Chapter 54

115 4 0
                                    

Ich seufzte, sie würde mich niemals in Ruhe lassen, wenn ich ihr nicht wenigstens das erzähle. Ich meine rein theoretisch ist es ja auch nicht so schlimm, wenn sie wüsste, dass ich einen Freund habe, sie darf halt nur nicht erfahren, wer mein Freund genau ist.

"Ja, er ist mein Freund und ja wir sind immer noch zusammen. Es ist nicht immer einfach, aber er macht mich unfassbar glücklich."

"Wieso ist es nicht immer einfach?"

"Naja wir führen eine Fernbeziehung und er wohnt wirklich am anderen Ende der Welt, deswegen sehen wir uns nicht so oft. Im November war er mit seinen Freunden für ein paar Wochen bei mir um mich zu besuchen, aber dann musste er halt auch wieder zurück in seine Heimat und deswegen siehst du ihn oder die anderen nicht mehr hier. Wir telefonieren oder skypen zwar jeden Tag, aber trotzdem ist es nicht immer einfach, die Tatsache wegstecken zu müssen, dass du deinen Freund nicht einfach sehen kannst, wann du möchtest." 

"Ja das kann ich verstehen. Kannst du mir mehr über ihn erzählen? Woher er kommt, wie er heißt oder so?"

"Tut mir leid, aber mehr kann ich dir nicht erzählen. Das waren alle Infos, die ich dir im Moment geben kann."

"Aber warum? Ist es, weil du mir nicht mehr vertraust?" fragte sie und ich konnte hören, dass es ihr in dem Moment wirklich leid tat.

"Nein das ist nicht der Hauptgrund, ich konnte es dir vorher auch schon nicht erzählen."

"Wirst du mir es denn jemals erzählen?"

"Wahrscheinlich ja, aber ich weiß noch nicht genau, wann dieser Zeitpunkt sein wird."

"Okay, aber eine Frage habe ich noch, wie lange seit ihr schon zusammen?"

Ich überlegte kurz, wenn sie ganz clever ist, dann könnte sie nach meinem nächsten Satz zusammen zählen, von wo mein Freund wahrscheinlich herkommen könnte.

"Seit letztem Sommer." war alles was ich sagte, bis ich mich wirklich umdrehte und den Raum verlassen wollte. Ich war schließlich schon viel zu lange verschwunden und ich meine wir wissen alle, was gedacht wird, wenn man so lange auf der Toilette ist.

"Mara...Es tut mir wirklich leid, das ich dir nicht vertraut habe und dir Tagelang hinterher spioniert habe. Die Mädels und ich vermissen dich in unserer Clique. Ich weiß, dass ich dein Vertrauen missbraucht habe, aber es wäre schön, wenn du wieder zu uns zurück kommen würdest." sagte sie traurig und ich konnte hören, dass sie es anscheinend wirklich eingesehen hatte. Dennoch brauchte ich etwas Zeit um vielleicht wieder zu den Mädels zurück zu kehren. Ich nickte ihr nur zu, hoffte das sie das gesehen hat und ging dann. 

Auf den Unterricht konnte ich mich für den Rest des Tages allerdings nicht mehr wirklich konzentrieren und so war ich froh, als ich am frühen Nachmittag das Schulgebäude hinter mir lassen und nach Hause gehen konnte. Ich machte mir dort schnell was zu essen, bevor ich mich in mein Zimmer an den Schreibtisch setzte und meine Unterrichtssachen auspackte. In knapp 4 Wochen waren die Vorklausuren und bis dahin muss der Stoff dafür sitzen. Am späten Nachmittag skypte ich dann mit Jimin. Bei ihm war es zwar schon nach Mitternacht, dennoch sind die Jungs erst kurz vorher von den Proben für einen weiteren Auftritt bei einer Awardshow nach Hause gekommen. Er und die Jungs wussten, dass in knapp 10 Tagen ihr Manager wieder hierher nach Deutschland kommen würde und das ich dann meinen Vertrag unterschreiben werde und sie konnten es kaum abwarten, bis alles endlich mit dem Vertrag besiegelt wurde. 

Nachdem Jimin und ich beide aufgelegt hatten, ging ich runter zu meinen Eltern, welche mittlerweile von der Arbeit gekommen waren und schaute mit ihnen Fernsehen, bis ich dann schließlich duschen und ins Bett ging.

Die nächsten 10 Tage gingen ohne besondere Vorkommnisse vorbei und nun stand ich hier bei uns in der Küche und wartete darauf, dass der Manager in knapp 10 Minuten kommt. Meine Mutter saß im Esszimmer am Tisch und trank ihren Kaffee. Sie hatte extra alle ihre Termine für diesen Tag abgesagt, um sich den Vertrag und alles genau angucken zu können. Als es an der Tür klingelte stellte sie ihren Kaffee an Seite, machte die Tür auf und begrüßte den Manager und einen weiteren Mann, wahrscheinlich den Anwalt in einem perfekten Koreanisch. Ich eilte meiner Mutter hinterher und sah in die leicht verwirrten Gesichter der beiden Männer, welcher offensichtlich nicht damit gerechnet hatten, dass meine Mutter perfekt Koreanisch sprach. 

Ich begrüßte beide freundlich, stellte ihnen meine Mutter vor und bat sie, mir ins Esszimmer zu folgen, wo wir uns dann auf die Stühle setzten. Meine Mutter und ich auf die eine Seite und der Manager und der Anwalt auf die andere Seite. Der Anwalt holte einen bereits vorbereiteten Vertrag heraus und legte ihn vor uns auf den Tisch, bevor er uns kurz und knapp die Einzelheiten des Vertrages erläuterte. Es war ein einfacher Ein Jahres Vertrag, welcher im August dieses Jahr startete und bis August nächstes Jahr anhielt. 28 Tage Urlaub im Jahr und eine Geheimhalteklausel, welche mir Verbot, Geheimnisse oder nicht bestätigte Fakten der Jungs und des Entertainments preis zu geben. Des weiteren, so erklärte mir der Anwalt, hatten sie entschieden, mich als Co-Choreografin einzustellen, da ich als Dolmetscherin zu stark in die Öffentlichkeit gestellt werde. Ich hatte 3 Monate Probezeit, in welcher geschaut wird, ob ich in dieser Position weiter arbeiten darf oder ob ich woanders eingesetzt werde. 

Nachdem der Anwalt fertig gesprochen hatte, schaltete sich der Manager und erklärte mir, dass ich, da ich als Co-Choreografin arbeiten würde, auch bei allen Touren, Konzerten etc. mit ins Ausland reisen würde. 

Meine Mutter hatte bislang nur stumm zugehört, zog sich nun allerdings selber den Vertrag zu sich um ihn noch einmal zu lesen. Als sie fertig war, sah sie wieder auf: "Sie sagten, dass meine Tochter bei allen Auftritten und Konzerten mit ins Ausland reisen würde, wer bezahlt denn das?"

"Da müssen sie sich keine Gedanken drüber machen, denn alle Reisen werden komplett von Big Hit übernommen und finanziert. Ihre Tochter müsste nur, ich nenne es mal "Taschengeld" mitnehmen, wenn sie sich dort etwas kaufen möchte, was nicht von uns bezahlt wird. Allerdings sollte das bei dem Gehalt, was sie monatlich verdient, auch kein Problem darstellen." erklärte der Manager und fügte dann noch hinzu: "Außerdem braucht sie ja auch keine Miete zahlen, weil sie bei Jimin und den Jungs im Dorm wohnen wird und ich bin mir ganz sicher, dass Jimin sie sowieso auf Händen tragen wird."

Meine Mutter schien zu überlegen und lächelte mich dann irgendwann an: "Du kannst unterschreiben, wenn du willst. Der Vertrag sieht sehr professionell und ordentlich aus und wenn es nach wie vor dein Traum ist, stehen dein Vater und ich dir nicht im Weg. Allerdings werden wir dich auf jeden Fall mal besuchen kommen, immerhin wollen wir deinen Freund auch irgendwann mal persönlich kennenlernen." 

Ich brauchte wie immer einen Moment um das zu verarbeiten, innerlich hatte ich mich schon darauf gefasst gemacht, dass ich meine Mutter überreden musste, desto mehr freute ich mich, dass meine Mutter nichts dagegen hatte. Ich sprang auf und jubelte, anschließend schnappte ich mir den Stift, welchen der Anwalt mir reichte und unterschrieb feierlich meinen Vertrag. Wir redeten noch eine Weile, bis sich die beiden von meiner Mutter und mir verabschiedeten. Es war zwar erst früher Abend, allerdings ging ihr Flug zurück nach Korea morgen in der Früh. Schon heftig, wenn man mal darüber nachdachte, dass sie nur wegen mir den weiten Weg gekommen sind. 

Kurz nachdem sie weg waren, kam auch mein Vater nach Hause und ich erzählte ihm freudig, dass ich meinen Vertrag unterschrieben hatte. Nach dem Abendessen holte mein Vater dann eine Weinflasche aus dem Keller und gemeinsam stießen wir an. In 3,5 Monaten würde ich offiziell ans andere Ende der Welt ziehen. Vorher hatte ich zwar noch einige Hürden in Form von meinen Abiturprüfungen, aber es dauerte nicht mehr lange, bis sich mein Leben komplett verändern wird.   

When I met him...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt