c h a p i t r e 39

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pov. Katharina

Wie Lilou es wollte ließ ich all meine Kontakte spielen und sorgte dafür, dass es offiziell hieße sie sei im Schlaf an einem Herzinfarkt gestorben. Mein Vater ist seit dem dauerhaft am trinken und Cynthia ist wohl auch nicht ganz nüchtern geblieben während meine anderen Schwestern sich komplett abgekapselt hatten.

Meine Freunde belegten die Gästezimmer unserer Villa und ich saß grade in meinem Zimmer und starrte auf die schwarze Urne vor mir. „Oh, ich dachte du schläfst schon." murmelte Maxi welcher mein Zimmer vorsichtig betrat „Kiki ist dadrin." erklärte ich und starrte weiter auf die Urne. „Was?" fragte Maxi verwirrt, ich deutete mit meinem Zeigefinger auf die Urne und erklärte: „In der Urne.". „Ich hab sie einäschern lassen so wie sie es wollte und heute brachten sie die Urne." murmelte ich „Sie ist hübsch oder?" fragte ich Maxi. „Einäscherung ist eine eigenartige Sache. Ich glaube nicht, dass ich das will. Auch wenn es poetisch ist wegen der biblischen Assoziationen. Erde zu Erde, Asche zu Asche. Das ist schön." stellte ich fest. „Komm leg dich jetzt hin." schlug Maxi vor „Du kannst in meinem Arm einschlafen." bot er an „Ich will nicht verbrannt werden. Vielleicht spende ich meinen Körper der Forschung. Das wäre schön, ich glaube das werde ich tun." legte ich fest und stand auf. „Wo gehst du hin?" fragte Maxi mich besorgt „Ich glaube ich kann nicht mit Kiki in einem Zimmer schlafen." erklärte ich, schnappte mir die Urne und verließ das Zimmer. In der Küche traf ich auf Jolina welche den Kühlschrank plünderte, ich stellte die Urne ab und sah zu Markus Freundin „Tut mir leid, Markus braucht nur irgendwas zum einschlafen." murmelte sie „Schokopralienen, zweites Fach links." erwiderte ich müde und schüttete mir ein Glas Wein ein. „Du solltest nicht alleine trinken." murmelte sie und öffnete sich eine Softdrinkdose „Auf Lilou." hauchte sie „Auf Lilou." wiederholte ich ihre Worte. „Kannst du gut mit Worten umgehen?" fragte ich sie „Was?" wollte Jolina verwirrt wissen „Ich muss bis morgen eine Trauerrede schreiben und könnte Hilfe gebrauchen." erklärte ich. „Kannst du sowas gut?" wollte ich wissen „Nein, eher nicht." enttäuschte mich diese „Im Prinzip kannte ich Lilou nicht." ergänzte sie. „Das tat niemand." schmunzelte ich „Vielleicht schreibst du einfach nichts auf. Geh da oben rauf und hör auf dein Herz." schlug sie ruhig vor. Ich fing an zu lachen „Entschuldige. Aber das hat sie mir mit Absicht angetan. Das ist ihre letzte Kränkung, ihre letzte Grausamkeit. Sie wählt mich aus damit ich vor allen Leuten lüge." murmelte ich. „Wieso solltest du denn lügen?" fragte sie verwirrt „Glaub mir, die Wahrheit will niemand wissen." antwortete ich und trank einen Schluck aus meinem Glas. „Auch wenn es nicht hilft, es tut mir leid. Ich kann mir nicht vorstellen was das für ein Gefühl ist." hauchte sie, ich seufze nahm die Flasche Wein vom Tisch und schüttete den Rest in den Ausguss. „Wenn du reden willst, ich bin da. Und wenn du es nicht willst, meine Lippen sind versiegelt. Wie auch immer, wenn wir morgen in der Kirche sind dann geh nach oben und sag was du sagen willst. Trauerfeiern sind nicht für die Toten, sie sind für die lebenden sie Helfen uns zu überleben wenn es uns so vorkommt als würde die Trauer uns umbringen. Der morgige Tag ist für dich. Sag was immer du sagen willst." erklärte Jolina.

Und nun stehe ich tatsächlich vor dem Rednerpult der Kirche und blickte auf die Gemeinde an Angehörigen, Jolina lächelte und nickte mir zu woraufhin ich mich räusperte. „Meine Mutter sagte immer, dass wir nicht in der Öffentlichkeit weinen sollten, die Dubois täten so etwas nicht. Falls wir weinen wollten, sollten wir das in der Abgeschiedenheit unseres Hauses tun oder besser noch in der Abgeschiedenheit des eigenen Zimmers. Und ich bemühe mich dem hier heute nachzukommen. In ihren 57 Jahren hat Lilou meine Schwestern und mich vieles gelehrt. Solange ich mich erinnern kann hat sie von uns gefordert, dass wir uns nicht mit dem zweitbesten zufrieden geben. Nur gut zu sein war nicht akzeptabel. Wir mussten überragend sein, bei allem was wir taten. Lilou war nicht der Ansicht, dass jeder der sich bemüht hat ein Lob verdient hat. Was meine Mutter tat, tat sie mit ganzer Kraft. Sie hat mehr gemeinnützige Arbeit geleistet als jeder den ich kenne, sie war ein angesehenes Mitglied der Gemeinde in Versailles. Doch auch wenn ihre gemeinnützigen Pflichten sie extrem beanspruchten hat sie Zeit für ihre Familie gefunden. Meine Mutter war eine Frau die Leistung immer über alles stellte, ich glaube dieser Überzeugung ist sie bis zu ihrem Tod treu geblieben. Möge sie in Frieden ruhen." beendete ich meine Rede und setzte mich wieder zwischen meinen Vater und Cynthia.

Gegen Abend als die Trauerfeier ihr Ende fand, fand ich Cynthia auf der Bank in unserem Garten vor. „Cynthia was treibst du hier?" wollte ich von ihr wissen „Ich trinke auf Lilou." grinste sie und trank einen Schluck aus ihrer Flasche. „Ich hab sie nie besoffen erlebt. Man kann über sie sagen was man will aber sie konnte einiges vertragen." ergänzte sie „Komm wieder ins Haus. Ich mache dir einen Kaffee." bot ich ihr an. „Oh nein." widersprach sie mir „Wie kommt es, dass wir beide so verkorkst sind?" wolltest dann wissen „Wir sind Menschen und haben Gefühle." erklärte ich ihr. „Obwohl Lilou uns ein gutes Vorbild war." ergänzte ich „Darauf trinke ich." grinste Cynthia und nahm einen weiteren Schluck aus ihrer Flasche. Ich sah ihr eine Weile in die Augen bis ich mich dazu entscheid ihr die Wahrheit zu erzählen „Cynthia... es war Selbstmord." erklärte ich ihr. „Es war kein Herzinfarkt sie hat... Schlaftabletten genommen." hauchte ich „Das ist ja wieder typisch oder?" wollte Cynthia wissen. „Ich habe Zeit meines Lebens über andere geurteilt weißt du? Ich bin sowas von voreingenommen. Das ist einer der wenigen Charakterzüge die ich von Lilou habe. Früher hätte ich das absolut für Schwäche gehalten. Selbstmord, das ist so feige! Was hat sie sich dabei gedacht? Wie konnte sie uns das antun? Aber als ich sie gefunden hab da dachte ich einfach nur... es ist aus. Menschen die das tun die denken nicht nach. Sie hat nicht gedacht, in Lilou ist etwas zerbrochen. Zerbrochen durch die Trauer. Sie ist in ihrer Trauer ertrunken. Was nicht heißt sie war egoistisch oder, dass sie uns nicht auf ihre Art geliebt hat." offenbarte ich meiner Schwester meine Gedanken. „Das hätte ich vielleicht gesagt. Hätte ich die Wahrheit sagen können, das wäre sie gewesen." erklärte ich, Cynthia und ich sahen uns Momente lang einfach nur in die Augen. „Na komm schon her." lächelte sie und öffnete ihre Arme woraufhin ich mich an sie kuschelte „An ihrem Hochzeitstag." lachte sie dann „Sie heiratet und bringt sich dann um." prustete sie „Und ich dachte wir können einfach mal normal sein." . „Ich komme immer gerne wenn du mich vermisst. Ruf mich an und ich komme hier her, wenn du willst schleppe ich auch Raban mit." grinste ich „Das wäre schön." gestand sie mir. „Alles für meine Lieblingsschwester." lächelte ich „Dito." erwiderte sie und hielt mir die Flasche hin woraufhin ich einen kräftigen Schluck daraus trank.

Und hiermit bekommt unser Drama nochmal einen kleinen Abschluss.
Ich lieb Jolina und ihre Art einfach so sehr.
Und irgendwie lieb ich dieses Gespräch von Maxi und Katharina am Anfang...
Was sagt ihr zu Katharinas Rede und ihrem Gespräch mit Cynthia am Ende?
Ich freue mich sehr über Feedback & einen Stern ⭐️ wenn es euch gefallen hat. ❤︎

˗ˏˋ goldene Funken'ˎ˗ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt