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Es klingelte an  der Tür und ich stand auf.
Gonca lag in meinem Arm und ich versuchte währenddessen die Tür zu öffnen.
Als ich die Tür öffnete sah ich meinen Mann, der mich mit liebevollen Augen betrachtete.
Er sah als Erstes zu Gonca und danach traf sein Blick meinen.
Er näherte sich mir, gab mir einen Kuss auf die Stirn und betrat das Haus.
Die ganze Nacht würden wir auf Gonca aufpassen, da meine Schwester mit ihrem Mann spätestens morgen Mittag da sein würde.
„Nasilmis benim melegim", fragte er mich. (Wie geht es meinem Engel)

Ich lächelte und sah ihn tief in die Augen. Das war der Zeitpunkt, an dem ich realisiert hatte was für einen tollen Mann ich doch hatte. Ja er war ein Sturkopf, doch seine Liebe zu mir war größer als als seine Sturheit. Ich legte Gonca vorsichtig in in das kleine Bett.

„Hast du Hunger", fragte ich ihn. Bilal sah zu mir und nickte.

„Ich mache dann schnell was", sagte ich schnell und wollte in die Küche. Er zog mich zurück zu sich, so dass ich auf sein Schoß fiel. Bilal zuckte sein Handy raus. Ich sah ihn fragend an, da ich aufstehen musste, um etwas für ihn vorbereiten zu können.

„Auf was hast du Lust?", fragte er mich und steckte die Haarsträhne   hinter meinem Ohr.

„Mir egal, such du aus", sagte ich. Er nickte nur und ich beobachtete ihn, wie konzentriert er auf sein Bildschirm sah. Er sah so gut aus, weil sein Blick streng und konzentriert war.

„Wie war dein Tag heute?", fragte ich ihn. Bilal packte sein Handy in seine Hosentasche und sah mich lächelnd an. Seine Wörter raubten mir den Atem. Ich lächelte. Ich konnte dank ihm nach dem Vorfall Lächeln. Nach dem Tod meines ungeborenes Kind könnte ich noch lachen. Hätte mir jemand gesagt „Iclal du wirst wieder Lachen, dein Schmerz wird vergehen", würde ich nur mein Kopf schütteln und es verneinen. Mein Schmerz war nicht verflogen, es war immer noch da, doch Allah gab uns die Kraft um diese Ereignisse zu Überstehen.
Wenn ihr eine Last auf eurer Schulter habt, oder denkt es wird nicht vergehen, ich verspreche es euch aus tiefstem Herzen, es wird vergehen und ihr werdet wieder Lächeln, wieder Lieben können.

„Wie es ohne dich nur gehen kann"
Ich sah ihm an und lächelte, bis er weitersprach.

„Super gut natürlich", sah er mich belustigt an, weswegen ich ihm aus Reflex auf die Schulter schlug. So ein Idiot!
„Boah schlag doch nicht so hart, das tut so weh",  rollte er seine Augen.

„Odun", sagte ich beleidigt. (Holz)

„Psht so nennt man nicht seinen Mann", von ihm lösend ging ich in die Küche, wo alles vorbereitet für Gonca stand. Gleich müsste sie aufwachen und ich konnte ihr das Fläschchen geben. Sie war eher ein ruhiges Baby, solange sie kein Hunger hatte und ihre Windeln nicht voll, war sie ruhig. Reyhan hatte Glück. Dies hatte meine Zicke immer.
Als ich an sie dachte lächelte ich, während ich Salat für uns schnitt. Bilal mochte es immer sehr gerne, wenn er eine Beilage dazu hatte. Ich jedoch brauchte dass nicht.
Ich schnitt das Salat und spürte zwei Arme um mich.

„Willst du mich heute nerven?"

Er zuckte nur seine Schulter und schnappte sich eine Kirschtomate.

Als es klingelte ging Bilal die Tür öffnen.

„Dilan ist schwanger", sagte Bilal plötzlich. Lächelnd legte ich mein Besteck bei Seite und kaute zu Ende.

„Wie schön, neues Baby kommt", freute ich mich und nahm schnell mein Handy in die Hand und war gerade dabei eine Nachricht zu Verfassen. Doch was mein Mann danach sagte, betäubte meine Sinne.

„Wann kommt unser Baby Iclal?"
Ich sah ihn für einen Moment an und der Appetit war mir ebenfalls vergangen. Ich wollte am liebsten flüchten. Flüchten von dieser Situation, Flüchten von meinem Mann. Flüchten von dieser schmerzhaften Frage.

„Bilal was soll ich sagen?", fragte ich ihn total verzweifelt. Ich merkte wie nass meine Augen wurden und danach die Verzweiflung in seinen grünen Augen.

„Was du denkst", sagte er und seine Stimme jagte mir eine Gänsehaut.

„Ich konnte nicht mal Acht auf mein ungeborenes Baby geben, wie soll ich es nochmal versuchen wollen? Ich verdiene diese Chance nicht", sagte ich leise und stocherte an mein Essen rum.
Vor Scham konnte ich nicht mal in dein Gesicht sehen, doch ich konnte mir vorstellen wie er seine Hand zu einer Faust geballt hatte. Nicht weil er wütend war, sondern weil ihn meine Worte getroffen hatten.
Er schwieg und wir aßen unser Essen still weiter. Unsere Stimmung war am Ende.

„Bilal..."

„Du... Ach Iclal. Es ist noch alles frisch. Es war falsch von mir das Thema zu öffnen", somit beendete er das Thema.
Nach dem Essen ging Bilal ins Wohnzimmer. Ich nahm Gonca in meine Arme und gab ihr das Fläschchen. Ich spielte etwas mit ihr. Sie konnte sich schon drehen. Sie hatte dunkelblonde Locken und blaue Augen. Genau so wie die Mutter. Wie schön wäre es, wenn ich Mutter wäre. Dachte er ich wollte es nicht? Doch und wie sehr ich es wollte. Doch mein Schmerz war viel zu frisch. Ich sah mich nicht würdig die Mutterrolle zu übernehmen. Ich wusste wie sehr Bilal dies eigentlich wollte....

BENI SEV'MEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt