Chapter 46

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Maras Sicht:

Außer Atem kam ich am Hintereingang an und ging an den Security Männern vorbei und in den Backstage Bereich hinein. Als ich die Jungs sah und vor ihnen zum stehen kam, brauchte ich einen Moment um wieder Luft holen zu können. Warum ich so außer Atem war? Ganz einfach, ich war eben auf dem Weg hierhin, als mich das Gefühl nicht losließ, dass ich verfolgt wurde, ich drehte mich also plötzlich um und sah gerade noch, wie ein Mädchen hinter einem Pfeiler verschwunden war. Bloß war es nicht irgendein Army, nein es war Annika, meine beste Freundin. Nun war ich mir auch sicher, dass das Mädchen vor dem Stadion letztens definitiv auch Annika war. Aber gut zu Wissen, dass meine beste Freundin mir hinterher spioniert. Wer weiß wie lange sie mich schon verfolgt hat und was sie schon alles mitbekommen hat. 

Ich wollte weiter darüber nachdenken, verschob den Gedanken aber für später. Jetzt im Moment zählen nur die Jungs hier vor mir. Ich sah sie einzeln an und mir viel auf, dass keiner bemerkt zu haben schien, dass ich gerade so in Gedanken war, denn sie alle lagen auf der Couch und waren sich mit Eispacks und Ventilatoren am kühlen. 

Nachdem die Jungs wieder runter gekommen waren, beschlossen wir wieder etwas Essen zu gehen, genau wie letzte Woche. Es war tatsächlich wie letzte Woche. Selbes Restaurant, selbe Speisekarte und sogar der Manager war wieder mitgekommen um zu bezahlen. Wie letzte Woche war das Restaurant leer, da der Manager, wie er uns nun verriet, die Besitzer noch aus Studienzeiten kennt. 

Das einzige, was dieses mal anders war, ist die Tatsache, das ich diesen Abend nicht so sehr genießen konnte, wie die letzten Tage und Abende. Meine Gedanken schweiften immer wieder zu Annika, so sehr ich auch versuchte, nicht daran zu denken. Jimin schien ebenfalls mitbekommen zu haben, das mich irgendwas bedrückt, denn plötzlich fühlte ich seine Hand, die sich sanft um meine legte und leicht zudrückte. Ich sah auf und er lächelte mich aufmunternd an. Ich legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab und versuchte weiterhin, meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Dieser Abend ist einer der letzten, die wir miteinander verbringen konnten, denn am Mittwochmorgen geht bereits ihr Flieger zurück nach Korea. 

Nachdem wir ziemlich spät wieder ins Hotel zurück kamen, sich alle in ihre Zimmer verzogen hatten und auch Jimin und ich uns ins Bett gelegt hatten, schweiften meine Gedanken wieder ab. Dieses Mal versuchte ich nicht sie zu unterdrücken. Jimin war an seinem Handy und schrieb mit seiner Familie und so hatte ich ein wenig Zeit um den Vorfall zu verdauen. 

Wieso verfolgte sie mich? Hatte ich mich so merkwürdig verhalten, dass sie keine andere Wahl gehabt hatte oder was? Aber trotzdem, seine beste Freundin zu stalken ist jetzt nicht unbedingt das, was man als beste Freundin machen sollte. Eigentlich sollte sie mir doch vertrauen. Wie viel hat sie denn schon mitbekommen und wie lange verfolgte sie mich schon? Oh shit, hat sie vielleicht schon bemerkt, wer mein Freund ist oder mit wem ich meine Zeit verbringe? Wusste sie vielleicht schon, dass es BTS waren? Aber warum sprach sie mich dann nicht an oder veröffentlichte es? Das wäre voll ihre Art eigentlich, also das sie mich drauf anspricht. Sie war so neugierig, sie hätte bestimmt eine Menge Fragen gehabt, wenn sie wüsste, mit wem ich meine Zeit verbringe. Obwohl ich zugeben muss, ich würde ihr auch zutrauen, dass sie es einfach öffentlich macht, ohne vorher drüber nach zu denken. Sollte ich mal mit ihr reden? Aber was wenn sie noch nicht so viel weiß und ich mich dann verrate oder so? Fragen über Fragen, die ich hatte, aber keiner konnte sie mir richtig beantworten, naja keiner außer Annika, aber ich hatte ehrlich gesagt ein wenig Angst, mit ihr zu reden. Ich meine, so viel kann sie ja noch nicht wissen, sonst hätte sie mich sicherlich schon mit Fragen gelöchert, so viel ist sicher. Je länger ich drüber nachdachte, desto mehr wurde mir bewusst, dass sie mich höchstens einmal mit den Jungs gesehen haben könnte und soweit ich mich erinnern kann, hatten sie alle Masken, Caps und so auf. Sie könnte halt höchstens gesehen haben, wohin ich nach der Schule immer gegangen bin und bis jetzt ist es ja geheim geblieben, dass die Jungs hier in dem Hotel unter gekommen sind. Ich sollte mir also erstmal keine so großen Sorgen machen. 

Je mehr ich darüber nachdachte, desto trauriger wurde ich allerdings. Vertraute mir Annika mir wirklich so wenig, dass sie mir folgen musste, sobald ich mich mal ein paar Tage merkwürdig verhielt? Will sie wirklich alles über mein Leben und mich wissen? Darf ich nicht mal ein paar Freunde kennen, die sie eben nicht kennt? Ist jemand, der solche Aktionen startet, überhaupt eine richtige Freundin?

Ich merkte kaum, wie mir eine einzelne Träne runterlief. Erst als Jimin mich wortlos in den Arm nahm, schreckte ich aus meinen Gedanken hoch. Er hatte mittlerweile sein Handy an Seite gelegt und sah mich besorgt an. Aus der einen Träne, sind nun schon mehrere geworden und ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust und versuchte meine Tränen zu stoppen. Als ich irgendwann wieder aufsah, sah Jimin mich liebevoll und dennoch besorgt an und streichelte mir über den Arm.

"Magst du mir sagen, was dich schon den ganzen Abend so sehr bedrückt?" fragte er leise.

Ich nickte nur und überlegte einen Moment lang, wie ich am besten anfangen sollte. Er blieb still und sah mich erwartungsvoll an, wusste, dass ich noch einen Moment brauchte.

Ich erzählte ihm alles. Was vor dem Stadion letztens passiert ist, als der Manager mit mir sprechen wollte und dann von dem kompletten heutigen Tag. Auch meine Gedanken teilte ich mit ihm, wobei mir hier nach einiger Zeit erneut die Tränen kamen. 

Er hörte mir einfach nur schweigend zu, während ich alles erzählte und unterbrach mich kein einziges Mal. Am ende nahm er mich nur noch fester in den Arm und wischte mit der anderen Hand, meine Tränen sachte weg. 

Er sagte mir, dass es vielleicht besser wäre, wenn ich mal mit ihr reden würde. Vielleicht handelte es sich nur um ein großes Missverständnis. 

"Natürlich musst du aufpassen, was du sagst. Aber ich denke, wenn du nicht mit ihr darüber sprichst, dann wird das noch lange zwischen euch stehen, weil keiner wirklich weiß, was Sache ist."

Ich überlegte einen Moment. Was er sagte klang logisch, vielleicht handelte es sich einfach nur um ein Großes Missverständnis. Aber ich entschied mich dann dafür, dieses Gespräch erst zu führen, wenn die Jungs wieder weg waren. Dann konnte ich mich auch nicht mehr in Lügen verstricken und musste einfach nur bei der Story bleiben, die ich ihr die ganze Zeit erzähle, nämlich das ich meine Zeit mit ein paar Freunden verbringe, die sie schlicht und ergreifend nicht kennt. Total gelogen war diese Geschichte ja nicht mal. 

Dankend sah ich meinen Freund an und kuschelte mich an ihn. Mit einer Hand machte Jimin geschickt die Nachttischlampe aus und zog mich dann noch näher zu sich. Keiner von uns beiden war am schlafen, das wusste ich. Wir genossen einfach nur die Nähe des anderen. 

Meine Gedanken schweiften wieder ab, dieses Mal allerdings nicht zu Annika, sondern zu Jimin. Ich konnte wirklich unfassbar froh sein ihn zu haben. Auch wenn es nicht immer leicht war und wir uns immer verstecken mussten. Niemand darf von unserer Beziehung wissen und wenn es irgendwann dazu kommen sollte, so wusste ich, dass wir beide diese Beziehung verleugnen müssten. Trotzdem würde ich ihn für nichts in der Welt tauschen wollen. Seitdem er da ist, wird meine Welt von diesem Licht erleuchtet und dieses Licht sorgt dafür, dass ich glücklicher bin, als jemals zuvor. 

Jimin und ich waren bereits ein halbes Jahr zusammen. Vor einem halben Jahr hat sich mein Leben so schlagartig geändert, dass es kaum zu glauben ist und manchmal denke ich mir, dass das nur ein wunderschöner Traum sein kann. Doch dann wache ich neben ihm auf, oder sehe seine Nachrichten, die er mir schreibt und realisiere mal wieder, das es Realität ist. Mit ihm geschlafen habe ich bislang noch nicht, aber was das angeht, lassen wir es langsam angehen. Ich muss nicht unbedingt sofort mit ihm schlafen, denn auch wenn ich es wirklich möchte, bin ich ja nicht wegen Sex mit ihm zusammen. Ich weiß nicht wie Jimin das sieht, da wir darüber noch nicht wirklich gesprochen hatten. Allerdings machte ich mit mir selber aus, dass ich das nächste Mal, wenn wir uns sehen, diesen Schritt wagen werde.  

Mag vielleicht merkwürdig klingen, wenn man sich Zeit lassen will, denn heutzutage schläft man ja viel schneller miteinander, doch ich bin jemand, der sich da lieber Zeit lassen will. Gerade auch weil ich noch Jungfrau bin und ehrlich gesagt etwas Angst davor habe. 

Ich sah Jimin an und merkte, dass sein Atem immer ruhiger wurde, anscheinend war er bereits eingeschlafen. Ich schaltete meine Gedanken für heute aus und driftete kurze Zeit später in meine Traumwelt.

When I met him...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt