c h a p i t r e 1

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pov. Katharina

Ich brauche ein wenig Zeit. Um unbeschwert und glücklich zu sein.

Mit diesen Worten hatte ich mich von meiner Mutter verabschiedet und mich in den nächsten Flieger nach Deutschland gesetzt.
Und nun stand ich hier in der Halle des Münchener Flughafens und wartete darauf, dass meine Tante und mein Cousin mich abholen würden.
Mein Blick glitt schnell zwischen all diesen fremden Menschen hin und her, ich studierte die Gesichter der umherhetzenden Menschen.
Ein Mann im Anzug rannte hektisch an mir vorbei und fluchte vor sich hin panikend darüber, dass er seinen Flug nicht mehr bekommen würde und deshalb sein Meeting verpasst. Mein Blick schwiff zu einem kleinen Mädchen welches glücklich auf dem Kofferberg saß welcher auf dem Wagen gestapelt war welchen ihr Vater schob. Sie spielte mit einer Strähne ihrer zwei Zöpfe und hielt mit der anderen den Zipfel des Cardigans ihrer Mutter welche neben dem Wagen herschlenderte.
Die Beine des Mädchens baumelten jeweils an den Seiten des Koffers auf welchem sie saß und vor ihr lag eine Aufgeschlagene Zeitschrift mit bunten Bildern.
Ich löste meinen Blick von der Familie und sah mich weiter um, ich blickte in die Gesichter gestresster Geschäftsleute, vorfreudiger Urlauber, bereits angetrunkener Jugendlicher welche ihren Schulabschluss grade bekommen hatten oder in ihre letzten Sommerferien starteten.
Mein Blick schwiff weiter durch die bunten Menschenmassen bis ich in zwei braune Augen blickte. Sofortig bildete sich auf meinen Lippen ein breites Grinsen als der rothaarige Besitzer dieser Augen auf mich zugestürmt kam und sich förmlich in meine Arme schmiss. Ich nahm den ein Jahr jüngeren Jungen in meine Arme und musste leicht kichern als mir die Blicke der Flughafenbesucher auffielen. „Ich habe dich vermisst." murmelte Raban in meine Haare und schloss mich noch enger in seine Arme „Und ich dich erst." murmelte ich lächelnd „In diesem Irrenhaus hätte ich es aber auch nicht mehr lange ausgehalten." ergänzte ich.
„So schlimm?" wollte er wissen „Du kennst die drei doch." schnaubte ich und wir beide schmunzelten uns an bei dem Gedanken an meine Schwestern und seine Cousinen. „Wie sieht's aus? Willst du mich denn nun auch mal begrüßen?" ertönte eine Stimme hinter Raban „Tante Natascha!" rief ich erfreut und wurde sofort von dieser in eine Umarmung gezogen. Die damals so strenge und ernste Frau welche ihrer Schwester wirklich verdammt ähnlich war hauchte mir einen Kuss auf den Scheitel. Als ich ungefähr 10 war hatte Natascha im Gegensatz zu meiner Mutter jedoch gemerkt, dass man seinen Kindern nicht nur ein Dach über dem Kopf sondern auch Liebe schenken sollte. Sie konnte Raban in seiner Kindheit dann doch noch eine gute Mutter sein und war auch für mich da wie meine Mutter es eigentlich hätte sein sollen.

Gemeinsam traten wir mit meinem Gepäck aus dem Flughafen und stiegen in Nataschas Auto „So und jetzt erzähl mal, wie war Frankreich so?" wollte meine Tante wissen. „Frankreich an sich war wundervoll nur die Menschen mit denen ich dort gelebt habe waren anstrengend." antwortete ich und pustete mir genervt eine Strähne aus dem Gesicht. „Sie sind deine Schwestern, so schlimm können sie doch nicht sein." widersprach sie mir sofort „Du musstest dich ja auch nie mit ihnen rumschlagen, das Babysitten hast du ja immer schön an Raban abgeschoben." lachte ich. „Pfff Babysitten... Die haben mich mit Lockenwicklern und pinken Schleifen im Haar herumlaufen lassen." grummelte der eben von mir Erwähnte „Also ich fand die rosa Schleifen standen dir wunderbar Rabarbalein." mit gespielter Entzückung und viel zu hoher Stimme glichen meine Worte schon fast perfekt denen meiner Schwestern. „Mama können wir sie nicht doch wieder Umtauschen?" fragte Raban quengelig und hörte dich an wie ein kleines Kind welchem man grade den Lolli geklaut hatte. „Gerne ich kann dir als Austausch gerne Marie-Claire-Beatrice, Hannelörchen oder Cynthia vorbei schicken." antwortete ich ihm dann wieder normal und grinste. „Nein alles gut tu dir keinen Zwang an." schrie Raban schon fast und Natascha und ich fingen direkt an zu lachen „Aber sonst war Frankreich schön?" fragte meine Tante. „Zu schön." murmelte ich gedankenverloren „Zu schön?" fragte Raban und sah mich besorgt an „Ich und Neal sind getrennt... War zu erwarten. So perfekt wie alles war hätte es niemals echt sein können. Aber ich bin drüber hinweg, denke ich. Mach dir bitte keinen Kopf. " antwortete ich und lächelte Raban beruhigend an „Aber genug von mir, wie geht es den Anderen?" fragte ich dann.

Mit den Anderen meinte ich seine Fußballmannschaft, als ich noch hier in Grünwald gewohnt hatte bin ich ihnen das ein oder andere Mal begegnet.
Außer mit Vanessa, Joschka und Markus hatte ich jedoch nicht wirklich viel mit ihnen zu tun. „Denen geht es gut, wir treffen uns später bei Vanessa im Garten. Du kannst ja gerne mitkommen. Dann kannst du auch den Rest kennenlernen." erklärte mein Cousin. „Raban deine Cousine ist grade erst wieder in Grünwald angekommen." seufzte Rabans Mutter „Alles Gut Natascha, ich würde die Truppe gerne mal wieder sehen." lächelte ich. „Na gut aber seid bitte leise wenn ihr wiederkommt ich muss morgen früh raus." bat sie uns „Natürlich, ich achte drauf, dass unser kleiner Tollpatsch hier nicht zu viel Lärm macht." grinste ich.
„Du bezeichnest mich als Tollpatsch? Bist du dir mal selber begegnet?" fragte Raban und wir mussten leicht lachen.

Ja nicht nur vom Aussehen her war ich meinem Cousin sehr ähnlich sondern auch vom Verhalten und einigen Charakterzügen. Im Gegensatz zu meinen Schwestern welche aussahen wie drei blonde, blauäugige, pinke, Tütü tragende Teletubbies sah ich laut meiner Tante aus wie eine weibliche Version ihres Sohnes.
Wenn ich nicht ein Jahr älter wäre meinte sie, könnten Raban und ich Zwillinge sein, wir beide hatten schokoladenbraune Augen, wellige, kupferfarbene Haare, und das gleiche Lächeln.

Grünwald
Landkreis München

Das gelbe Ortsschild war schon von Weitem zu erkennen und kurze Zeit später hielten wir auch schon in der Einfahrt des Hauses meiner Tante.
Raban und seine Mutter halfen mir dabei meine Koffer und Taschen ins Haus zu tragen und Raban führte mich direkt die Treppe hoch in mein altes Zimmer welches ich hier hatte. Im Gegensatz zu früher war die Einrichtung mittlerweile jedoch auf meinen Geschmack abgestimmt. Keine pinken Wände mehr und auch die grässlichen Möbel waren durch neue ersetzt worden. Das Zimmer sah nun viel größer aus, es war in Cremetönen gehalten auch das ehemals kleine Fenster war nun größer und durchflutete den Raum mit Sonnenlicht. Sogar ein eigenes Bad schloss nun an mein Zimmer an. „Ich wünsche euch beiden ganz viel Spaß bei Vanessa später, ich muss jetzt aber auch los. Es gibt ein paar Probleme in der Firma." riss meine Tante mich aus dem Staunen und verschwand auch direkt wieder.
Raban half mir dabei meine Sachen einzuräumen und holte mir dann zwei Handtücher aus dem Schrank im Flur „Ich will nicht sagen, dass du stinkst aber man merkt dir den stundenlangen Flug deutlich an." murmelte er dann. Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf „Alles gut, ich hatte sowieso vor duschen zu gehen, ich weiß, dass ich grade so rieche als hätte ich zwei Tage im Auto gelebt." antwortete ich ihm und verschwand mit den Handtüchern und frischen Sachen im Bad.

Fertig geduscht und umgezogen ging ich zu Raban ins Zimmer und schmiss mich zu ihm aufs Bett „Ich hab dich echt vermisst." murmelte ich „Ich dich auch." erwiderte er grinsend während wir beide die Decke des Zimmers anstarrten. „Bereit die Anderen zu treffen?" fragte er mich und sah mich abwartend ab, ich nickte „Na dann, worauf warten wir noch?" wollte er wissen, und sprang von seinem Bett, er hielt mir seine Hände hin um mich hoch zu ziehen. Nachdem ich mir von ihm auf die Beine habe helfen lassen sah ich ihn fragend an „Wie kommen wir überhaupt dahin? Mein Motorrad steht noch in Frankreich.". „Na du fährst bei mir mit, und Markus baut dir bestimmt ein Neues wenn du ihn ganz lieb fragst." antwortete Raban schmunzelnd „Na dann, los gehts. Wer als erstes unten ist." grinste ich und wir stürmten die Treppe wie kleine Kinder herunter. „Gewonnen!" rief ich erfreut als ich vor Raban durch das Garagentor stolperte „Und der Gewinner darf fahren." legte ich fest „Keine Chance Kathi, so sehr ich dich auch lieb habe. Ich lasse dich nicht fahren." widersprach Raban mir und stieg auf das Motorrad.
„Blödmann." grummelte ich „Du kannst auch laufen." antwortete er darauf und zog eine Augenbraue hoch „Okay, okay. Ich geb ja schon nach." sagte ich dann und schwang mich hinter ihm auf das Motorrad. „Gut festhalten, wir wollen ja nicht, dass meine letzte normale Cousine auch noch einen Gehirnschaden erleidet." lachte er dann.

Herzlich willkommen zu meiner ersten Geschichte...
Es freut mich, dass ihr euch dazu entschieden habt mal vorbei zu gucken und hoffe, dass der Anfang euer Interesse geweckt hat und ihr daran interessiert seid weiterzulesen.
Ich freue mich sehr über Feedback & einen Stern ⭐️ wenn es euch gefallen hat. ❤︎

˗ˏˋ goldene Funken'ˎ˗ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt