Diese Verletztheit, da er sich immer rechtfertigen musste, für etwas was normal war.
„Sollen wir zu mir? Meine Mama hat Manti gemacht?", hörte ich Hazar sagen. Lächelnd nickte ich.
Er verschränkte seine Hand mit meiner und so liefen wir zu seinen Auto.
„Musst du morgen arbeiten?", fragte ich. „Nein, ich habe morgen frei." Ich nickte.
Nach zehn Minuten kamen wir in Hazars Wohnung an.
Er schloss die Tür auf. „Hazar, sen mi geldin?", rief Delal Teyze. (Hazar bist du gekommen?) „Ja und Hilal auch, daye.", Seine Mutter blickte mich lächelnd an und umarmte mich.
„Ich habe dich vermisst! Wo warst du die Tage?"
Ich hätte nicht sagen können, dass mein Vater es verboten hatte zu kommen. Es würde nur ihr Herz brechen.
„Wo ist Baba?", fragte Hazar. „Er schläft, du kannst ihn aber wecken und helfen.", nickend ging er ins Schlafzimmer. „Was ist los Hilal?", „Nichts, alles gut.", lächelte ich. Sie sah mich misstrauisch an. „Hat Hazar dich verletzt?", ich sah sie geschockt an. „Nein. Alles gut." „Wenn er dich nur ein Mal verletzten würde, verletzte ich ihn", lächelte sie. Ich lachte darauf los. „Dein Lachen erreicht nicht deine Augen, Hilal.", ich seufzte. „Soll ich den Tisch schon mal decken?", fragte ich. Sie sah mich lange an und nickte. Nickend deckte ich den Tisch.„Hallo, kizim." (meine Tochter) begrüßte mich der Vater von Hazar, hinter ihm stand Hazar, der seinen Rollstuhl schob.
„Geht es dir gut?", fragte ich. „Ja, ich habe nur etwas schmerzen. Wie geht es deinen Eltern?", ich nickte. „Gut.", sagte ich. „Grüß sie von mir", So fingen wir an zu Essen. Zwischendurch spürte ich die Blicke von Hazar auf mir. Lächelnd aß ich weiter.
Beim Essen redeten wir nicht viel, so war das in dieser Familie, was ich auch sehr schön fand. Nach dem Essen half ich Delal Teyze beim abräumen und wir kochten schwarzen Tee.
Da mein Handy auf stumm war, sah ich die ganzen unzähligen Anrufe.
Von Halil, meinem Vater und meiner Mama.
Halil hatte mir geschrieben. „Bist du bei Hazar?", hatte er geschrieben. „Ja", er ging sofort online. „Machst du das mit Absicht? Sag doch uns Bescheid", schrieb er. Als hättet ihr mir das erlaubt..
„Ich hole dich ab, verabschiede dich", somit ging er offline und ich seufzte.
„Delal Teyze, Halil kommt mich jetzt abholen. Pass auf dich auf.", sie lächelte. „Komm wieder!", sie begleitete mich bis zur Haustür. Hazar sah mich an und zog sich seine Schuhe an. „Du brauchst nicht mitkommen...", seine Blicke duldeten keine Widerrede. Lächelnd nickte ich. Gemeinsam gingen wir die Treppen hinunter. „Ich liebe deine Familie", seufzte ich. „Und meine Familie liebt dich", erweiterte er liebevoll.
Als wir am Parkplatz ankamen, stand mein Bruder Halil schon auf dem Parkplatz.
„Du bist kein guter Umgang für sie", blickte er zu Hazar. „Halil!", rief ich. „Wie oft hat sie wegen dir geschwänzt?", sauer blickte er zu mir. „Hilal Steig ein.", seufzend stieg ich in das Auto und blickte zu Hazar. Ich wusste, dass er sich schwer zurück hielt um nicht auszurasten. Mir zu Liebe.„Hilal, was machst du?", fragte mein Bruder. Ich verdrehte meine Augen. „Ist es weil ich geschwänzt habe?", er schüttelte sein Kopf. Er sah meinen Vater so ähnlich, liebte mein Vater ihn deshalb mehr?
Vor unserem Haus parkte er. „Bitte vergreif dich nicht in deinem Ton. Ich muss lernen.", ich nickte.
„Wenn du mit mir reden möchtest-" ich schnitt ihm ins Wort. „Keiner von euch versteht mich", flüsterte ich. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Als ich das sagte, sah ich wie meine Mutter mich ansah.
Ohne was zu sagen ging ich die Treppen hoch und schloss die Tür ab.
Als ich in mein Spiegelbild blickte, sah ich die Tränen, die über mein Gesicht hinunter fallen.„Üzme kendini, ich liebe dich.", las ich. Unter meinen Tränen musste ich lächeln. Hazar war so selbstlos. Manchmal da wurde die Schule mir zum Verhängnis. Innerlich entfachte ein Feuer in mir, welches niemand verstand. Außer Hazar.
(Sei nicht traurig)
Als es an meiner Tür klopfte atmete ich tief ein und aus. „Ich möchte schlafen", sagte ich. „Abla, schlafen wir zusammen?", hörte ich die süße Stimme meiner kleinen Schwester. Schnell erhob ich mich und öffnete die Tür. Sie lief auf mich zu und umarmte mich.„Hat Mama gesagt, dass du kommen sollst?", fragte ich. Sie schwieg. Sie konnte nicht lügen. „Okay, alles gut." Ich zog mich schnell um und entfernte mein Make Up aus meinem Gesicht.
Danach legte ich mich zu Hicran. Meine Mutter hatte ihre Haare geflochten. Lächelnd strich ich über ihr Gesicht.Als Hicran eingeschlafen war, setzte ich mich auf.
„Bilal, rede morgen mit ihr.", hörte ich die weiche Stimme meiner Mutter. „Was hat sie gegen mich? Iclal, ich bin ihr Vater."
„Wenn du mein Vater bist, wieso bist du so hart zu mir?", dachte ich mir. Wieso war es mich Hilal zu akzeptieren?
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Viele hatten mich gefragt ob eine Fortsetzung erscheint... Doch hier ist es! Bitte viele Meinungen, damit es weitergehen kann.Wie findet ihr Hazar und Hilal. Was denkt ihr über das Thema, könnt ihr Hilal verstehen?
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BENI SEV'ME
Teen FictionBeni (Sev) me übersetzt : Liebe mich (nicht) Manchmal sagen wir Sachen und meinen das Gegenteil. Bazen sözlere degil konusurken kisilan sese inanacaksin.